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Wirtsehaf'ts- und Verkehrskarte.
daß von der jetzt üblichen Straßensignatur mit ihrem Drum und Dran nicht abgegangen
zu werden brauchte und nur innerhalb des Wegzeichens selbst die Signaturbereicherung
vorgenommen würde. Sind die Doppellinien der Wegsignatur zu eng aneinander,
wie auf den Karten in 1:100000 bis höchstens 1 -.500000 — denn es handelt sich hierbei
nur um großmaßstabige Karten —, dann muß man mit der einfachen Strichsignatur
auszukommen suchen, höchstens wäre noch der Punkt zu gebrauchen. Es würde sich
die Reihe C in Bild 24 empfehlend in Erinnerung bringen. Daß sich nach diesem System
selbst für einfache Linien Neigungsangaben bewerkstelligen lassen, bedarf wohl weiter
keiner nähern Ausführung.
Eine ähnliche, aber nur kümmerliche Bezeichnung ist auf der Deutschen Straßen
profilkarte für Rad- und Motorfahrer in 1:800000, und zwar auf der Ausgabe B —
Ausgabe A ist in Profilmanier, s. oben Mittelbach — versucht worden, worauf durch
eng aneinander liegende Querstrichel innerhalb der doppellinigen Straße die starke
Steigung (über 8°/ 0 oder 1:12y 2 oder rund 4 2 / 3 °) und durch weit voneinander liegende
die geringe Steigung (über 5 bis 8°/ 0 oder 1:20 bis 1:12 1 / 2 oder rund 8 bis 4 2 / 3 °) aus
gedrückt wird. Rote Kreuze bedeuten gefährliche Stellen.
Im ersten Bande der Kartenwissenschaft habe ich S. 388, 389 in einem besondern
Abschnitt über die mangelnde Angabe von Entfernungen, Gefälle und Steigung
gesprochen, insonderheit auf den topographischen Karten. Es wird nachgerade Zeit,
daß sich die großmaßstabigen offiziellen Karten des Inlandes sowohl wie des Auslandes
auch um die hier vorgeschlagenen oder ähnliche Verbesserungen bzw. Erweiterungen
der Straßensignaturen kümmern.
232. Die Verkehrswege in ihrer Abhängigkeit von physischen Erscheinungen.
Die geographische Wissenschaft von heute stellt an die Verkehrskarte eine Reihe anderer
Aufgaben als bloß die Registrierung und Zeichnung der Verkehrswege. Noch kann
sie allen Aufgaben nicht gerecht werden, aber das Bemühen tiefem wissenschaftlichen
Anforderungen nachzukommen wird mehr und mehr ersichtlich. Die Karte ist zwar
nicht da, um Gründe zu offenbaren, sondern mehr um Tatsachen zu veranschaulichen.
Und dennoch kann die angewandte Karte nicht immer die Gründe verschleiern, insonder
heit wird man unter Umständen von der Karte der Verkehrswege die Begründung
der verschiedenen Verkehrsmöglichkeiten verlangen. Die Physik des Erdballs ist
das Leitseil in diesem Labyrinth allmöglicher Gründe. Wo die Physik versagt, wird
die Historie helfend einspringen. Die Verkehrskarte wird die Untersuchungen nach
dieser Richtung hin teils erleichtern teils ihnen einen generellen Abschluß verleihen.
Die Untersuchung über die Abhängigkeit der Verkehrswege von den physischen
Erscheinungen der Erde ist bisher selten angestellt, geschweige denn kartographisch
versinnbildlicht worden. Betrachtet man eine Verkehrskarte von Europa oder von
Deutschland, die keine Geländezeichnung besitzt, wird das Kartenbild deutlich zeigen,
wo Bergland und wo Ebene das Land beherrschen, wie große Becken und Ebenen den
Verkehr, insbesondere Verkehrszentren begünstigen. Ferner kann die Verkehrskarte
über die geologische Beschaffenheit des Untergrundes der Verkehrsstränge Aufschluß
geben. Eine gute Wegekarte von Rußland zeigt die ausgebauten Wege ungefähr bis
zur Grenze der Eisbedeckung, weil bis dahin der diluviale Schotter geeignetes Weg
baumaterial liefert. Schwieriger ist es schon bei einer Wegekarte von Deutschland
auf die Bodenbeschaffenheit schließen zu wollen. Interessant würde beispielsweise
eine Eisenbahnkarte sein, auf der durch buntfarbige Stränge einmal die Dauerhaftig