Wesen und Aufgaben der Verkehrskarte. Allgemein Methodisches.
643
karten begegnen uns erst seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Zu ihnen gehört
die „Neueste Telegraphen-Karte Deutschlands und der angrenzenden Länder“,
Halle 1852. 1 Auf ihr sind die Ortschaften durch gerade Linien verbunden, die je
nach ihrer Abänderung zeigen, ob sie preußische, bayerische, sächsische, württem-
bergische oder großherzoglich badische Telegraphenlinien sind. Eine primitive Tele
graphenkarte von Europa hatte H. Mueller zusammengestellt. 1 2 Etwas ausführlicher
war die „Spezial-Karte sämtlicher Telegraphen-Linien und Stationen des deutsch
österreichischen Telegraphen-Vereins“ 3 , worauf Telegraphenlinien für den internatio
nalen und für den internen Verkehr, sowie Stationen mit Tag- und Nachtdienst in
schwarzen Punkten und solchen mit vollem Tagesdienst in roten Punkten unter
schieden werden.
Wegen der ungemeinen Wichtigkeit des Telegraphen für den Nachrichtendienst
nimmt es nicht wunder, daß die einzelnen Länder den Telegraphenverkehr verstaat
lichten. Eine weitere Folge war die Veröffentlichung offizieller Telegraphen- und
Kabelkarten in Deutschland 4 sowohl wie im Ausland. Eine der besten Karten dieser
Art ist die vom Hydrographie department of the Admiralty in London herausgegebene
Telegraph chart of the world. 5 Kleine Kreise innerhalb der Kabellinien, entweder
mit innenstehenden Buchstaben oder mit Ziffern, weisen auf die Länder bzw. Ge
sellschaften hin, denen die Kabel gehören. Die britischen submarinen Kabel sind
in starken schwarzen Strichen ausgezogen, die fremden in feinem Strich-Punkt-
Linien und die Landtelegraphenlinien in feinen schwarzen Linien. Reicher und farbig
ausgestattet ist die Carte des communications télégraphiques du Régime Extra-
Européen, dressée d’après des documents officiels par le bureau internationale de
l’Union télégraphique, die W. Bonacker gezeichnet hat. 6 Während die britische
Karte in Mercatorprojektion, ist die von Bonacker im Grintenschen Netz entworfen.
Auf ihr sehen wir außer den verschiedenen Kabeln mit darangeschriebenen Zahlen
(Besitzverhältnisse!) die Ortschaften und Gegenden, die keinen Telegraphen- und
Kabelverkehr besitzen, wohl aber Verbindungen durch Radiofunk und optische
Telegraphie.
Die Funkentelegraphie hat den Bereich des Nachrichten Verkehrs außer
ordentlich vergrößert und dementsprechenden kartographischen Niederschlag ge
funden, nicht bloß von Staats wegen. P. Langhans brachte 1911 drei Funkentele
graphenkarten, von Westeuropa, Nordamerika und der ganzen Welt 7 ; sie sind nach
1 Neueste Telegraph.-K. Deutschlands u. der angrenzenden Länder. Halle 1852. [K. Bi. Berlin.]
2 H. Mueller: Telegraphen-K. von Europa. Glogau 1858. [H. u. St.-Bi. München.]
3 Special-K. sämtlicher Telegraphen-Linien u. Stationen des deutsch-österr. Telegraphen-
Vereins sowie der Zunahme u. Beförderung von Depeschen autorisierten Eisenbahntelegraphen-
Stationen nebst Bahnbetriebs-Linien. 1: 1000000. Berlin 1860.
4 Special-K. der Normal-Verbindungen der Telegraphen-Leitungen des Deutsch. Reichs,
bearbeitet im technisch. Bureau der kaiserl. General-Direktion der Telegraphen zu Berlin. 1875.
[Br. M. London.]
5 Telegraph chart of the world. Showing submarine cables, principal land lines, and wireless
telegraph stations open for commercial purposes. Compiled in the Hydrographie department of the
Admiralty. London.
6 Carte des communications télégraphiques etc. Dessin de W. Bonäcker. Äquatorial-
Maßstab 1: 25000000. Bern, 1. April 1923.
7 P. Langhans: Funkentelegraphenkarten. P. M. 1911, I. Halbbd. I. Westeuropa 1 : 5000000,
T. 10; II. Nordamerika 1 : 20000000, T. 20; II. Halbbd. III. Weltkarte. Äquat. Maßstab 1 : 40000000,
T. 28.
41