748 Ästhetik und Logik der Karte.
Braun zu Grün und Rot zeichnete Leo Frobenius 18 Kärtchen zu den Kulturformen
Ozeaniens. 1
Rot und Blau treten fast ebenso häufig wie Rot und Grün auf. Für die Ver
anschaulichung der Verteilung der Erdbeben in Japan wandte A. Supan blaue und
rote Farben an. 1 2 H. Hergesell gebrauchte bei der Luftdruck- und Temperatur
verteilung über Europa in verschiedenen Höhen 3 blaue Stufen für den Luftdruck
und rote Stufen für Temperaturphänomene. Auf ethnographischen und zugehörigen
Gebieten finden wir wiederum die häufigste Anwendung. Auf der Karte der Volks
dichte der Vereinigten Staaten und von Canada nach dem Census von 1880
kolorierte R. Lüddecke nur blaue und rote Stufen, blau die weniger dichten, rot die
dichter besiedelten Gebiete. Auf der berühmten Karte von 0. Delitsch über die
Bevölkerungsverschiebung der Umgebung von Leipzig, Halle und Weißenfels 4 wird
die jährliche Zunahme der Bevölkerung in roten Farben und die jährliche Abnahme
in blauer Farbe gezeichnet. Fr. Götze und andere wandelten auf seinen Bahnen.
Nicht selten ist die Farbenzusammenstellung Rot, Grün und Blau oder
auch Rot, Gelb und Grün (und Blau). R. Andree zeichnete das Gebiet der Sprach
grenze der Lausitzer Wenden um 1550 gelb, um 1750 grün und um 1872 rot. 5 Die
Verbreitung der Deutschen, Romanen und Slawen in Südtirol und Venetien stellte
A. Petermann nach Ch. Schneller rot, grün und blau dar. 6 Auf anderm Gebiete
sehen wir die ähnliche Farbenreihe angewandt durch E. Krause auf seiner Floren
karte von Norddeutschland für das 12. —15. Jahrhundert 7 , durch K. Sapper auf
die Verteilung des Regenfalls im nördlichen Mittelamerika. 8 Die drei Grundfarben
Gelb, Rot und Blau sind selbst bei Höhenschichtkarten gebraucht worden, ohne
jedoch größere Nachahmung gefunden zu haben. Die älteste Karte dieser Art ist
die Höhenschicht karte vom Thüringer Wald und Umgebung von A. W. Fils. 9
Eine neuere Karte dieser Ausführungsart hat K. Sapper beigesteuert. 10 11 Die sechziger
und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren überhaupt die Zeit der
buntesten Höhenschichtkarten, es war die Zeit des Anfanges solcher Karten und das
( her das Ziel-Hinausschießen kann darum nicht wunder nehmen. Daß aber auch die
Reaktion beizeiten einsetzte, sehen wir aus den Äußerungen und Bestrebungen von
0. Delitsch, der schon 1862 gegen die Anwendung verschiedenartiger bunter Farben für
die* Höhenschicht karten vorging, „für speziellere Forschung in einiger Weise er
leichternd, hindert (sie) die Gesamtanschauung und mag auf die Darstellung geo
logischer Karten beschränkt bleiben.“ 11
1 L. Frobenius i. P. M. 1900, T. 18 u. 20.
2 A. Supan i. P. M. 1893, T. 2.
3 H. Hergesell i. P. M. 1900, T. 8.
4 O. Delitsch: Die Umgebung von Halle. Leipzig, Weißenfels zur Darstellung des Zusammen-
strömens der Bevölkerung vom platten Lande nach den großen Städten und Tndustriebezirken.
1864-75. 1 : 357000. P. M. 1880, T. 6.
5 R. Andree i. P. M. 1873, T. 17.
6 A. Petermann i. P. M. 1877, T. 17.
7 E. Krause: P. M. 1892, T. 18.
8 K. Sapper i. P. M. 1897, T. 10.
9 Nördlicher Teil. 1 : 200000. Gotha 1869.
10 K. Sapper i. P. M., Ergh. 113, 1894, T. 1.
11 O. Delitsch: Mitteleuropa. Orographiseh-hypsometriseh und hydrographisch dargestellt.
Leipzig 1862. S. 2.