Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Einzelne Kartenelemente im Lichte der Logik. 
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Ist der Maßstab für solche Karten zu klein, muß das Terrainbild schwinden 
und die Veranschaulichung des die Karten charakterisierenden Kartenelements ist 
sodann die Hauptsache. Sehr gern werden auf Terrainkarten die Kouten von 
Forschungsreisenden eingetragen. Dazu dienen sowohl Terrainkarten in Schum- 
merungs- 1 wie in Schraffenmanier. Unzählige Beipiele ließen sich hier bei bringen. 
Daß selbst die in braunen Schraffen ausgeführten neuen Stielerkarten sich zu solchen 
Einzeichnungen recht gut eignen, beweist die Übersichtskarte der Keisen von Sven 
Hedin in Zentralasien 1 2 , worauf die Reiserouten in den Jahren 1894—1897 in blauer 
und die in den Jahren 1899—1902 in roter Linie aufgetragen sind. 
272. l)ic Zweckbestimmung als logische Forderung. Die logische Überlegung 
hat bei der Bestimmung des Zwecks der Karte ein maßgebendes Wort zu reden. 
Nichts kann innerhalb einer gleichen Arbeitsabteilung wohl verschiedener sein als 
die Herstellung einer Karte für den Handgebrauch oder als Wandkarte. Hier eine 
kräftige Zeichnung, noch in der Ferne leuchtende Farben, Großzügigkeit in jedem 
Flächenstück, dort eine zaite Behandlung von Strich und Farbe, minuziöse Heraus 
arbeitung der feinsten Teile der Kartenelemente. Wie viele Erwägungen setzt es 
voraus und wollen verarbeitet sein, damit die Karte der Bildungsstufe und dem 
Bedürfnis bestimmter Interessenkreise entspricht. Für den Schulunterricht muß die 
Karte anders wie für den Hochschulunterricht sein, anders für den Touristen wie 
für den Radfahrer, anders für das Militär wie für den Geometer usf. Freilich 
künden die Titel der Karte die besondern Zwecke oft an, aber nicht immer halten 
sie, was sie versprechen. Stolz klingende Titel täuschen zuweilen über das Manko 
des Karteninhalts hinweg und verleiten das urteilslose Publikum zum Kauf minder 
wertiger Produkte. 
Die Zweckbestimmung der Karte läuft im wesentlichen auf die geeignete Aus 
wahl und besondere Hervorhebung geographischer Erscheinungen hinaus, die, auf 
einen bestimmten Maßstab festgelegt, besondere Aufgaben erfüllen sollen. Sie 
nähert sich sodann mehr und mehr der Arbeitsmethode der Generalisierung, und 
wenn ich bereits sagte, daß da, wo das Generalisieren zur Kartenherstellung hinzu 
tritt, das wesentlich Künstlerische in der Karte beginnt, wollen wir dabei doch nicht 
vergessen, daß beim Generalisieren auch ein gut Teil auf die wissenschaftliche Bildung 
und das davon bedingte Denkvermögen des Kartographen entfällt. Das kartographische 
Schaffen ist eben, wie wir bereits erörtert haben, eine nach wissenschaftlichen Ge 
setzen geregelte und bestimmte Kunsttätigkeit. Theoretische wie praktische Logik 
sollen beide gleich am Platze sein; die theoretische wird mehr durch die Farben 
auswahl, die Terrainveranschaulichung geleitet, die praktische mehr vom Format, 
besonders jedoch vom Zweck der Karte. 
II. Einzelne Kartenelemente im Lichte der Logik. 
273. Das Gradnetz. Selbst das Gradnetz untersteht der Kartenlogik, ja für 
es entwickelt sich eine derartige Fülle von Betrachtungen, daß auch diesen ich einen 
1 Wie unter andern A. F. Stahls Routenkarte von der russischen Grenze nach Tabriz und 
Kaswin. 1 : 840000. P. M. 1903, T. 5. 
2 Sven v. Hedin: Übersicht n.einer Reisen in Zentralasien. 1 : 7500000. P. M. 1902, T. 15.
	        
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