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Wirtschafts- und Verkehrskarte.
ihrer Lage genau der in der Natur entsprechen. Außerdem sehen wir noch die deut
lichen Signaturen für Leuchttürme, Feuerschiffe und Leuchttonnen. Demnach soll
die Karte auch für den Nachtverkehr benutzt werden.
Der wirtschaftliche und verkehrstechnische Nutzeffekt des neuesten Verkehrs
mittels kann durch ein enges Zusammenwirken mit den Erdbeförderungsmitteln
erhöht werden, vorzüglich wenn regelmäßige Nachtflugstrecken mit eingerichtet
werden. Dies wird sich sicher erfüllen, wenn der Luftverkehr organisch in das be
stehende Erdverkehrsnetz eingegliedert und ihm dadurch erhöhte volks- und welt
wirtschaftliche Bedeutung verliehen wird. Dann dürfte von selbst eintreten, daß
sich der Luftverkehr von der durch die staatliche Subventionierung bedingten Ab
hängigkeit befreit und wirtschaftlich selbständig gestaltet. Das diese Fragen zum
ersten Male ventilierende Luftverkehrsprogramm findet sich in Junkers Luftver-
kehrs-Nachrichtenblatt, wo es auch von mehreren Karten begleitet wird. 1 Unter
diesen verdient die Europakarte größere Beachtung, da sie als ein besonderer Beitrag
zur Förderung des europäischen Verkehrswesens aufzufassen ist, indem sie das Zweck-
mäßigkeitsprojekt für den Luftverkehr 1924—1926 veranschaulicht. Wir sehen
darauf in verschiedenen Farben die London-Kontinentalstrecken, die Nordeuropa-
Orient-, die Süd-Ost-, die Mitteleuropa-Balkan- und zuletzt die Anschlußstrecken.
Durch Unterbrechung der farbigen Bänder werden die Linien hervorgehoben, die
den Nachtschnellzügen dienen.
Im großen und ganzen müssen wir feststellen, daß das neueste Verkehrsmittel
recht wenige Anforderungen an die Kartentechnik und den Kartenaufbau stellt.
Mit einiger Geschicklichkeit läßt sich ihnen bequem nachkommen. Ob die Luftver
kehrskarte in ihrem heutigen Gewände auf ewig Bestand hat, wird die Zukunft lehren.
Am Ende erblühen ihr Probleme, an die zu denken dem heutigen Menschen noch
gar nicht einfällt.
240. Die Wasserstraßenkarten. Die Wasserstraßenkarten teilen sich ein in die
Karten der Binnenschiffahrt und der Seeschiffahrt. Die Binnenschiffahrt
ist eigentlich ein Mittelding zwischen See- und Landverkehr. 1 2 Von Natur aus gehört
sie dem Wasserverkehr an, doch viele ihrer Eigenschaften unterscheiden sie von dem
großen Wasserverkehr zur See, was sich auch in den kartographischen Bildern wider
spiegelt. Mit dem Seeverkehr hat die Binnenschiffahrt gemeinsam, daß sie mit
ähnlichen Verkehrsmitteln große Mengen Güter ähnlich billig befördert; mit dem
Land verkehr hat sie gemeinsam, daß ihr Bewegungsgebiet als schmales Band ein
geengt ist, daß die Bewegung in der Hauptsache nur nach vorn und rückwärts ge-
gestattet. Während die ozeanischen Verkehrslinien auf der Karte des Weltverkehrs
nicht den Anspruch auf reale Straßen erheben können, da sich die Fahrtrinne, sobald
sich das Kielwasser verflöchtet, in das allgemeine Meeresniveau eingeebnet wird,
sind die Binnenschiffahrtlinien mit gutem Gewissen als eine Art realer Straßenzüge
aufzufassen, deren Lage unverrückbar ist und deren Länge von der Befahrungs
möglichkeit, deren Breite von der Entfernung der begrenzenden Flußufer vorgeschrieben
und deren Tiefe von der Wasserfülle und morphologischen Gestaltung des Flußbettes
1 Junkers-Luftverkehr Nachrichtenblatt. Sam mel-Ausgabe 1923. Karte ist Beilage zu
Junkers-Nachrichtenblatt Nr. 14.
2 Vgl. M. Eckert: Grundriß der Handelsgeographie. I. Leipzig 1905. S. 137.