Ч 18 Ästhetik und Logik der Karte.
271. Das Geländebild die logische Voraussetzung jeder Karte. Außer auf die
Zeit folge der einzelnen Kartenelemente wird die Logik ihr Augenmerk auf das sinn
gemäße oder naturgegebene Vereinen der einzelnen geographischen und verwandten
Erscheinungen richten (s. am Schluß unserer kartenlogischen Erörterungen).
Unter den vielen hierher gehörigen Phänomenen möchten wir bloß der Ver
quickung von einzelnen verschiedenen geographischen Erscheinungen mit einem
ganz bestimmten und im Grunde genommenen unentbehrlichen Kartenelemente,
dem Terrain, das Wort reden. Die Geländekarte soll so viel als möglich die Basis
jeglicher Kartendarstellung sein, ganz gleich, ob es sich um geologische, erdphysi
kalische oder um kulturgeographische Karten handelt. Immer wird das Verständnis des
neu hinzutretenden Kartenelementes durch die Terrainunterlage wesentlich gefördert
und erhöht, wodurch sich von vornherein eine geographisch logische Verknüpfung
ergibt. Die geologischen Karten befolgten in ihren Anfängen das Prinzip, nur auf
der Geländekarte, sei sie in Schraffen oder in Schummerung gegeben, ein deutliches
und instruktives geologisches Bild zu schaffen. 1 Durch die Vielheit der Farben, die
in die heutigen geologischen Bilder hineingetragen werden, muß das Terrainbild
hintanstehen, vielfach zu Unrecht. Erfreulich ist, daß den geologischen Landes
aufnahmen wenigstens die mit Isohypsen ausgerüsteten Meßtischblätter zugrunde
gelegt werden.
Schwach sind die Versuche, auf einer Terrainkarte erdphysikalische Erscheinungen
darzustellen. Welche Worte würden die also ausgestatteten Regen-, Isothermen-,
Isobaren-, seismischen Karten usw. reden! Erst in neuester Zeit kommt eine kleine
Wendung zum Bessern, wie wir auf Hellmanns Karten sehen, auch dann und
wann auf Karten, die in Petermanns Geographischen Mitteilungen veröffentlicht
sind. 1 2 Desgleichen denken die kulturgeographischen Karten noch kaum an eine
Terrainunterlage, wiewohl diese auch da ein Postulat ist.
Die erdphysikalischen Bilder soweit wie möglich, wenn es verkehrsgeographische
Zwecke erheischen, mit einem Verkehrsnetz auszustatten ist eine Errungenschaft
der letzten Dezennien. 3 Dagegen scheint die Darstellung der Bevölkerungsdichte auf
einer Terrainkarte wieder verlorengegangen zu sein, obwohl sie von Petermann vor
länger als einem halben Jahrhundert gepflegt wurde. 4 5 P. Langhans, in der gleichen
geographischen Anstalt wie Petermann tätig, legt seinen bevölkerungsstatistischen
Bildern Terrainkarten zugrunde, die meist dem Stielerschen Handatlas entnommen sind. d
1 Vgl. O. Neussei: Südwestlicher Teil der Provinz Ciudad-Real mit besonderer Berück
sichtigung des Valle de la Alcudia. 1 : 250000. P. M. 1884, T. 14. - Ein jüngeres Kartenwerk mit
vollständiger Terrainunterlage ist die Geolog. K. von Karadag (Persien) von A. F. Stahl i. P. M.
1904, T. 17.
2 U. a. vgl. K. Kassner: Die Regenverteilung an der Bucht von Cattaro. P. M. 1904, Г. 21.
3 Ich denke hierbei besonders an die physikalischen Karten der Schulatlanten, die fast alle
früher kaum einige wichtige, meistens keine Verkehrswege brachten, aber seit dem Anfang des neuen
Jahrhunderts ihr Augenmerk auch auf die Verkehrswege richten.
4 A. Petermann: K. des Österreich. Kaiserstaates zur Übersicht der Bevölkerung nach dem
Census von 1857. 1 : 6000000. P. M. 1860, T. 7. - Die Ausdehnung der Slawen in der Türkei und
den angrenzenden Gebieten. P. M. 1869, T. 22.
5 So z. B. von P. Langhans: Verbreitung der Deutschen in den Ländern der ungarischen
Krone nebst Anschluß an die benachbarten österreichischen Länder. Auf Grund der Sprachen
zählung von 1890 gemeindeweise bearbeitet. Auf Vogels Karte von Österreich-Ungarn in Stielers
Hand-Atlas. 1 : 1500000. — Hierher gehört auch die Übersichtskarte der relativen \ erbreitung der
Berufsgruppe: Chemische Industrie von Walter Dau. P. M. 1906, T. 14.