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Wesen und Aufgaben der Verkehrskarte. Allgemein Methodisches.
es sich fast bei allen andern Pässen nachweisen läßt und bereits nachgewiesen ist,
wie bei den Sudetenpässen 1 u. a.
Die historisch kartographischen Untersuchungen über Verkehrswege, unter denen
die bedeutendsten bis jetzt die von Miller über die Peutingersche Tafel sind 1 2 3 , schließen
nicht immer an Einzelwege an, wie die oben genannten oder die „Richtige Marsch
Charten der Saltzburgischen Emigranten oder deren Zug aus Saltzburg durch das
Reich in die Königl. Preußische Lande“ 13 ; sie umfassen teilweise verschiedene Ent-
wicklungsjperioden, wie es D. Carruthers auf seiner Karte befolgt hat 4 , auf der die
wichtigsten Verkehrsstraßen verzeichnet werden, die im Laufe der Zeit (seit 1523)
zwischen Aleppo bis Basra begangen wurden. Eine wertvolle Karte fügte Er. Stüwe
seiner mit Auszeichnung gekrönten Preisschrift „Die Handelszüge der Araber unter
den Abbasiden durch Afrika, Asien und Europa“ bei. 5
Die historischen Untersuchungen, die von einem kartographischen Niederschlag
begleitet sind, werden ständig ihren Wert behaupten, vorausgesetzt, daß die Karte
das Ergebnis einer sorgfältigen historischen Analyse und Synthese ist. Wird sie durch
die Verkehrswege bereichert — was leider fast nie geschieht —, steigert sich ihr Wert;
denn zweifellos tritt sodann die kulturelle Bedeutung mancher Geschichtsperioden
viel auffälliger in die Augen. Schließlich geht alles, wie wir eingangs durchblicken
ließen, auf einen Vergleich hinaus.
Ebenso dankbar, aber nicht leicht zu konstruieren, sind die Vergleichs karten
innerhalb einer bestimmten Kartengruppe, z. B. von Isochronenkarten (s. § 247).
Die verkehrscharakteristischen Zeitabschnitte sind besonders herauszuarbeiten. Lnter
bestimmten Voraussetzungen können sie auf ein Blatt vereint werden, wie es W. Schjer-
ning versucht hat. 6 Die Einzeldarstellung ist indes vorzuziehen, wie es bezüglich
des Gütertransportes W. Götz auf seinen fünf Isohemerenkarten ausgeführt hat,
die sein ausgezeichnetes Werk „Die Verkehrswege im Dienste des Welthandels“
schmücken. 7
234. l)ie Verkehrslandschaft. Die Betrachtung und Zeichnung der geographischen
Verbreitung der Verkehrsarten und Transportmittel führt unwillkürlich zur Heraus
schälung bestimmter größerer Verkehrslandschaften. Sie treten in weiten Regionen
auf, aber auch in engerer Begrenzung und wiederum recht vielseitig innerhalb eines
Staatsgebildes. Selbst bei der Betrachtung eines Verkehrsmittels wird man innerhalb
der politischen Grenzpfähle zu charakteristischen regionalen Verbreitungen hin
geführt. Bei den Eisenbahnen in ihrer Abhängigkeit vom orographischen Aufbau
1 Vgl. die Arbeit von Fox in der Festschrift des Geograph. Seminars zum Geographentag,
Breslau 1901, S. 178ff. — Ferner F. May wald: Die Pässe der Westkarpathen unter besonderer Berück
sichtigung der Paßstraßen der Sandsteinzone. Mitteilungen des Beskidenvereins, 1906.
2 s. oben S. 593 u. Anm. 2, S. 593.
3 Richtige Marsch Charten usw. Nürnberg 1732. [Un.-Bi. Göttingen.]
4 D. Carruthers: The great desert caravan route, Aleppo to Basra. G. J. LII, 1918, S. 157
bis 184. K. 1 : 4000000.
5 Friedrich Stüwe: Die Handelszüge der Araber usw. Eine v. d. Kgl. Ges. d. Wiss. zu Göt
tingen im Jan. 1836 mit Auszeichmmg gekrönt. Preisschrift. Mit 1 K. Berlin 1836. [Br. M. London.]
6 W. Schjerning hat z. B. eine derartige Karte seinen Studien über Isochronenkarten, Z.
d. Ges. f. Erdk., Berlin 1903, beigegeben.
7 Wilh. Götz: Die Verkehrswege im Dienste des Welthandels. Eine historisch-geogr. Unter
suchung samt einer Einleitung f. eine „Wissenschaft von den geograph. Entfernungen“. Mit 5 Karten.
Stuttgart 1888.