Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
das dunklere dem Tal-, das hellere dem Bergverkehr entspricht. Farbige Kreise 
geben bei den wichtigem Orten die Gütermenge an, und zwar entspricht der Inhalt der 
großen Kreisfläche dem gesamten Verkehr, während Ankunfts- und Übergangsverkehr 
durch rote und neutrale Tinten unterschieden sind und der innere Kreis den jeweiligen 
schwächern Verkehrsanteil veranschaulicht. Sympher hat die Darstellung mit der 
zeit verbessert. Damit die Linien mit starker Güterbewegung nicht zu breit aus- 
fallen und dadurch das Gesamtbild undeutlich machen, ist ein quadratischer Maßstab 
gewählt. Demzufolge entspricht ein 5 mm breites Verkehrsband oder der Durch 
messer eines Verkehrskreises von 5 mm einem Verkehr von 100000 t und eine Breite 
bzw. ein Durchmesser von 50 mm einem Verkehr von 1000000 t. Hiernach ver 
halten sich die Verkehrsmengen zweier Wasserstraßen oder Orte wie die Quadrate 
der den Verkehr darstellenden Bandbreiten oder Kreisdurchmesser. 
Bei den Karten, die sich auf den Umfang des Verkehrs beziehen, muß danach 
gestrebt werden, einen sichern Vergleichsmaßstab aufzustellen, was allerdings oft 
recht erheblichen Schwierigkeiten begegnet. Leichter ist es, den Verkehrsumfang 
einzelner wichtiger Orte, besonders von Häfen darzustellen. Klein-, Mittel-, Groß- 
und Kiesenverkehrshäfen kann man durch verschiedene Farben und Ortszeichen 
unterscheiden; oder man bezeichnet gewisse Mengen der transportierten Güter durch 
Ringe, die man um die Orte herumlegt, wie es P. Langhans getan hat. Auch hat 
man die Orte als Kreisflächen gezeichnet und durch verschiedene gefärbte Sektoren 
dieser Kreisflächen Ein- und Ausfuhr und anderes bezeichnet. All diese Kartenbilder 
von dem Umfang des Seeverkehrs befriedigten in keiner Weise. Das wurde mir be 
sonders klar bei meinen Vorlesungen über Wirtschafts- und Verkehrsgeographie an 
der Universität Kiel und brachte mich schließlich auf eine neue Idee, der Darstellung 
der Belastung des Seeverkehrsweges Herr zu werden. 
Nach allen Himmelsrichtungen hin überqueren die Seestiaßen die wirtschafts 
tätigen Gebiete des Weltmeeres. Bei aller Zerfaserung der Linien kann man doch 
erkennen, daß sich die meisten bündelweise zu bestimmten Routen zusammenschließen, 
so daß man von bevorzugten oder verkehrsreichsten Routen oder kurzweg von Haupt 
routen reden muß. In einer Untersuchung habe ich dies näher begründet und die 
Methode gezeigt, wie bei derartigen statistisch-kartographischen Arbeiten zu ver 
fahren ist. 1 Mit der Zusammenfassung der einzelnen Linien in Hauptrouten gab ich 
mich nicht zufrieden. Ihre quantitative und qualitative Bedeutung mußte höhern 
Ansprüchen gewachsen sein. Mit den Bahnen des Großverkehrs muß man zugleich 
einen Einblick in den Umfang des Weltverkehrs gewinnen. Die Breite der Route, 
bzw. des Verkehrsbandes kann zu einem richtigen Ergebnis führen, vorausgesetzt, 
daß sie richtig und gewissenhaft konstruiert ist. 
Im Anfang des neuen Jahrhunderts sehen wir beispielsweise einen Versuch von 
I\. Tänzler in A. Scobels Handelsatlas 1 2 , die Verkehrshäufigkeit durch die Breite der 
Streifen darzustellen. Indessen geht das Bild über eine schematische Skizze nicht 
hinaus und ist mehr nach dem Gefühl als auf Grundlage w r ahrer Tatsachen konstruiert. 
Schon die Erklärung „die Breite der Streifen deutet die Häufigkeit des Verkehrs an“ 
ist anfechtbar. Was ist Häufigkeit des Verkehrs? Soll damit die Anzahl der unter 
1 Die Großmächte u. der Großverkehr. Globus LXXXVIII. Braunschweig 1005. S. 1—4. 
Dazu die Karte des Weltverkehrs zur See (i. J. 1901). 
2 A. Scobel: Handels-Atlas. Bielefeld u. Leipzig 1902, S. 2 u. 3.
	        
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