Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Wesen und Aufgaben der Verkehrskarte. Allgemein Methodisches. 
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keit des Untergrundes, ein andermal die Kilometerkosten in den verschiedenen Teilen 
des Landes gekennzeichnet würden. Derartige Karten würden als echte Qualitäts 
karten bereits zu den gehobenem Verkehrskarten gehören. Die gleiche Methode auf 
größere Gebiete angewandt, wie auf Afrika, Asien, Amerika, würde merkwürdige 
Schlaglichter auf den Bau von Verkehrswegen und zur Anthropogeographie des Ver 
kehrs werfen, und noch viel eigenartigere, wenn für die Tropen und tropennahen, 
sowie für Küstengebiete veranschaulicht würde, wieviel Menschenleben durchschnitt 
lich ein Kilometer zu bauen gekostet hat. 
Die Untersuchung über die Abhängigkeit der Verkehrswege von den klimatischen 
Erscheinungen der Erde ist bisher gleichfalls selten angestellt worden, noch seltner 
kartographisch versinnbildlicht worden. Eingehendere Verkehrskarten des Nord- 
atlantischen Ozeans zeichnen die Sommer- und Winterwege der Dampfer von Europa 
nach Nordamerika; der Sommer-Herbstweg schmiegt sich mehr der orthodromen, 
also der kürzesten Verbindung zwischen beiden Gestaden an. Der andere Weg biegt 
infolge der von Norden her treibenden Eisberge bei Neufundland nach Süden aus. 1 
Eine Karte der Segelrouten der Erde läßt auffällig erkennen, wie der Segler immer 
den Regionen regelmäßig wehender Winde zustrebt und widrige Winde tunlichst 
meidet. Der Abhängigkeit der Landwege von klimatischen Erscheinungen ermangelt 
neben einer gründlichen wissenschaftlichen Untersuchung jegliche kartographische 
Veranschaulichung. 
Der Bedeutung der Küsten für den Verkehr hat man bereits größere Beachtung 
geschenkt. Bestimmte morphologische Küstentypen sind zugleich auch bestimmte 
verkehrshindernde bzw. verkehrsfördernde Küstentypen. So ist die Riasküste, die 
wohl gute Hafenanlagen aber kein Hinterland besitzt und somit den Charakter der 
Insularität trägt, wenig für den Verkehr geeignet. Küste, Bodengestaltung und all 
gemeine geographische Lage weisen den Verkehrswegen die Richtung. Die physikalische 
Karte Persiens zeigt, daß die Haupt Verkehrswege des Landes immer ostwestliche 
Richtung verfolgen und Indien auf dem Lande zustreben. Ein Transitweg zum Per 
sischen Golfe wird sich innerhalb des persischen Reiches nie zu einer Weltroute ent 
wickeln, da Persien im Süden kein Ziel hat und wirklich große Verkehrswege sich nicht 
im rechten Winkel brechen, wie die südpersische Küste zu dem vorderindischen Ver 
kehrsgebiete. 1 2 
233. Die Verkehrswege (und der Verkehr) im historischen Lichte. Nehmen wir 
Verkehrskarten aus den verschiedenen Jahrhunderten zur Hand, haben wir das beste 
Vergleichsmaterial sowohl in verkehrsgeographischer wie kulturhistorischer Beziehung. 
Lehrreich sind die kartographisch historischen Untersuchungen über die Entwicklung 
einer bestimmten Verkehrsart. Die Entwicklung des Eisenbahnnetzes hat schon einige 
mal den Vorwurf zu historischen Karten gebildet. 3 Diese Karten sind nicht schwer 
zu konstruieren, da sie eine verhältnismäßig kurze Verkehrsperiode überblicken. Dank 
barer, aber auch schwieriger sind die über die Landstraßenzüge, bei denen man in 
1 Man vgl. die offiziellen deutschen und nordamerikanischen Monats- und Vierteljahrskarten 
des Nordatlantischen Ozeans. 
2 Vgl. P. Rausch v. Trauchenberg: Oie Haupt Verkehrswege Persiens. Versuch einer 
Verkehrsgeographie dieses Landes. Mit 1 K. Halle 1898. Vgl. ferner N. P. Passek: Schematische 
K. v. Persien (russisch). Moskau 1912. 
3 W. Koch: Historische K. des europäischen Eisenbahnnetzes. 1. Ausg. v. 1. Okt. 1872. 
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