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Die See- und Meerkarte.
wird zu ungeheuerlicher Größe hinaufgetrieben, wie er uns schon in L. J. Waghenaers
Spieghel der Zeevaerdt, Leyden 1584, entgegentritt und bei A. Colom, Amsterdam
lf>60, wie bei P. Goos, Amsterdam 1662, wiederkehrt (Bild 6).
17. Die Signaturen der Seekarte. Die Erklärung der Abkürzungen und Zeichen,
also die Signaturentafel der Seekarte kommt in der Hauptsache nur bei den Küsten
karten, die sich in großem Maßstäben bewegen, in Frage. Für Segelkarten und Karten
kleinern Maßstabes hätte die Fülle der Signaturen auch keinen Sinn und würde zudem
die Karte ins Unleserliche hinüberführen. Bezüglich des kleinen Maßstabes der Karten
reichen sich die Signaturen der Land- und Seekarten die Hand, während sie in den
topographischen und litoralen Karten auseinanderstreben, was ja nicht sonderlich
erscheint, da sie verschiedene Ziele verfolgen.
Wie ich es seinerzeit versucht habe, in die Mannigfaltigkeit der topographischen
Zeichen etwas Ordnung zu bringen, indem ich Grundriß-, Aufriß- und konventionelle
Symbole unterschied 1 , wird man bei der Übertragung dieser Einteilung auf die Symbole
der Seekarte ebenfalls zu einem befriedigenden Ergebnis kommen. Zu den Grundriß
zeichen gehören die Bilder für Orte, Forts, Küsten, die verschiedenen Grenzen,
selbst die Eisgrenzen im Meere, Leuchtfeuersektoren. Aufrißsymbole sind die
uns von der topographischen Karte her bekannten für Wassermühle und Windmühle,
für Türme und Schornsteine, einzelnstehende Bäume, ferner als besondere seemän
nische Zeichen die für Signalmast, Flaggenstange, Feuerschiffe, die verschiedenen
Tonnen und Baken, Wracks. Da für das deutsche Seekartenwerk auch Karten in
den Tropen aufgenommen sind, erklären sich die Signaturen für Palmen und für
Mangroven. Als konventionelle Signaturen hat die Seekarte von der Land
karte herübergenommen das trigonometrische Dreieck für trigonometrisch bestimmte
Festpunkte, das Waldringel für Laubwald, die Tannenbaumsignatur für Nadelwald 1 2 ,
die gleichmäßige Anlage von Strichen für Weinberge, die zusammengeballten Striche
für Gras und Schilf, die sogenannte Wasserschraffe für Sümpfe und nasse Wiesen,
wozu sich noch als besondere Zeichen die kleinen Spiralen für Wasserwirbel, die Kreuze
für Klippen, Steine und Felsen, der Anker für Ankerplätze gesellen. Halbe Anker
bezeichnen Ankerplätze für kleinere Schiffe. Als Ergänzung zu dem geschichtlichen
Abschnitt der Seekarte (S. 13, 16) sei erwähnt, daß der Anker bereits auf altern
Karten angewandt wurde, so in großen Seeatlanten des 17. Jahrhunderts. 3
Die genannten Signaturen sind bei allen wichtigem seefahrttreibenden Mächten
dieselben. Nur hie und da zeigen sich kleine Varianten, die jedoch an sich nichts
Unverständliches haben und leicht auch vom Seemann einer andern Nationalität
gelesen werden, wie z. B. die Signaturen für die Befeuerung auf den Seekarten der
Vereinigten Staaten oder die Zeichen für die Betonnung auf den Karten des britischen
Hydrographie Office. 4
Auffällig ist auf den Seekarten, insonderheit auf den deutschen, die gehäufte
Anwendung der Abkürzungen oder Abbreviaturen. Abgesehen von vielen Ab
kürzungen, die geographischen und topographischen Dingen gelten, sind es die zahl
1 O. Krümmel u. M. Eckert: Geographisches Praktikum. Leipzig 1908, S. 30.
2 Vgl. M. Eckert: Die Kartenwissenschaft Bd. I, S. 374.
3 z. B. in J. Seiler: Atlas maritimus. London (1670?). [Br. Mus. London.]
4 G. R. Putnam, a. a. O., gibt auf S. 27 die wichtigsten Symbole der amerikanischen und
auf S. 33 der englischen Seekarten.