Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Ästhetik und Logik der Karte. 
zügigkeit der Unebenheiten des Meeresbodens gibt wenig Anhalt zur Konstruktion 
größerer abgegrenzter Regionen. Das vielgestaltigere sichtbare Festland hat darin 
vieles voraus. Daß jedoch der Meeresboden auch großer Mannigfaltigkeit auf engem 
Raum nicht bar ist, sehen wir aus der Karte der alpinen Bodenformen am Nord 
rand des Biskayagolfes. 1 
V. Alogisches verschiedener Kartenelemente. 
293. Isarithmen und verwandte Linien. Die Linien der Karte haben wir bereits 
in der verschiedenartigsten Beziehung beleuchtet; desgleichen haben wir uns mit der 
Untersuchung der Form gewisser Linien und der Möglichkeit befaßt, verschiedenen 
Linien einen andern Wesensinhalt als den, der ihnen von Natur aus zukommt, zu 
geben. Die Linien, die als mehr oder minder gelungene Projektion der Umrisse von 
Naturgegenständen zu gelten haben, sind in ihrer Form bestimmt, nicht aber die, 
deren Konstruktion auf isarithmischem Wege basiert. All die isarithmischen 
Linien und ihre Verwandten, mögen sie nun Isothermen, Isobaren, Isohyeten, 
Isohypsen usw. sein, sind Kurven, denen im großen ganzen eine gewisse Eleganz 
nicht abzusprechen ist; niemals eine scharfe Ecke, selten nur eine jählinge Biegung, 
die aus der Rolle des ganzen Linienzugs zu fallen scheint. Doch diese Betrachtung 
ist mehr der Ästhetik angehörig. Logisch ist lediglich der Aufbau der Isarithmen, 
wenn er ermöglicht, daß durch die Stufen eine Kontinuierlichkeit erzeugt wird, also 
ganz im Sinne einer lückenlosen Klimax. 
Die Isohypsen unterscheiden sich von den andern Isarithmenlinien rein äußer 
lich schon durch die größere Häufigkeit der Bogen und Biegungen, die den Iso- 
hypsenzug zusammensetzen. An der Art, wie die einzelnen Bögen sich zusammen 
setzen, erkennt man, ob der Linienzug logisch ist, das heißt in diesem Falle, ob er 
den Gesetzen der Erosion entspricht. 
294. Die schräge Beleuchtung. Ein wichtiges Gebiet kartenlogischer Unter 
suchung eröffnet sich mit dem Kapitel über „schräge und senkrechte Beleuchtung 1 '. 
Die schräge Beleuchtung, wie sie heute auf Wand-, Hand- und Scliulatlaskarten 
üblich ist, wimmelt voll logischer Unstimmigkeiten. Ja, auf keinem Gebiete der 
Kartographie feiert die Alogik solche Orgien wie hier. Da heißt es: schräge Be 
leuchtung von links oben. Man untersuche nur einmal eine Karte mit schräger 
Beleuchtung. Da pendelt die Lichtquelle in der Horizontalen sowohl wie in der 
Vertikalen mit einem Ausschlagswinkel von 5—80° hin und her. 1 2 
Ebenso unlogisch ist die Beleuchtung von N oder NW. Die südliche Be 
leuchtung, für die sich bereits E. Hammer, K. Peucker, A. Heim ausgesprochen 
und betätigt haben, ist die rechte Beleuchtung von unsern Karten', wenigstens von 
denen auf der Nordhalbkugel. Das Gebirge wird von der Sonne beleuchtet, nicht 
von einer künstlichen Lichtquelle, die wir uns im Zimmer zurecht denken. Die 
1 In O. Krümmels Handbuch der Ozeanographie. I. Stuttgart 1907, S. 100. — Eine ähnliche 
Darstellung (Tyrrhenisches Meer mit umgrenzenden Landteilen), comparaison du relief continental 
avec le relief sous-marin, bringt das Manuel de Géographie Physique par E. Chaix et W. Rosier. 
Lausanne 1908, S. 78. 
2 Vgl. M. Eckert: Die Kartenwissenschaft, I, S. 559, 562.
	        
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