Die gehobenem Verkehrskarten und ihre Methoden.
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gewähren. 1 Die Eisenbahnlinien selbst sind schwarz gedruckt. An sie lehnen sich farbige
Linien an, wovon eine gelbe den Tagesverkehr von 5 bis 10 Güterwagen zeigt, eine grüne
von 16 bis 20, eine rote von 20 bis 30 und eine violette mit mehr als 30 Güterwagen.
245. Das qualitative Element in der Verkehrskarte und Verwandtes. Höhere
Verkehrskarten. Das qualitative Element in den Verkehrskarten ist uns nichts
l nbekanntes mehr. Wir haben im Laufe unserer Untersuchungen öfters darauf hin
gewiesen. Vielfach ist qualitatives und quantitatives Element auf der Karte nicht
zu trennen. Wenn die Verkehrsbelastung, die nach der Methode der Einheitslinie
dargestellt ist, zugleich farbig den Unterschied zwischen Binnen- und Auslandsverkehr
zeigt, ist bereits neben der Quantität die Qualität zu Worte gekommen. Diese ist
ferner angestrebt, wenn die Besitzer und Gesellschaften der Verkehrslinien irgendwie
ersichtlich gemacht werden, und sei es selbst durch die nackte Zahl, die der Linie
angeschrieben ist. Die Verkehrsbänder können aber auch nach den Warengattungen
zerteilt werden, und ein neues qualitatives Element wird sich sodann offenbaren.
Für gewisse Zwecke ist die qualitative Seite sogar die einzig maßgebende. Die
Art und Weise der Befahrbarkeit und Benutzbarkeit eines Wegsystems bildet wirt
schaftlich eine hochbedeutsame Rolle, wie wir das bei den Automobilkarten nach
gewiesen haben. Die Klassifikation der Wege ist durchaus qualitativ. Dabei hat
jedes Land seine Eigenheit. Was sich für das eine schickt, schickt sich nicht fürs
andere. So werden beispielsweise auf der Nuova carta d’Italia alla scala di 1:500000
dell’ Istituto geografico militare in Florenz von gebauten Straßen je nach Breite
und Tragfähigkeit drei Klassen unterschieden, dazu eine vierte „als nicht immer
fahrbar“. Die Saumwege und Triften, d. li. solche Wege, die — meist in den südlichen
Provinzen Italiens — von den Viehherden benutzt werden, sind nach Bedarf
gegeben. Wie die qualitative und quantitative Seite bei gewissen Schiffahrtlinien
herauszuarbeiten ist ohne die Anschaulichkeit der Bilder zu beeinträchtigen, hat
Schoeppel mit seiner Karte der Schiffahrt-Veränderungen in Niederländisch-Indien
gezeigt. 1 2 Der ältern Verkehrsnetzkarte konnte es übrigens nicht schwer fallen, beiden
Seiten Rechnung zu tragen, da der Verkehr noch nicht so hochgradig wie heutigestags
entwickelt war. 3
1 G. Michel u. C. Knapp: Der Eisenbahnverkehr der Schweiz. In Gaston Michels u. Charles
Knapps „Kartographischen Beiträgen zur Wirtschaftsgeographie“. Bern 1913. I. Heft.
2 Enthalten in dem Kommerziellen Handbuch von Niederländisch-Indien (Abhandlgn. der
k. k. Geogr. Ges. zu Wien, 1905). Die vollständige Zeichenerklärung der Karte sei hier wiedergegeben:
Zusammenhängende Linien von denselben Farben und Zeichen bedeuten die Routen, die ohne Um
steigen mit denselben Schiffen zurückgelegt werden können. Die auf den Linien befindlichen Zahlen
stellen die fortlaufenden Nummern dar, unter denen die betreffenden Routen im Texte besprochen
sind. Die Zahl der Linien, die eine Route darstellen, zeigt an, wie oft die Schiffe im Monat diese
Strecke befahren: Fünf parallele Linien bedeuten einen zweimal wöchentlichen, sechs solche Linien
einen täglichen Dienst. Wenn ein Hafenplatz jedoch von einer Route nicht jedesmal besucht wird,
wird er sinngemäß nur von so vielen Linien tangiert, als die Zahl der in einem Monat statthabenden
Verbindungen beträgt. So werden z. B. Natal, Poeloe Tello, Ajer Bangis usw. von der vierzehntägigen
Route der Westküste von Sumatra nur monatlich einmal besucht, während Siboga eine vierzehn
tägige Verbindung besitzt. Punktierte Linien bedeuten eine weniger als einmal monatliche Ver
bindung. Die Routen, die nur nach einer Richtung befahren werden, sind mit Pfeilen versehen. Die
dicken Linien stellen die Europa-Mails dar.
3 So gab F. W. Heidemann 1836 in Leipzig eine „Transportkarte von Deutschland“ heraus,
worauf schiffbare Flüsse, Kanäle, Dampfschiffahrt, Chausseen, Eisenbahnen besonders kenntlich
gemacht waren. Damals gab es allerdings noch wenige Eisenbahnen. Die Dampfschiffahrt wurde