Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Zur Logik der durch Farbengesetze und Farben Systeme gegebenen Farben. 
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In dem Kapitel Ästhetik wurde ausführlicher darauf hingewiesen. Karten, die für 
Fernwirkungen bestimmt sind, werden neben kräftigen Farbtönen die kon 
trastierenden pflegen. Aber auch die Studienkarten, die heterogene Elemente 
miteinander verschweißen, haben in dem Farbenkontrast ein außerordentliches Hilfs 
mittel der Veranschaulichung und Belehrung. 
Bei einer hydrographischen Karte, die die verschiedenen Fluß- und Strom 
gebiete verdeutlichen will, ist die Abstufung von Farbtönen zu vermeiden. Die 
Farbflächen müssen koordinierend, vollwertig nebeneinander lagern; höchstens 
kann das Hauptstromgebiet eines Landes, wenn beabsichtigt, mit einer besonders 
leuchtenden Farbe bedacht werden. Die buntscheckige Stromgebietskarte erscheint 
nicht anders als jedwede mit politischem Flächenkolorit versehene Karte. 1 Die 
Farben müssen tunlichst kräftig sein, um jedes Einzelgebiet im Gesamtbild klar, 
d. h. unterschiedlich erkennen zu lassen. Läßt es sich mit dem Zweck der Karte 
vereinen, kann ein Gebiet allein im Flächenkolorit wiedergegeben werden, dagegen 
mehr nebensächliche Tatsachen nur durch Bandkolorit ; wenn mithin das abflußlose 
Gebiet der baltischen Seenplatte, auf dessen Darstellung man das Hauptgewicht 
legt, in rotem Flächenkolorit erscheint, genügt es, das Gebiet der Küstenflüsse, das 
Weichsel- und Odergebiet durqh Bandkolorit zu kennzeichnen. 1 2 
Die beliebtesten, weil wirksamsten Gegensätze stellen Bot und Grün oder 
Bot und Blau dar. Mit rotem Strich umfuhr K. Hassert die frühere Menschen 
grenze, mit grünem die heutige. 3 H. Hoffmann zeichnete auf der phänologischen 
Karte von Mitteleuropa, bezogen auf die Aprilblüten von Gießen 4 , die Gegenden, 
die vor Gießen bereits in Baumblut stehen, mit rötlichen Tönen, die so und 
so viele Tage nach Gießen mit grünlichen Farben. B. Credner kolorierte die 
Küsten, an denen Hebungserscheinungen beobachtet waren, rot, Küsten, an denen 
Senkungserscheinungen beobachtet, grün. 5 Schon die wenigen Beispiele lassen er 
kennen, in wie mannigfaltigen Gebieten der Geographie die kontrastierenden Farben 
zur Anwendung gelangen, am meisten jedoch auf ethnographischen und verwandten 
Karten. P. Langhans zieht Bot und Grün bei weitem allen andern Farbenzusammen- 
stellungen vor, ganz gleich ob er die Tätigkeit der Ansiedlungskommission für die 
Provinzen Westpreußen und Preußen zeichnet 6 , oder die deutschen Mennoniten- 
kolonien in Südrußland 7 oder die Verteilung der landwirtschaftlichen und industriellen 
Bevölkerung im Deutschen Beiche 8 ; im selben Genre sind viele Karten in seinem 
Alldeutschen Atlas und in der von ihm redigierten „Deutschen Erde“ gehalten. 
Kot und Blau sind ebenfalls die beiden wichtigen Unterscheidungsfarben auf 
den ethnographisch-statistischen Karten von Langhans. 9 Mit der Zugesellung von 
1 Viele Atlanten bringen hierzu Beispiele. Unter Spezialkarten vgl. die hydrographische 
Karte Montenegros von K. Hassert, P. M., Ergh. 115, 1895, T. 2. 
2 Wie es K. Keilhack auf T. 4 in P. M. 1891 getan hat. 
1 K. Hassert: Polarkarte zur Übersicht der frühem u. heutigen Menschengrenze. P. M. 
1891, T. 11. 
4 H. Hoffmann i. P. M. 1881, T. 2. 
5 R. Credner i. P. M., Ergh. 56, 1878, T. 3. 
6 P. Langhans i. P. M. 1896, T. 9. 
7 P. Langhans i. P. M. 1898, T. 12. 
8 P. Langhans i. P. M. 1899, T. 18. 
9 P. Langhans i. Deutsche Erde, 1909, Heft 2.
	        
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