Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Wesen und Aufgaben der Verkehrskarte. Allgemein Methodisches. 
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die ältere, aber sehr sauber ausgeführte chorotopographische Karte der nördlichen 
niederländischen Provinzen von Krayenhoff weit in Schatten. 1 
Eine Karte, die in erster Linie Verkehrsinteressen dient, wird, wenn es der Maß 
stab erlaubt, alles das, was nur irgendwie den Verkehr berührt, zu veranschaulichen 
suchen. Ein Muster dieser Art ist die Karte der Verkehrsanstalten von Bayern, mit 
Württemberg und Baden. 1 2 Darauf sieht man ein- und zweigleisige Schienenwege, 
Sekundär-, Lokal- und Privatbahnen, Dampfstraßen- und Bergbahnen, die Straßen 
je nach der Unterhaltungspflicht als Staats-, Distrikts- und Gemeindestraßen. Die 
Postdienststellen und Postverbindungen in Bayern sind durch Linien und Zeichen 
in grellem Rot markiert; sie unterscheiden: Oberpostamt, Postamt, Postverwaltung, 
Postanlage, Poststelle, Telegraphen- und Telephonstation, sowie Post- und Botenpost 
verbindungen. Desgleichen sind die Bahn- und Bahnpostämter nach ihrer Bedeutung 
unterschieden worden. 
Die Poststraßen spielen trotz der Eisenbahn in den Alpenländern noch eine 
große Rolle. Die Poststraßen und Postbureaus der Schweiz sind öfters in Karten 
verzeichnet worden. 3 Auf der neuern, von A. Zwahlen und C. Meyer gezeichneten 
Verkehrskarte der Schweiz, 1:200000, ist der Schweizer Postverkehr besonders 
berücksichtigt, insofern durch schwarze Linien die Eisenbahnen, durch blaue die 
Dampfschiffkurse und durch rote Linien die Postwagenkurse unterschieden werden. 
Die Zahlen in den Linien beziehen sich auf das Postkursbuch. Zugleich werden auf 
der Karte, die nichts anderes als Orte und Verkehrswege zeigt, die Postbureaus, Tele 
graphenbureaus und Zollstationen verzeichnet. 
Aber selbst im Deutschen Reiche stammen aus neuerer Zeit Karten mit den 
Eisenbahnpostkursen. Auf der Karte von B. Mehner werden von 30 Eisenbahnpost 
ämtern die Kurse angegeben, die sie bedienen 4 ; sie heben sich trotz ihrer mannigfach 
abgeänderten schwarzen Liniensignatur ganz leidlich voneinander ab. Etwas ähn 
liches bringt, aber schon vervollkommneter — wie in Neuauflage — C. Lehmanns Bahn 
postkarte vom Deutschen Reiche 5 . Zur Klarstellung der Kurslinien der 83 Bahnpost 
ämter wird die Farbe gebraucht. 
Allüberall sehen wir, daß der begrifflichen Scheidung der Verkehrswege und 
Verkehrseinrichtungen auf den Verkehrs karten große Aufmerksamkeit geschenkt 
wird. 6 Gewiß haben sie dann auch den für Wegekarten bedeutend hohen Grad der 
Vollkommenheit erreicht, wenn sie klar und sinnfällig die Eisenbahnen von den 
Chausseen, den Karrenweg von dem Karawanenweg, den Kanal von der fahrbar ge 
machten Flußstrecke unterscheidet. Selbst innerhalb ein und derselben Wegeart kann 
die begriffliche Scheidung kartographisch sichtbar werden, wenn zum Beispiel auf 
1 Choro-Topographische Kaart der Noordelijke Provincien van het koningrijk der Neder- 
landen von Krayenhoff. 1829. [Un. Bi. Göttingen.] 
2 Nach amtlicher Leitung bearbeitet und ausgeführt von der Kgl. bayr. privil. Kunstanstalt 
von Piloty & Loehle. München 1895. 1 : 1 / 3 Mill. 
3 R. Leuzinger: Karte der Schweiz. 1 : 400000. P. M. 18(57. 
4 B. Melmer: Übersichts-Karte der Eisenbahn-Post-Course des Deutsch. Reichs, Kgl. württem- 
bergischen und bayrischen Postgebietes. Berlin, Cöln, s. a. (1873?). 
5 C. Lehmanns Bahnpost-Karte vom Deutschen Reiche. Mit einem Verzeichnis der Bahn 
posten im deutschen Reichs-Post-Gebiete, in Bayern und Württemberg. Bearbeitet von L. T. Schultz. 
12. Aufl. Berlin 1890. 
6 Vgl. E. Friedrich: Die Anwendung der kartograph. Darstellungsmittel auf wirtschafts- 
geograph. Karten. Leipzig 1901, S. 24.
	        
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