Zur Ästhetik der Geländedarstelluug.
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dieser Richtung war K. Sonklar. Auf einer Hohen Tauernkarte 1 treten durch die nach
unten zu dunkelbrauner werdenden Schichten die Täler gut hervor, dagegen markieren
sich die Gebirgskämme zu wenig und „das Ganze macht“, wie Hermann Berghaus
sagt, „den Eindruck einer sanft gewölbten, von steilen Spalten zerrissenen Hochfläche.“ 1 2
Die braunen Farbtöne werden bei den farbigen Schichtkarten vorgezogen.
Steinhäuser wählte grüne Schichten, die bei aller Reserve der grünen Nuancierung
gut wirken. Die primitivsten Schichtkarten sind die in reinem Schwarz. 3 Am
konsequentesten hat in älterer Zeit zuerst 0. Delitscli die braunen Farbtöne für die
Schichtkarte behandelt. Seine eigenartigen Karten auf Wachstuch, die man leider
heute fast gar nicht mehr kennt 4 und die als Wandtafelkarten zum Einzeichnen
charakteristischer geographischer Linien und Punkte mit Kreide vorzüglich geeignet
sind, waren sauber ausgeführt. In Gemeinschaft mit Vogel hat Delitscli eine Anzahl
von Schichtkarten auf Wachstuch herausgegeben. 5 Das Meer und die Flüsse waren
dunkelblau oder schwarz gedruckt und die Bodenerhebungen wurden durch fünf
braune Schichten bezeichnet, die Hochalpenregionen, die Gletscher durch Weiß. 6
Die extremste oder exponierteste Erscheinung wird bei kulturgeographischen
wie bei Terrainkarten gern mit einer ganz besondern Farbe belegt, am gewöhnlichsten
mit einem hellem oder konträren Farbton. Rote und violette Töne sind bevorzugt.
So schließt eine Übersichtskarte der Höhenverhältnisse des zentral-asiatischen Ge-
birgs-Systems von A. Petermann 7 auf der höchsten, achten Stufe (Dapsang mit
Nachbarregion) mit Lila, nachdem die siebente Stufe ganz schwarz und die andern
vorhergehenden mit braunen Tönen bedeckt sind. Von demselben Verfasser haben wir
noch eine andere in ähnlicher Manier ausgeführte Karte. Es ist die Karte von Persien
und Nachbarländern; auf ihr lehnt sich an das Blaugrün des Kaspischen Meeres 8 eine
hellgrüne Stufe von 0—1000 engl. Fuß an, sodann folgen vier Stufen in Rotbraun.
1 Sonklar, K. Edler von Innstädten: Die Gebirgsgruppe der Hohen Tauern. Mit besonderer
Rücksicht auf Orographie, Gletscherkunde, Geologie und Meteorologie, nach eigenen Untersuchungen
dargestellt. Mit 3 Tafeln. Wien 1866. Karte auf T. I in 1 : 144000.
2 Herrn. Berghaus i. P. M. 1867, S. 39.
3 In P. M. von 1859 findet sich auf T. 5 eine Höhenschichtenkarte von Finnland, nach dem
Kartenwerk von C. W. Gylden, 1:2700000, auf der durch Anwendung von verschieden dichten,
schwarzen, wagerechten Schraffen bis zum tiefsten Schwarz neun Terrainstufen zum Ausdruck ge
bracht sind. Dies war nur dadurch möglich, daß die Karte sonst weiter kein Detail enthält und etwas
Leben durch die Unterbrechung der zahlreichen Seen erhält. — A. Petermann zeichnete in ähn
licher Weise in fünf Höhenschichten (die oberste Stufe total schwarz) die physikalisch-statistische
Karte von Ungarn, Galizien und Siebenbürgen. P. M. 1862, T. 1.
4 Die Wachstuchkarten (Ende des 19. Jh.), die mehr dem Bierstammtisch zur Zierde dienen,
lassen sich nicht entfernt mit jenen gediegenen Karten von Vogel u. Delitsch vergleichen.
5 Um 1858 und 1859 die Karten von Europa und den beiden Hemisphären. 1862 die Höhen
schichtkarte von Mitteleuropa u. a. Sämtliche im Verlag von Hinrichs in Leipzig.
6 Noch heute kann man sich an diesen Kartenbildern erfreuen, die schon zu ihrer Zeit große
Anerkennung fanden. In dem Literaturbericht in Petermanns Geographischen Mitteilungen von
1862 (S. 157) heißt es: „Aber man würde der Arbeit nicht volle Gerechtigkeit widerfahren lassen,
wenn man dieselbe nur als eine Schulwandkarte betrachtete und bezeichnete; dieselbe bildet viel
mehr auch für andere geographische Zwecke die beste existierende Schichtenkarte.“
' C. W. Hayward’s Reise von Leh nach Kaschgar, 1868/69. Nach der Karte im Journ. R.
G. S. von XL nebst Übersicht der Höhenverhältnisse der Central-asiatischen Gebirgs-Systeme von
A. Petermann. 1:2500000. P. M. 1871, T. 14.
8 Originalkarte von Persien und den Nachbarländern zur Übersicht der Höhenverhältnisse
und der Resultate der englischen Grenz-Kommission 1870/72 unter Goldsmid, St. John, Lovett,
Smith von A. Petermann. 1:7500000. P. M. 1877, T. 4.