Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Zur Logik der durch Farbengesetze und Farbensysteme gegebenen Farben. 
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30—40°/ 00 -Stiife als die charakteristischste innerhalb der gleichen Farbe besonders 
abgetönt wird. Wohl aber hat A. Lindenkohl bei der Darstellung des spezifischen 
Gewichtes des Oberflächenwassers im nördlichen-östlichen Großen Ozean 1 wiederum 
die Spektralfarben verwandt; nur der roten Stufe hat er als höchste Stufe noch ein 
Braun beigesellt. 
0. Krümmel war gleichfalls der erste, der seine Regenkarten von Deutschland 
prismatisch kolorierte (1876) 1 2 , ebenso die zwei Jahre später in der Berliner Zeitschrift 
der Gesellschaft für Erdkunde erschienene Karte von Europa. Th. Fischer folgte 
Krümmel hart auf den Fersen, denn 1879 erschien seine Regenkarte des Mittelmeer 
gebietes in Prismenfarben 3 , worauf er sieben Stufen anwandte, von Hellgelb über 
Gelb, Grün nach Blau und Violett. Das Mittelstück der Spektralfarbenreihe: Gelb, 
Grün und Blau, ist schon aus technischen Gründen (Grün als Mischung von Gelb 
und Blau) eine beliebte Farbenfolge und findet die mannigfaltigste Verwendung 
sowohl auf erdphysikalischen Karten 4 wie bei der Darstellung ganz spezieller Er 
scheinungen, so z. B. von klimatischen Krankheiten. 5 
Auffallend ist die Tatsache, daß die Spektralfarben, die schon seit Newton 
festgelegt sind (1666), sich erst so spät in der Kartographie Eingang verschafft haben. 
Gewiß hängt dies mit der ganzen Entwicklung der geographischen Wissenschaft 
zusammen, die sich zur eigentlichen Wissenschaft erst im vergangenen Jahrhundert 
entfaltete. Aber Karten, die schon von vornherein nicht ohne Farben auskommen 
konnten, wie die geologischen Karten, und die erst Jahrzehnte lang in den ver 
schiedensten Farbenzusammenstellungen unsicher herumtappten, haben verhältnis 
mäßig spät den Wert der Spektralfarben erkannt. Neuerdings hat man auch auf die 
Ostwaldschen Farbenkreise hingewiesen. 
Für die geologische Karte das Festlegen der Prismenfarben zu verfolgen 
ist ebenso interessant für die Geologie wie für die kartenwissenschaftliche Forschung. 
Ich habe dies ausführlicher getan in den entsprechenden Kapiteln der Unter 
suchung über die geologische Karte und kann mich infolgedessen hier weiterer 
Mitteilungen enthalten. Werden auf geologischen Karten verschiedene Farben an 
gewandt, ist von logischem Standpunkt aus darauf zu achten, daß bei Karten, die 
ein und derselben Untersuchungsreihe und alsdann ein und derselben Veröffentlichung 
angehören, die Farben aller Karten miteinander in bezug auf gleiche Gebilde korre 
spondieren müssen; also die Nebenkarten insonderheit dürfen nicht andere Farben 
für die gleichen geologischen Gebilde zeigen wie die Haupt- und Übersichtskarten, 
wie es z. B. des öftern auf den geologischen Karten in S. Passarges Kalahariwerk 
geschieht. 6 
1 A. Lindenkohl i. P. M. 1897, T. 13. 
2 Also noch vor Krümmels Dissertation im Physik.-statist. Atlas von Peschel-Andree gedruckt. 
3 Th. Fischer i. P. M., Ergh. 58, 1879, T. 1. 
4 Vgl. unter anderm: Luftdruckverteilung und Bodenbedeckung Europas während des Höhe 
punktes der Diluvialzeit, T. 111 in . Eckardt: Das Klimaproblem. Braunschweig 1909. 
5 W. G. Frit zsche: Die Verbreitung der Malaria in Italien. P. M. 1895. T. 3. 
6 *''• Bassarge: Die Kalahari. Versuch einer physisch-geographischen Darstellung der Nand- 
felder des südafrikanischen Beckens. Berlin 1904. Der Hauptwert des Buches liegt auf der geo 
logischen Seite. Die geologischen Karten halten indessen einer Farbenlogik nicht Stand. Abgesehen 
davon, daß die geologische Karte der mittlern Kalahari mit einer bunt zusammengew ürfelten Farben- 
reihe bedeckt ist, die weder auf Alter der Schichten noch sonst etwas schließen läßt, differieren 
die Farben der speziellen Karten zu oft mit dieser und der Übersichtskarte, was im Interesse der
	        
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