Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

750 Ästhetik und Logik der Karte. 
karte der Eifel von H. Rauff namhaft gemacht, worauf die Äquidistanz der Iso 
hypsen 50 m beträgt, t 
Unverständlich bleibt das Verfahren, das früher öfter als heute ausgeführt 
wurde, nämlich bei einer gewissen Höhe, die weder orographisch noch sonstwie 
logisch begründet war, mit einem mehr von vornherein bestimmten Isohypsenzug 
aufzuhören, wodurch die höher gelegenen Gebiete mit einem Schlag durch die letzte 
Schicht verebnet wurden und ihres besondern Charakters verlustig gingen. Unter 
den ältern Werken ist die berühmte Karte der Gebirgsgruppe der Hohen Tauern 
von C. v. Sonklar zu nennen 1 , worauf die höchste Isohypse bei 6000 Wiener Fuß 
aufhört. Ein entschiedener Mißgriff aber war es bei der Karte von A. Dupaigne 1 2 , 
die Frankreich, Deutschland, Süd-England, das nordöstliche Spanien und Italien 
südlich bis Neapel umfaßten, jenseit 600 m mit der Unterscheidung in den Höhen 
aufzuhören; infolgedessen erscheinen Vogesen, Schwarzwald, Vogelsberg, Thüringer 
Wald, Erzgebirge, Böhmerwald usw. von gleicher Höhe wie die Alpen. 3 
Der Maßstab der Karte ist von größtem Einfluß auf die Anzahl der Stufen. 
Erlaubt der Maßstab größere Details, ist dies zugleich einem Mehr von Schichten 
günstig. Die größere Anzahl Schichten wird der Mannigfaltigkeit von Terrainformen 
immer gerechter als die kleinere werden. Das gilt in gleichem Maße für die Höhen 
schichtkarten des Landes wie für die Tiefenschichtkarten des Meeres. 
Werden auf einer Meerestiefenkarte zugleich auch die Höhenschichten des 
Landes mit dargestellt und umgekehrt, müssen die Tiefenschichten sowohl wie die 
Höhenschichten in gleichen Stufen erscheinen, eine ganz logische Tatsache, die bis 
jetzt nur selten beachtet wurde. A. Supan allein hat bei Gelegenheit der Besprechung 
der Weltkarte zur Übersicht der Meerestiefen, herausgegeben von dem Reichs-Marine 
amt 4 , auf die besagte Inkonsequenz aufmerksam gemacht. Auf dieser Karte unter 
scheidet das Flächenkolorit des Ozeans 0—200, bis 2000, bis 4000, bis 6000 und 
über 6000 m-Schichten, das Landkolorit dagegen 0—300, bis 1000, bis 2000 und 
über 2000 m-Schichten. Durch die Wahl verschiedener Stufen wird der direkte 
Vergleich der Höhen und Tiefen unmöglich gemacht. Gegen die gleiche Inkonsequenz 
verstößt die im übrigen sehr gut ausgeführte Höhenschichtkarte .der Preußischen 
Seenplatte und des westpreußischen Anteils der Pommerschen Seenplatte von 
A. Bludau 5 , worauf die Ostsee in blauen Stufen von 0—5, bis 20, bis 60, bis 100 m 
abgetönt ist, dagegen das Land in 15 farbigen Stufen, deren jede 25 m umfaßt. 
Selbst eine derartige Abstufung auf Spezialkarten, wie sie W. Halbfaß auf der Tiefen 
karte der Eifel Maare 6 , die Isobathen von 5 bzw. 10 m Entfernung und Isohypsen 
in 20 m-Abstand bringt, kann man nicht gut heißen. Wesentlich besser wird auf 
der Carte hypsométrique de la France von H. Pigeonneau und F. Drivet, Paris 1878, 
verfahren, worauf die Höhenschichten wie Meerestiefenstufen sich wesentlich in der 
1 C. v. Sonklar: Die Gebirgsgruppe der Hohen Tauern, mit besonderer Rücksicht auf Oro 
graphie, Gletscherkunde, Geologie und Meteorologie, nach eigenen Untersuchungen dargestellt. 
Wien 1866. Die hier gemeinte Karte ist die Niveaukarte auf T. 1. 
2 A. Dupaigne: France et pays voisins. Carte orographique. 1:6000000. — Pyrénées. 
1 : 2000000. Paris 1873. 
3 Deutlicher noch wird dieser Mißstand, wenn man aus jener Zeit die Berghaussche Fels- und 
Bergkarte in der Ausgabe des Stielerschen Handatlas zum Vergleich heranzieht. 
4 Berlin 1893. Vgl. A. Supan i. P. M. 1894, LB. 4, S. 1. 
5 A. Bludau i. P. M., Ergh. 110, 1894. 
6 W. Halbfaß i. P. M. 1897, T. 11.
	        
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