Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Wesen und Aufgaben der Verkehrskarte. Allgemein Methodisches. 
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karten begegnen uns erst seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Zu ihnen gehört 
die „Neueste Telegraphen-Karte Deutschlands und der angrenzenden Länder“, 
Halle 1852. 1 Auf ihr sind die Ortschaften durch gerade Linien verbunden, die je 
nach ihrer Abänderung zeigen, ob sie preußische, bayerische, sächsische, württem- 
bergische oder großherzoglich badische Telegraphenlinien sind. Eine primitive Tele 
graphenkarte von Europa hatte H. Mueller zusammengestellt. 1 2 Etwas ausführlicher 
war die „Spezial-Karte sämtlicher Telegraphen-Linien und Stationen des deutsch 
österreichischen Telegraphen-Vereins“ 3 , worauf Telegraphenlinien für den internatio 
nalen und für den internen Verkehr, sowie Stationen mit Tag- und Nachtdienst in 
schwarzen Punkten und solchen mit vollem Tagesdienst in roten Punkten unter 
schieden werden. 
Wegen der ungemeinen Wichtigkeit des Telegraphen für den Nachrichtendienst 
nimmt es nicht wunder, daß die einzelnen Länder den Telegraphenverkehr verstaat 
lichten. Eine weitere Folge war die Veröffentlichung offizieller Telegraphen- und 
Kabelkarten in Deutschland 4 sowohl wie im Ausland. Eine der besten Karten dieser 
Art ist die vom Hydrographie department of the Admiralty in London herausgegebene 
Telegraph chart of the world. 5 Kleine Kreise innerhalb der Kabellinien, entweder 
mit innenstehenden Buchstaben oder mit Ziffern, weisen auf die Länder bzw. Ge 
sellschaften hin, denen die Kabel gehören. Die britischen submarinen Kabel sind 
in starken schwarzen Strichen ausgezogen, die fremden in feinem Strich-Punkt- 
Linien und die Landtelegraphenlinien in feinen schwarzen Linien. Reicher und farbig 
ausgestattet ist die Carte des communications télégraphiques du Régime Extra- 
Européen, dressée d’après des documents officiels par le bureau internationale de 
l’Union télégraphique, die W. Bonacker gezeichnet hat. 6 Während die britische 
Karte in Mercatorprojektion, ist die von Bonacker im Grintenschen Netz entworfen. 
Auf ihr sehen wir außer den verschiedenen Kabeln mit darangeschriebenen Zahlen 
(Besitzverhältnisse!) die Ortschaften und Gegenden, die keinen Telegraphen- und 
Kabelverkehr besitzen, wohl aber Verbindungen durch Radiofunk und optische 
Telegraphie. 
Die Funkentelegraphie hat den Bereich des Nachrichten Verkehrs außer 
ordentlich vergrößert und dementsprechenden kartographischen Niederschlag ge 
funden, nicht bloß von Staats wegen. P. Langhans brachte 1911 drei Funkentele 
graphenkarten, von Westeuropa, Nordamerika und der ganzen Welt 7 ; sie sind nach 
1 Neueste Telegraph.-K. Deutschlands u. der angrenzenden Länder. Halle 1852. [K. Bi. Berlin.] 
2 H. Mueller: Telegraphen-K. von Europa. Glogau 1858. [H. u. St.-Bi. München.] 
3 Special-K. sämtlicher Telegraphen-Linien u. Stationen des deutsch-österr. Telegraphen- 
Vereins sowie der Zunahme u. Beförderung von Depeschen autorisierten Eisenbahntelegraphen- 
Stationen nebst Bahnbetriebs-Linien. 1: 1000000. Berlin 1860. 
4 Special-K. der Normal-Verbindungen der Telegraphen-Leitungen des Deutsch. Reichs, 
bearbeitet im technisch. Bureau der kaiserl. General-Direktion der Telegraphen zu Berlin. 1875. 
[Br. M. London.] 
5 Telegraph chart of the world. Showing submarine cables, principal land lines, and wireless 
telegraph stations open for commercial purposes. Compiled in the Hydrographie department of the 
Admiralty. London. 
6 Carte des communications télégraphiques etc. Dessin de W. Bonäcker. Äquatorial- 
Maßstab 1: 25000000. Bern, 1. April 1923. 
7 P. Langhans: Funkentelegraphenkarten. P. M. 1911, I. Halbbd. I. Westeuropa 1 : 5000000, 
T. 10; II. Nordamerika 1 : 20000000, T. 20; II. Halbbd. III. Weltkarte. Äquat. Maßstab 1 : 40000000, 
T. 28. 
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