Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die See- und Meerkarte. 
Clarke 185S und 1866, von Germain 1882 oder auf neuere Werte bezieht, differiert 
ein wenig die Größe dieser Seemeile, Das Maß von 1858 m bevorzugen gegenwärtig 
die Vereinigten Staaten, England und seit 1892 Japan, während die offiziellen nautischen 
Kreise von Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Schweden, Norwegen, den 
Niederlanden und andern seefahrenden Völkern noch bei der ältern Größe der See 
meile zu 1852 m verharren. Die Seemeile selbst wird weiter eingeteilt in 10 nautische 
Kabellängen, deren jede zu rund 185 m angenommen wird. 
Daß die ältere Seemeile der Briten (zu rund 5000 Fuß angenommen) bei der 
Bestimmung der Schiffsbewegung eine Beziehung zur Logleine herstellte, wodurch 
ein Zeitmaß zu einer Liniengröße, der sogenannten Knotenlänge wurde, hat 
H. Wagner klar und sicher dargestellt, desgleichen die Reformation der britischen 
Nautical mile durch Richard Norwood im Jahre 1686. 1 Ihre Länge wurde von 
Norwood zu 6120 Fuß (= 1865,85 m) bestimmt. Daneben wird ein abgerundeter 
Wert von 6000 Fuß gebraucht. 
Die spanische Legua maritima (1T 1 /^ = 1 °), die französische Lieue 
marine wie englische Sea-league (20 — 1°) und die deutsche Seemeile 
(15 = 1°) bezeichnet H. Wagner als die drei großen Seemeilen gegenüber den drei 
kleinen Seemeilen, wie wir sie oben in der alten Mittelmeermeile, der romanischen 
Seemeile und in der ältern Seemeile der Briten kennen gelernt haben. Im 18. Jahr 
hundert wurde die spanische Legua maritima (5578 m) 1 2 durch die französische, bzw. 
englische Sea-league aufgesogen, so daß sie allmählich bei der Entfernungsbestimmung 
verschwindet. Das englische Seestreckenmaß machte gegen Ende des 18. Jahr 
hunderts der Nautical mile Platz, während in Frankreich die Lieue marine mit dem 
Werte von 5556 m sich tief ins 19. Jahrhundert hinein erhielt. Mit Vorliebe gebrauchte 
sie A. v. Humboldt bei Streckenangaben. Die deutsche Seemeile, von den Hol 
ländern ,,de duytsche myl“, von den Franzosen ,,milles hollandaises“ genannt, hatte 
nach längerm Schwanken endlich den Wert von rund 7420 m erhalten. Sie hat 
für die Schiffahrt in der Nord- und Ostsee und in benachbarten Meeresgebieten eine 
größere Bedeutung gehabt als gewöhnlich angenommen wird. Wie sie von einem 
kleinern Wert zu einem großem bereits in der ältern Zeit emporstieg, ist W. Behr- 
mann nachzuweisen gelungen. 3 In dem ältesten uns erhaltenen Seebuch (S. 12) 
ist der Mittelwert der deutschen Seemeile zu 5,81 km angenommen, in den sogenannten 
„Seekarten“ oder Segelanweisungen des 16. Jahrhunderts zu 6,75 km und in 
L. J. Waghenaers Spieghel der Zeevaerdt, 1584, mit 7,24 km. 4 Durch die Sphäroid- 
berechnungen von Airy und Bessel wurde schließlich der deutschen Seemeile die 
Größe von 7420,4 km gegeben, von Clarke eine solche von 7421,4 km. Die alte deutsche 
Meile ist gleich 4 Äquatorminuten, also um 12 m größer als 4 Seemeilen, da eine 
Äquatorminute um 3 m größer als eine Seemeile ist. 
Überblicken wir die Entwicklung der Seestreckenmaße oder kurzweg der See 
meile, läßt sich mit wenigen Ausnahmen eine steigende Tendenz aller Maße wahr- 
1 Vgl. das Vorwort in R. Norwood: The sea-mans practise, 1637: „To the reader“. 
2 Für die ältere spanische Seemeile nimmt man auch eine Größe von 5920 m an, vgl. H. Wagner, 
a. a. O., S. 443. 
3 W. Behrmann: Über die niederdeutschen Seebücher des 15. u. 16. Jahrh. Diss. Göttingen 
1905. S.-A. aus d. Mitt. der Geogr. Ges. i. Hamburg XXI, 1906, S. 49—53. 
4 H. Wagner bringt die gleichen Größen nach Behrmann, wobei ein Druckfehler unter 
laufen ist, insofern wir bei Wagner von 5,31 m, 6,71 m und 7,24 m lesen, wo es „km“ heißen muß.
	        
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