Zur Logik der durch Farbengesetze und Farben Systeme gegebenen Farben.
747
In dem Kapitel Ästhetik wurde ausführlicher darauf hingewiesen. Karten, die für
Fernwirkungen bestimmt sind, werden neben kräftigen Farbtönen die kon
trastierenden pflegen. Aber auch die Studienkarten, die heterogene Elemente
miteinander verschweißen, haben in dem Farbenkontrast ein außerordentliches Hilfs
mittel der Veranschaulichung und Belehrung.
Bei einer hydrographischen Karte, die die verschiedenen Fluß- und Strom
gebiete verdeutlichen will, ist die Abstufung von Farbtönen zu vermeiden. Die
Farbflächen müssen koordinierend, vollwertig nebeneinander lagern; höchstens
kann das Hauptstromgebiet eines Landes, wenn beabsichtigt, mit einer besonders
leuchtenden Farbe bedacht werden. Die buntscheckige Stromgebietskarte erscheint
nicht anders als jedwede mit politischem Flächenkolorit versehene Karte. 1 Die
Farben müssen tunlichst kräftig sein, um jedes Einzelgebiet im Gesamtbild klar,
d. h. unterschiedlich erkennen zu lassen. Läßt es sich mit dem Zweck der Karte
vereinen, kann ein Gebiet allein im Flächenkolorit wiedergegeben werden, dagegen
mehr nebensächliche Tatsachen nur durch Bandkolorit ; wenn mithin das abflußlose
Gebiet der baltischen Seenplatte, auf dessen Darstellung man das Hauptgewicht
legt, in rotem Flächenkolorit erscheint, genügt es, das Gebiet der Küstenflüsse, das
Weichsel- und Odergebiet durqh Bandkolorit zu kennzeichnen. 1 2
Die beliebtesten, weil wirksamsten Gegensätze stellen Bot und Grün oder
Bot und Blau dar. Mit rotem Strich umfuhr K. Hassert die frühere Menschen
grenze, mit grünem die heutige. 3 H. Hoffmann zeichnete auf der phänologischen
Karte von Mitteleuropa, bezogen auf die Aprilblüten von Gießen 4 , die Gegenden,
die vor Gießen bereits in Baumblut stehen, mit rötlichen Tönen, die so und
so viele Tage nach Gießen mit grünlichen Farben. B. Credner kolorierte die
Küsten, an denen Hebungserscheinungen beobachtet waren, rot, Küsten, an denen
Senkungserscheinungen beobachtet, grün. 5 Schon die wenigen Beispiele lassen er
kennen, in wie mannigfaltigen Gebieten der Geographie die kontrastierenden Farben
zur Anwendung gelangen, am meisten jedoch auf ethnographischen und verwandten
Karten. P. Langhans zieht Bot und Grün bei weitem allen andern Farbenzusammen-
stellungen vor, ganz gleich ob er die Tätigkeit der Ansiedlungskommission für die
Provinzen Westpreußen und Preußen zeichnet 6 , oder die deutschen Mennoniten-
kolonien in Südrußland 7 oder die Verteilung der landwirtschaftlichen und industriellen
Bevölkerung im Deutschen Beiche 8 ; im selben Genre sind viele Karten in seinem
Alldeutschen Atlas und in der von ihm redigierten „Deutschen Erde“ gehalten.
Kot und Blau sind ebenfalls die beiden wichtigen Unterscheidungsfarben auf
den ethnographisch-statistischen Karten von Langhans. 9 Mit der Zugesellung von
1 Viele Atlanten bringen hierzu Beispiele. Unter Spezialkarten vgl. die hydrographische
Karte Montenegros von K. Hassert, P. M., Ergh. 115, 1895, T. 2.
2 Wie es K. Keilhack auf T. 4 in P. M. 1891 getan hat.
1 K. Hassert: Polarkarte zur Übersicht der frühem u. heutigen Menschengrenze. P. M.
1891, T. 11.
4 H. Hoffmann i. P. M. 1881, T. 2.
5 R. Credner i. P. M., Ergh. 56, 1878, T. 3.
6 P. Langhans i. P. M. 1896, T. 9.
7 P. Langhans i. P. M. 1898, T. 12.
8 P. Langhans i. P. M. 1899, T. 18.
9 P. Langhans i. Deutsche Erde, 1909, Heft 2.