Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Zur Ästhetik der Geländedarstellung. 
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Im allgemeinen befriedigen all diese Karten mit der Verwendung einer oder 
weniger Farben ästhetisch, wenn auch das Ästhetische für die Herstellung der Karten 
bilder zunächst nicht ausschlaggebend gewesen ist, sondern vielmehr das Pekuniäre, 
insofern die Anwendung vieler Farbplatten die Herstellungskosten der Karten ganz 
erheblich erhöhen. Entschieden hat das vielfarbige Kartenbild dem einfarbigen viel 
voraus; trotzdem ist nicht in Abrede zu stellen, daß unter Umständen in dem letztem 
eine gewisse Kühe liegt, die der Beobachter und Benutzer angenehm empfindet. In 
den Terrainbildern kommt dies auffallend zum Ausdruck und zum Bewußtsein. 
III. Zur Ästhetik der Geländedarstellung. 
258. Punkt, Schichtlinie und Schratte in ihrer ästhetischen Würdigung. Mehr 
als in einer andern Kartenart dokumentiert sich das Ästhetische in der Gelände 
karte, mehr als eine andere Karte will gerade sie angenehm auf den Beschauer wirken, 
will ihm einen Genuß bereiten. 1 Punkt, Linie (Strich) und Fläche dienen sowohl 
einzeln wie in gegenseitiger Verbindung der Terraindarstellung. Einfarbig und mehr 
farbig treten alle drei Elemente auf. 
Der Punkt hat bisher, ganz abgesehen von der Auflösung einer Schummerungs 
zeichnung in Punkte durch Raster, der Terraindarstellung noch nicht gedient. Mit 
Hilfe des Punktes ein Geländebild aufzubauen habe ich zum ersten Male versucht. 
Daß mit ihm ein schönes Terrainbild zu erzeugen ist, bedarf weiter keiner ausführ 
lichem Worte, wenn man aufmerksam die Karte des Vierwaldstätter Sees betrachtet. 1 2 
Nicht allein, daß der Punkt den physikalischen, d. h. den natürlichen Beleuchtungs 
gesetzen besser als die Schraffe zu folgen vermag, liegt in seiner orographisch be 
dingten Anhäufung ein erhöhtes malerisches Moment. Die Schraffe ist härter, spröder, 
der Punkt weicher, beweglicher; darum nähert er sich auch der Wirkung einer Farb- 
fläche bedeutend mehr als die Schraffe. 
Die Linie kommt in langer Gestalt, als Isohypse oder Schichtlinie, und in 
kurzer, als Schattenstrich oder Schraffe der Terraindarstellung zugute. Schichtlinie 
und Schraffe kann man als verschiedene Ausdrucksformen der Geländezeichnung 
auffassen. Die Schraffe ist der mehr oder weniger kurze und mehr oder weniger dicke 
gerade Strich, die Isohypse ist die mehrfach geschwungene und gebogene, gleich 
starke, in sich zurücklaufende Linie. Eine Mehrzahl von Isohypsen suchen sich gegen 
seitig zu einem allgemein harmonischen Lauf zu beeinflussen. Auf die schöne, kor 
respondierende Form und Abrundung wird viel Gewicht gelegt, wie beispielsweise 
die Meßtischblätter erkennen lassen. Ist die Äquidistanz der Isohypsen eine geringe, 
können sie im gebirgigen Terrain sogar eine plastische Wirkung erzielen, wie z. B. 
die schönen Fjordkarten der offiziellen Aufnahme Norwegens oder die Sektionen 
der Topographischen Übersichtskarte des Deutschen Reiches, die uns ins Gebirge 
hineinführen. Die Isohypsen der Übersichtskarte selbst sind rotbraun. 
Neben dem Orientierungs- ist gewiß auch dem ästhetischen Bedürfnis die 
Zeichnung von farbigen Isohypsen entsprungen. Die schwarzen Isohypsen sind 
die ursprünglichen. Preußen hält heute noch an seinen schwarzen Isohypsen fest, 
1 M. Eckert: Die wissenschaftliche Kartographie im Universitätsunterricht. Verhandlungen 
des XVI. Deutschen Geographentages zu Nürnberg. Berlin 1907, S. 220. 
2 XI. Eckert: Die Kartemvissenschaft, I, Karte zw. S. 588 u. 589.
	        
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