Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Ästhetik und Logik der Karte. 
Daß man selbst bei der Farbengebung auf Siedlungs- und Volksdichtekarten 
den Spektralfarben folgen kann, hat K. Closterhalfen mit seiner Karte der Volks 
dichte des Regierungsbezirks Arnsberg bewiesen. 1 Er verwandte die Farben Gelb, 
Grün, Blau und Rot. Vor ihm hatte schon G. v. Mayr diese Farben empfohlen. * 1 2 
Fr. Ratzel ist zwar gegen die Anwendung vieler Farben auf der Bevölkerungskarte 3 , 
aber gegen die der Spektralfarbe dürfte er selbst nichts eingewendet haben, wenn er 
die Karte von Closterhalfen noch hätte sehen können. Die Ostwaldschen Farben 
kreise werden sicherlich auch die Siedlungskarten befruchten. 
Sehr viel verspreche ich mir von dem Ostwaldschen Farbenalphabet 
bzw. von den Ostwaldschen Farbenkreisen. Daß manche Praktiker und 
Künstler nicht viel davon halten, ist kein Wunder; ergeht es doch jedem Neuen so. 
Die einen sagen: Das ist ja Unsinn; die andern: Das ist schon dagewesen. Jeder 
Fortschritt ist verdammt, durch diese Szylla und Charybdis hindurchzusteuern. 
Bei den Repliken kann ich mich vielfach des Eindrucks nicht erwehren, daß ein wenig 
Neid mitspricht. Auf alle Fälle gehört dem Ostwaldschen Farbensystem, weil es 
physisch und logisch richtig aufgebaut ist, die Zukunft. Die Kartographie wird 
noch ganz außerordentlich davon profitieren. Insonderheit stehen der angewandten 
Karte jetzt ungezählte, vollwertige und logisch unanfechtbare Farbereihen zur Ver 
fügung. Selbst auf dem Gebiet der Höhenschichtkarte wird sich das System von 
W. Ostwald ein Tätigkeitsfeld erobern. Bis jetzt liegen noch keine kartographischen 
Versuche in den Ostwaldschen Farbenzyklen vor. Das ist aber nur eine Frage der 
Zeit. Die Umwertung vieler Karten und philosophischer Kartenbegriffe ist auf 
dem Marsche. 
290. Didaktische Forderungen der Farbenlogik. In der Logik der Faibengebung 
können wir zuletzt noch von einer didaktischen Forderung reden, wobei didaktisch 
im weitesten Sinne zu verstehen ist. Es gibt eine Anzahl Fälle, bei denen von den 
natürlich begründeten Farbenskalen abgegangen und die Zuflucht zu kräftig wirkenden 
oder auch kontrastierenden Farben genommen wird. Das Schwergewicht wird 
man auf den letztem Punkt zu legen haben. Der Kontrast schließt am besten das 
Verwechseln der Farben aus, wobei allerdings ästhetische Forderungen nicht beiseite 
geschoben werden dürfen. Schreiende, das Auge beleidigende Gegensätze zerreißen 
das Bild; es muß auch bei dem Kontrast auf Harmonie geachtet werden. Den 
Karten, die von Kindern auf niedern und mittlern Schulstufen benutzt werden, 
zarte Töne zu geben ist dem kindlichen Auffassungsvermögen nicht logisch angepaßt. 
Klarheit und der Erleichterung des Studiums leicht zu vermeiden gewesen wäre. Auf der geologischen 
Karte der Kwebe-Berge entspricht das Grün für Toting-Diabas dem Grün des Loalenmandelsteins 
der (ersten) Hauptkarte, auf Bl. 6 sind Granit und Gneis dunkelbraun, auf der Hauptkarte hellrot, 
auf Bl. 7 erscheinen die Ngamischichten dunkelbraun, wie auf Bl. 6 Granit und Gneis, und auf der 
Hauptkarte dagegen grau; Bl. 11, die geologische Übersichtskarte von Südafrika gewährt ein er 
heblich anderes Bild als die (erste) Hauptkarte, darauf sind z. B. die Botletle-Schichten und der Kala 
harikalk unter Hellblau zusammengefaßt, auf der ersten Hauptkarte, der geologischen Karte der 
mittlern Kalahari, dagegen sind die Botletle-Schichten ziegelrot ausgemalt. 
1 K. Closterhalfen i. P. M. 1912, II, T. 37. — Vgl. auch seine Ausführungen i. P. M. 1922, 
II, S. 258. 
2 Vgl. S. Schott: Die Statistik i. Deutschland nach ihrem heutigen Stand. Ehrengabe f. 
Georg v. Mayr. München u. Berlin 1911. Bd. I. Kap. 6. Graphische Darstellgn. S. 187 194. 
3 Fr. Ratzel: Anthropogeographie. II. Stuttgart 1891, S. 202.
	        
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