Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Zur Ästhetik der Geländedarstellung 701 
zu wünschen übrig läßt, leidet doch durch das Hervordrängen des Brauns die Har 
monie der übrigen Farben. 
2(»0. Die Meerestiefenkarte. Bei den Höhenschicht karten, die Meeresgebiete 
mit umfassen, ist die Darstellung des Meeresbodens in Höhenschichten ebenso wichtig 
wie die des Landes. Auch hier sind ästhetische Gründe mit maßgebend, besonders 
in der Farbenwahl. Die Meerschaften haben so gut ihre Ästhetik wie die Land 
schaften. 1 
Den Seekarten im allgemeinen fehlt das Kolorit, wiewohl es gerade hier sehr 
angebracht wäre. Ältere Versuche dieser Art 1 2 sind zu wenig auf das offizielle See 
kartenwesen von Einfluß geworden. Karten mit besonders verdeutlichten Meeres 
tiefenstufen sind in der Hauptsache der privaten Kartographie überlassen worden. 
In der Hauptsache bedient man sich der blauen Farbe bei der Darstellung der Hölien- 
bzw. Tiefenstufen des Meerbodens. Nur hie und da findet sich eine Ausnahme. 
A. Petermann bringt auf einer Karte des San Juan- oder Haro-Archipels 3 durch 
verschiedene schwarze Schraffen die Meeresschichten zum Ausdruck, auf der Karte 
der norwegischen Fahrten im Karischen Meer 4 durch vier grüne Stufen; auf der 
Karte des Seeboden-Reliefs bei Nord-Europa und Spitzbergen 5 ließ er die Stufe von 0 
bis 100 Faden weiß, kolorierte bis 200 Faden hellblau, bis 1000 dunkelblau und 
über 1000 Faden grün. 
Vom ästhetischen Gesichtspunkt aus betrachtet ist es immer vorteilhaft, zwischen 
der meist üblichen braunen Landesfarbe und den blauen Stufen des Meeresbodens 
ein farbiges Zwischen- oder Bindeglied einzuführen, oder überhaupt eine Stufe, ge 
wöhnlich die an das Land sich direkt anlehnende Meerestiefenstufe, weiß auszusparen. 
Werden die niedrigsten Landstufen besonders grün gemalt, ist bereits eine befrie 
digende Vermittlung zwischen den braunen Land- und den blauen Meer- oder See 
stufen gegeben, wie es beispielsweise G. Braun auf seiner Karte des ostpreußischen 
Schilling-Sees 6 ausgeführt hat. 
Weniger ästhetisch empfehlenswert ist das Verfahren, die dunkelste Meeres 
stufe gleich an das Festland anzusetzen und nach der großem Tiefe des Meeres 
beckens immer heller abzutönen. Für die Klarheit und Schönheit des Kartenbildes 
ist der umgekehrte Fall der beste, vorzüglich wenn die erste Tiefenstufe weiß aus 
1 In anderer Weise hat allerdings E. Haeckel bei den Arabischen Korallen von der „Ästhetik 
der Meerlandschaften“ gesprochen. Berlin 1876. S. 43. 
2 Der Kanton-Strom. P. M. 1858, T. 2. Sodann Andrei Nasaroff: Karte vom Wolga-Delta. 
P. M. 1858, T. 5. — Vgl. M. Eckert: Die Karten Wissenschaft, II, S. 92,93. — Die einfache Isobathe 
wurde auf altern Meerestiefenkarten als unschön empfunden u. deshalb mit einer Art Schummerung 
versehen, die sich nach der Tiefe zu verlor; so z. B. auf einer K. von P. Ancelin aus d. J. 1697. 
Vgl. H. F. van Riel: Pierre Ancelin. Een Rotterdamsch Landmeter. Tijdschrift voor Kadaster en 
Laudmeetkunde. XL. Utrecht 1924. S.-A. S. 22 eine Reproduktion der Isobathenk. 
3 A. Petermann i. P. M. 1873, T. 4. 
4 A. Petermann: Norwegische Fahrten im Karischen Meere u. westl. von Nowaja Semlä 
im Sommer 1870. Nebst Darstellung der Tiefen-Verhältnisse. P. M. 1871, T. 5. 
6 A. Petermann: Originalkarte zur Übersicht der Reisen von Smyth, Ulve, Torkildsen, 
1871, des Seeboden-Reliefs bei Nord-Europa und Spitzbergen und des Standpunktes der geographischen 
Kenntnis von Spitzbergen, König-Karl-Land und Cillis-Land i. J. 1872. P. M. 1872, T. 5. 
6 G. Braun: Der Schilling-See. Nach eigenen Lotungen, gezeichnet auf Grund der Meß 
tischblätter. P. M. 1903, T. 6, vgl. auch T. 23.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.