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Ästhetik und Logik der Karte.
Einer kleinern neuern Höhenschichtkarte sei noch gedacht, weil sie den ästhe
tischen Anforderungen in hohem Maße gerecht wird, der Carte globulaire hypsométrique
et bathymétrique de la Mediterrannée occidentale, par E. Patesson sous la direction
d’Elisée Reclus 1 ; darauf ist das Meer in acht blaue Stufen nuanciert, die algerischen
Senkungsgebiete sind weiß ausgespart, und in sieben braunen Stufen, die höchste
Stufe in Braun mit Lilaüberdruck, erhebt sich das Land.
Ein Meister in der Auffassung und der Zeichnung hypsographischer Karten
ist J. G. Bartholomew in Edinburg. Außer in vielen Einzelkarten 1 2 zeigt sich
Bartholomews Kunst hauptsächlich in den von der Geographischen Gesellschaft zu
Edinburg herausgegebenen Survey-Atlanten von Schottland und von England
nebst Wales. Der letztere namentlich bietet in einigen Karten den Höhepunkt eng
lischen Könnens. Ein Muster dieser Karten hat eine besondere Würdigung durch
Veröffentlichung im Geographical Journal, Dezember 1904, gefunden 3 ; zu dieser
Oberflächenkarte von England und Wales schrieb H. R. Mill den beachtenswerten
Aufsatz „England and Wales viewed geographically“. An Schönheit der Farbe, der
Sauberkeit und Eleganz des Namenstichs, an Sorgfältigkeit des Passens der einzelnen
Farbplatten, wie in der gesamten äußern Ausstattung vermag sich kaum eine andere
Höhenschichtkarte mit der von Bartholomew zu messen. Sie ist es wert, ihrer Physio
gnomie besonders zu gedenken. In Stufen von 10 zu 10 Faden senkt sich der Meeres
boden, dabei ist die Stufe von 0—10 Faden weiß ausgespart, von der 10. Fadentiefe
an folgen blaue Stufen, deren tiefste, über 50 Faden, noch mit einem violetten Ton
überdruckt ist. Das Land erhebt sich prächtig aus seiner marinen Umgebung ab.
Die dunkelgrüne Stufe von 0—250 Fuß zeigt vorzüglich die mächtige Verbreitung
des englischen Tieflands. Eine hellgrüne Stufe von 250—500 Fuß setzt sich an. Von
hier aus baut sich das Land aus rötlich gefärbten Schichten auf, die einen Stich ins
Violette haben; letztere Farbe dominiert vollständig von 2000Fuß an. In der Be
handlung der konträren Farben Grün und Rot für den ganzen Aufbau eines Terrain
bildes gibt die Karte von Bartholomew ein nachahmenswertes Beispiel. Sie ist außer
ordentlich wirkungsvoll, wobei auch die Plastik nicht leer ausgeht. Die Farben-
zusammenstellung und -abtönung berührt direkt sympathisch. Dazu die Klarheit
des Bildes und die dadurch vermittelte Übersichtlichkeit des orographischen Auf
baues von England und Wales.
Dieselben grünlichen und rötlich-violetten Farbtöne Bartholomew’s, aber mit
eingeschobenen fünf braunen Stufen zwischen den grünen und rötlichen, sind auf
einer Höhenschicht karte der Eifel von H. Rauff angewandt worden. 4 Abgesehen
davon, daß der Situationsstich der Rauffschen Karte gegenüber der englischen
1 Bruxelles 1901. Das schöne Medaillonbild befindet sich z. B. in einem der Lesezimmer des
Vereins f. Erdk. zu Berlin.
2 So z. B. Bartholomews Orographical Map of Scotland, 1: 633000, und seine „Half-Inch
to Mile“ Map of Scotland usf.
3 The Surface Relief of England & Wales. Reduced by permission from the Ordnance Survey
and Admiralty Charts by J. G. Bartholomew. With a systematic nomenclature of the orographical
features, edited by H. R. Mill, H. J. Mackinder, and G. G. Chisholm, and approved by the
council of the Royal Geographical Society. Scale = 1:1 700000, or 27 Miles to 1 Inch.
4 Höhenschichten-Karte der Eifel von Hermann Rauff. Auf Grundlage der von der Königl.
Freuß. Landesaufnahme herausgegebenen Topograph. Übersichts-Karte des Deutschen Reiches,
1 : 200000. ln neun Farben gedruckt. Bonn s. a. (1907).