Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
lieh fallen meine Isochronenkarten mit denen der zwei letztgenannten Antoren zu 
sammen. 1 Isochronenkarten der Welt hat erst wieder Th. Hossinger konstruiert 1 2 ; 
auch bei ihm ist Berlin das Zentrum der Isochronenzonen. Zeichnerisch und methodisch 
ausführlich hat zuerst W. Schjerning die Isochronenkarte behandelt. 3 
An die Karten mit Linien gleicher mittlerer Beisedauer deutscher Segelschiffe 
von G. Schott und A. Paulus (§93) reihen sich die mit gleicher Entfernung von 
A. Schumacher an 4 ; sie beziehen sich auf vier naturgegebene Angelpunkte des 
interozeanischen Verkehrs, auf Kap Agulhas und den Suez-Kanal für den atlantisch 
indischen, auf die Magellanstraße und den Panama-Kanal für den atlantisch- 
pazifischen Verkehr. 
Eine andere Art von Isochronenkarten sind diejenigen, die von verschiedenen 
Mittelpunkten aus gleiche Zeitzonen angeben. Dazu gehören zunächst die fünf Iso- 
hemerenskizzen (Isohemeren = Linien gleicher Tage), die W. Götz entworfen hat 5 , 
sodann eine Anzahl kleinerer, mehrmals wiederholter Kartenskizzen, die von ver 
schiedenen Küstenpunkten aus die Erreichbarkeit des Innern eines Landes in Iso 
chronen darstellen 6 , zu denen eine Hauptanregung von den Karten mit Zonen gleichen 
Küstenabstandes, wie sie C. Rohrbach veröffentlichte, ausging (§ 92). 
Auffällig lange ließ eine Isochronenkarte der gesamten Erde auf sich warten. 
Vielleicht schreckte die große Schwierigkeit der Gewinnung einzelner aufbauender 
Elemente ab oder man empfand es mehr instinktiv, daß mit dem Bilde, wie es 
die Mercatorkarte zeigt, nichts Befriedigendes bei einer detaillierten Zeichnung 
gewonnen wird. Die beiden Karten, die uns Bartholomew aus den Jahren 1889 
und 1907 brachte, sind eigentlich nur Neuauflagen der Galton sehen Karte bei 
ähnlich großem Maßstat), auch mit Isochronenzonen von zehn zu zehn Tagen. Da 
wagte ich mich 1909 an das Problem heran, nach neuen Prinzipien und eingehendem 
Studien eine neue Isochronenkarte der Welt zu schaffen. Anstatt der anglozen- 
trischen Perspektive, die bisher auf den Isochronenkarten der Welt mit dem Mittel 
punkt London maßgebend war, wählte ich eine germanozentrische Perspektive mit 
1 M. Eckert: Eine neue Isochronenkarte der Erde. P. M. 1909, S. 201—208, 256—263. — 
K. T. 25. Isochronen-K. der Erde in mittabstandstreuer Projektion mit d. Mittelpunkt Berlin. 
1: 64000000. — Für das Jahr 1911 wiederholt in 1 : 150000000 im „Wirtschafts-Atlas der Deutsch. 
Kolonien“. Berlin 1912. S. 2, 3. 
2 Th. Hossinger: Erläuterungen zu den Isochronenkarten des Weltreiseverkehrs von Berlin 
aus um 1812 u. 1912. In Karl Andrees Geogr. des Welthandels. Neu hg. von Fr. Heiderich 
u. R. Sieger. IV. Wien 1921. S. 419-454. 
3 W. Schjerning: Studien über Isochronenkarten. Z. d. Ges. f. Erdk., Berlin 1903, S. 693 
bis 705 u. 763—783. Schjernings Isochronenkarten in 1:750000 u. 1:500000 behandeln in d. Haupt 
sache die Provinz Brandenburg für verschiedene Zeitläufe (1819, 1851, 1875, 1899), den Regierungs 
bezirk Aachen für das Jahr 1897, die nördliche Umgebung von Berlin für das Jahr 1902 und das 
Herzogtum Salzburg für das Jahr 1899. Besonders interessant ist die mehr zusammenfassende Karte, 
die die in fünf Stunden von Berlin aus erreichbaren Teile der' Provinz Brandenburg für die Jahre 1819, 
1851, 1875 und 1899 zeigt, und zuletzt die Isochronanomalenkarte der Provinz Brandenburg für das 
Jahr 1899. Der Wert der Karten von Schjerning liegt ausschließlich auf methodischem Gebiet. 
4 A. Schumacher: Karten zur Ermittlung der Entfernungen auf d. Dampferwegen zw. d. 
Atlant, xi. d. Indisch, u. Stillen Oz. Annalen der Hydrogr. usw. 1924, S. 299 - 304. Mit 4 Kn. 
T. 23—26. 
5 W. Götz: Die Verkehrswege im Dienste des Welthandels. Mit 5 Karten. Stuttgart 1888. 
6 Man vergleiche u. a. E. Friedrichs Nebenkärtchen auf der Handels- u. Produktionskarte 
von Kleinasien. Halle 1898.
	        
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