genugsam auf die Schwierigkeiten hin, denen der Kartograph begegnen muß, damit
er ein wohlgefälliges Bild erzeuge. Zudem muß er mit dem mehr oder minder wandel
baren Geschmack der Menge rechnen (S. 675). Allgemein gültige Gesetze sind
hier kaum aufzustellen. Jeder Betrachter urteilt seinem natürlichen und durch die
Erziehung entwickelten Earbempfinden gemäß und das Urteil ist, wie wir zur Genüge
wissen, fast immer verschieden.
256. Die Unentbehrlichkeit der Farbe. Für viele unserer modernen, insbesondere
für die angewandten Karten, sind die Farben unentbehrlich geworden. Vor allen
andern sei zuerst an die geologischen Karten erinnert. Kein anderes Mittel kann
hier auch nur annähernd die Farbe ersetzen. Leider leiden die geologischen Karten
des öftern an zu großer Buntheit, und die ursprünglich wahllos erscheinende Bunt
färbung brachte nicht immer den gewünschten ästhetischen Eindruck. Längere Zeit
mußte verstreichen, bevor man auf der geologischen Karte bestimmte Farben für
bestimmte Formationen verwandte, bevor man weiterhin ein bestimmtes Farben
system für die geologischen Formationsreihen aufstellte und befolgen lernte. Neben
den geologischen haben die physikalischen Karten die Farbengebung mit Beschlag
belegt. Wie klar heben sich jetzt ab auf den Karten der gebräuchlichsten Hand
atlanten die Sümpfe und wüste Sandgegenden, die bisher in Schwarz gedruckt waren.
In dieser und ähnlicher Weise dient die Farbe im hervorragenden Maße zur Ver
deutlichung der physischen Elemente der Landschaft.
Die Schwarzweißkarten wirken eintönig. Die Farbe mildert teils die Ein
tönigkeit, teils hebt sie sie ganz auf. Denken wir uns eine Wandkarte von Hamburg
und Umgebung bei der von der Natur gegebenen orographischen Einsilbigkeit nur
in Schwarz, würde sie uns direkt langweilig anmuten. Wendet man dagegen, wie es
E. H. Wichmann auf der Wandkarte des Hamburger Gebietes 1 getan hat, Bot für
Städte, Braun für Dörfer und Einzelhöfe, Grün mit verschiedenen Signaturen für
Wälder, Wiesen, Sümpfe und Marschen, Gelb mit Signaturen für Heiden und Moore,
Blau für die Gewässer an, hat man mit einem Schlag ein lebhaftes Bild, das ebenso
klar wie schön ist. Moderne Karten sind mehr oder minder in diesem System auf-
gebaut. Von größerer Schönheit sind die alten topographischen Manuskriptkarten
aus dem 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts, wie sie heute in der Preußischen Staats
bibliothek, der frühem Königlichen Bibliothek, aufbewahrt werden.
Das geringste Farbelement, richtig angewandt, hebt das Kartenbild und macht
es verständlicher. 1 2 Die Farbe erreicht vor allem ihren Zweck, wenn sie Flächen
bedeckt und je nach Bedürfnis diese unterschiedlich dem Beschauer präsentiert.
Daß sich die Geographie beizeiten des Flächenkolorits bediente ist erklärlich und
bezüglich der politischen Flächen bereits gedacht worden. Schon die alten Mexikaner
malten auf ihren Katastralkarten die Kronländereien in Purpur, die Besitzungen
des Adels in Scharlach und die Dorfgüter (Calpulli) in Hellgelb. 3
1 Wandkarte vom Ham burgischen Gebiet nebst Umgebung. 1 : 30000. Hamburg 1895.
2 Vgl. die Nationalitätenkarte von Böhmen (P. M. 1883, S. 321) von E. Hochreiter, worauf
durch verschiedene schwarze Schraffenlagen und eine rote Umgrenzungsfarbe zwanzig verschiedene
Dichteskalen der Verteilung von Deutschen und Tschechen zum Ausdruck gebracht sind. — Auf
merksam dazu vgl. das, was ich bei dem Wert der Luftbildk. erörtert habe. M. Eckert: Die Karten
wissenschaft, I, S. 286, 287.
3 Bancroft: Native Races of the Pacific States II, S. 224, 236.
Eckert, Kartenwissenschaft. II.
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