Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Zur Logik der durch Farbengesetze und Farbensysteme gegebenen Farben. 
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die erste Stufe bis 20° Schwankung dürfte weiß ausgespart werden, ihr können so 
dann vier braune Stufen folgen, deren dunkelste eine Jahresschwankung von über 
80° zeigt. 1 
Im großen ganzen kann als beherzigenswert gelten, daß bei der Darstellung 
einer Erscheinung auch möglichst eine Farbe genommen wird, worauf schon 
Fr. Batzel hinweist, und zwar im Hinblick auf die Bevölkerungskarten. „Da hüte 
man sich, die ohnehin schematische Flächen Verteilung der Bevölkerung noch weiter 
von der Wirklichkeit abzuführen, indem man verwandte Zustände wie Gegensätze 
darstellt, um ein Gebiet fließender Unterschiede in ein Schachbrett zu verwandeln, 
wo die schreiendsten Farben nebeneinander liegen. Hier haben wir einen von den 
Fällen, wo die Forderungen des Wahren und des Schönen sich decken. Diese 
schreienden Karten sind unwahr und unschön, und sind unschön, weil sie mehr als 
unwahr, nämlich unwahrscheinlich und selbst unmöglich sind. Der Grundsatz einer 
Gattung anthropogeographischer Erscheinungen auch mit einem Farbton gerecht 
zu werden, soll solange wie möglich festgehalten werden.“ 1 2 E. Friedrich sagt 
geradezu 3 , daß es bedenklich ist, wenn Wertabstufungen einer Erscheinung durch 
verschiedene Farben erreicht werden. Im allgemeinen wird man diesen Ansichten 
beistimmen, in besondern Fällen aber, wie wir schon durchblicken ließen, wird 
man davon mit guten Gründen abgehen. Der allgemeinen Ansicht werden sich 
vorzugsweise Karten anzubequemen haben, die in regelmäßig ziffernmäßig bestimmten 
Stufen, die auch nicht gar zu zahlreich auftreten sollen, konstruiert werden. Eo ipso 
wird man eine derartige Schichtenfolge, wie von Grün über Gelb und Blau nach 
Bot niemals gut heißen 4 ; selbst derartige Farbenskalen, wenn auch mit Sauberkeit 
ausgeführt, befriedigen nicht: Dunkelgrün (vom Tiefland angefangen), Hellgrün, Hell 
braun, Dunkelbraun, Hellgrau, Dunkelgrau, Dunkelgrauviolett, Hellgrauviolett 5 ; der 
beständige Wechsel von hellen und dunkeln Stufen ist nicht logisch. Werden zwei 
oder mehrere Farben zur Veranschaulichung des orographischen Aufbaues logisch 
benutzt, gewinnt das Kartenbild an Durchsichtigkeit und die Gliederung des ganzen 
Gebirges tritt unbedingt schärfer hervor als wenn nur eine Farbe benutzt würde. 
Darüber sind sich auch die Geologen klar. 6 Nehmen wir die Nuancierungen von 
Grün und Braun für eine Terrainkarte, gelten die grünen Stufen allein für das Tief 
land, die braunen für Mittelgebirgs- und Hochgebirgsformen. Wohl muß dabei auf 
die Farbennuancierung bei der Grenze von Grün und Braun geachtet werden. Fangen 
die grünen wie braunen Stufen von unten hell an und hören dunkel oben auf, 
tritt an der Grenze von Grün und Braun das Dunkelgrün an das hellste Braun 
heran und erzeugt eine Dissonanz. 7 Dieser Mißklang entsteht auch, wenn die Schichten 
1 In dieser Weise hat W. J. van Bebber die Karte in P. M. 1893, T. 20, ausgeführt. 
- Fr. Ratzel: Anthropogeographie. II. Stuttgart 1891. S. 201. 
:1 E. Friedrich, a. a. O., S. 18. 
1 Wie auf der Schichtkarte der Republik Guatemala von K. Sapper. P. M., Ergh. 113, 
1894, T. 1. 
5 Th. Thoroddsen hat in dieser Weise die Höhenschichtkarte von Island dargestellt. 
1 : 750000. P. M., Ergh. 152. 1905. 
6 Die von mir oben ausgesprochene Meinung deckt sich ganz mit der H. Rauffs; vgl. dessen 
erläuterndes Begleitwort zur Höhenschichtenkarte der Eifel, Bonn s. a. (1907), S. 5. 
7 Wie auf O. Brunns Karte der deutschen und österreichischen Alpenländer (Ost-Alpen). 
1 : 600000. München 1904 (?).
	        
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