Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
berühmten Handbook of commercial geography bei. Die gleiche Methode hab ich 
angewandt auf einer Weltverkehrs karte des Mittelmeers in 1:8000000, worauf 
1 Million Registertonnen netto des einkommenden und ausgehenden Seeverkehrs = 
1 mm Breite eines Verkehrsbandes ist. 1 Die roten Verkehrsbänder beziehen sich 
ausschließlich auf den Außen- und Durchgangsverkehr. An den Hafenplätzen habe 
ich außerdem noch schwarze Bandstücke angebracht, um den Umfang des Eigen 
handels zu zeigen; die Breite dieser Bänder, die nicht weiter ausgezogen sind, addiert 
zur Breite der roten Bänder, ergibt den Gesamtverkehr eines Hafens. Mit letzterm 
wird gezeigt, daß die Verkehrsbänder noch weiter farbig zu entwickeln sind. So 
wäre auf Karten großem Maßstabes die Tonnage der wichtigsten Verkehrsländer 
farbig auseinanderzuhalten. 
Von den Karten, die dem Verkehrsumfange von Landtransporten gewidmet 
sind, erblicken wir den ersten Anfang in der Frequenz-Karte der bayrischen Eisen 
bahnen aus dem Jahre 1887. 1 2 Die Orte sind darauf durch gerade farbige Verkehrs 
bänder verbunden. Rote Zahlen und rote Flächen (Bänder) zeigen die Personen 
frequenz an und grüne Zahlen und grüne Flächen (Bänder) die Belastungsfrequenz 
für je einen Tag und je eine Strecke, wobei 1 mm = 100 Personen oder 50 Belastungen 
ist. Selbst der tägliche Kraftwagenverkehr hat zur kartographischen Darstellung 
gereizt. Die täglichen Verkehrslasten auf den Staatsstraßen im Königreich Sachsen 
während der Jahre 1909 und 1912 bildeten den Vorwurf zu zwei Vergleichskarten. 3 
Freilich behalf man sich hier rein statistisch, indem man an die entsprechenden 
Verkehrsstraßen Zahlen anschrieb, die die innerhalb eines Tages im Jahresdurchschnitt 
auf den Zählstrecken beförderten Bruttolasten in Tonnen angaben. 
Das beste Studien- und Dar Stellungsobjekt bleibt immer der Eisenbahntrans 
port. Auf der Personenzughäufigkeitskarte, die K. Kimmei vom Königreich Bayern 
entworfen hat 4 , nehmen wir fünf verschieden starke Linien wahr, deren dünnste 
8—10 Züge veranschaulicht. Es folgen die immer stärker werdenden Linien für 
11—20, 21—25, 26—30 und 81—40 täglich verkehrende Personenzüge. Das Bild 
ist trotz des kleinen Maßstabes 1:1500000 übersichtlich und lehrreich. Hier zeigt 
sich, daß sich im Gegensatz zur Ansicht von Tiessen 5 das Differential der Linien 
stärke technisch mit großer Genauigkeit ausprägen läßt und die danach ausgeführte 
Karte keinen oberflächlichen Einblick in die statistischen Tatsachen bietet und dem 
genauem Studium keine erheblichen Schwierigkeiten bereitet. Hingegen hat Tiessen 
i echt, wenn es sich um Karten handelt, die die Verkehrsbelastung der Eisenbahnen 
oder der Seewege usw. im Hinblick auf den Gütertransport kenntlich machen wollen. 
Sicher würde meine Karte des Seeverkehrs gewinnen, wenn die Verkehrsbänder 
nach dem System der Einheitslinien aufgebaut wird. Die angewandte Karte soll 
tunlichst auch der Praxis dienen, da muß sie schnell und sicher orientieren, ohne 
mit Zirkel und Maßstab nachzuhelfen. Lediglich mit Hilfe der Farbe versuchen 
G. Michel und C. Knapp einen Einblick in den Eisenbahnverkehr der Schweiz zu 
1 M. Eckert: Die Handels- u. Verkehrsstraßen des Mittelmeers. Mit 1 Weltverkehrsk. des 
Mittelmeers 1 : 8000000. Nauticus 1908. 
2 Frequenz-K. der Kgl. bayrisch. Staatseisenbahnen. Sommer-Fahrordnung 1887. München 
1887. [H.- u. St.-Bi. München.] 
3 Beide Karten sah ich auf einer Ausstellung in Dresden 1913. 
4 K. Kimmei: Personenzughäufigkeitskarte f. das Königreich Bayern. P. M. 1913, I, T. 43. 
5 E. Tiessen, a. a. O., S. 7.
	        
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