Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
amtlichen Quellen und privaten Mitteilungen bearbeitet. Darauf sind die verschie 
denen funkentelegraphischen Systeme, die Normalreichweiten und die Befugnisse 
der Stationen angegeben. Zwei Jahre später erschien in London die Official wireless 
map of the world der Marconigesellschaft. Sie gibt gleich auf den ersten Blick ein 
anschauliches und gut übersichtliches Bild, wie weit heutzutage die funkentelegra 
phischen Verbindungen fortgeschritten sind. Sieht man von dem nördlichsten Amerika, 
vom Innern Asiens und den Polarländern ab, umfaßt jetzt die Funkentelegraphie 
die ganze Erde. Neuern Datums ist die „Weltkarte der Funken- und Kabel-Tele 
graphie“, die 0. v. Loßberg und H. Beliner bearbeitet haben. 1 Sie gibt eine Über 
sicht aller drahtlosen Küstenstationen und die Fahrtrouten von den Schiffslinien, 
die Funken-Bordstationen führen, und die Seekabel unter Angabe der Nationalität. 
Mit der Karte ist ein erster Versuch unternommen, insonderheit die maritimen und 
kommerziellen Möglichkeiten des Funkspruchs in Verbindung mit dem Kabelnetz 
in graphischer Form zum Ausdruck zu bringen. Ganz denselben Zweck verfolgt die 
Carte officielle des stations radiotélégraphiques du monde, die das Bureau inter 
nationale de l’Union télégraphique in Bern herausgegeben und gleichfalls W. Bonacker 
bearbeitet hat. 1 2 Der oben bereits genannte Hermann Behner hat uns sogar einen 
Atlas der Funkentelegraphie und Seekabel im Weltverkehr beschert. 3 Von der Welt 
karte wird ausgegangen, dann geht es über die einzelnen Kontinente und Meeres 
gebiete bis nach Deutschland. Entsprechend den Maßstäben und der Bedeutung 
im Verkehr sind die einzelnen Karten verschieden beinhaltet. Die Weltkarte z. B. 
zeigt die Großfunkstellen im Weltverkehr, die Küstenfunkstellen für allgemeinen 
öffentlichen Verkehr und die Funkstellen für innern Verkehr; die Karte von Deutsch 
land hingegen zeigt Groß-, Haupt- und Leitfunkstellen, ferner Funk-, Funken 
empfangs-, Wetterdienstfunkempfang- und Küstenfunkstellen. 
Während des Weltkrieges sind durch die deutsche Admiralität geheime Karten, 
die Ortungskarten, herausgegeben und von Aug. Wedemeyer bearbeitet worden. 
Heute sind sie der Öffentlichkeit zugänglich. 4 Sie sind eine Art Funkentelegraphen 
oder Kadiofunkkarten. Die Beichweite der einzelnen Stationen ist in farbigen Kreis 
bändern dargestellt; fast jede Station andersfarbig. Das Kreisband selbst trägt die 
Kreiseinteilung bis 860. Ferner ist das Kartenblatt mit einem Gitternetz bedeckt, 
dessen Netzmaschen bzw. Felder mit bestimmten Zahlen versehen sind. Der Zweck 
der Ortungskarten ist, jedem Luftfahrzeug, das mit Funkenstation ausgerüstet und 
in Nebel geraten ist, genau mitzuteilen, wo es sich im Augenblick befindet. Die ersten 
Karten dieser Art entbehrten noch der Reichweitekreise. Dafür waren sie von den 
einzelnen Stationen aus mit Strahlenbüscheln (jede Station hatte ihre besondere 
Farbe) bedeckt, deren einzelne Strahlen 10° voneinander entfernt waren. Die Karte, 
1 O. v. Loßberg u. H. Behner: Weltk. der Funken- u. Kabel-Telegraphie, 1:47000000. 
Mit Nebenkarten in großem Maßstäben. Gea-Verlag, Berlin (1911). 
2 Fragment de la Carte officielle des stations radiotélégraphiques du monde (l re feuille: 
Océan atlantique du nord — partie orientale — et Méditerranée). Mittlerer Maßstab 1: 5500000, 
auf d. mittl. Parallel 46° 30'. Etablie par W. Bonacker. Geogr. Institut von Kümmerly & Frey. 
Bern 1919. 
3 H. Behner: Atlas der Funkentelegraphie u. Seekabel im Weltverkehr. Gea-Verlag, Berlin 
s. a. (1923). 
4 Unter den Ortungskarten sei beispielsweise angeführt: Ortungsk. f. Deutsche Bucht der 
Nordsee u. f. westl. Ostsee. 1:500000 (1 Sm. = ungef. 3,5 mm). Nr. 8 (Tit. XIV, Nr. 46). Hg. 
von d. Marineleitung. Berlin 1923.
	        
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