Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Alogisches verschiedener Kartenelemente. 
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Sonne gibt Licht und Wärme. Sie lenkt das irdische Leben, warum sollte ihr auch 
in der Kartographie nicht der gebührende Platz eingeräumt werden! 1 
235. Das Profil. Auf einem andern Gebiete, wo sehr wohl Besseres geleistet 
werden könnte, herrscht die Willkür fast mehr als bei der schrägen Beleuchtung. 
Es ist das umstrittene Gebiet der kartographischen Profile. Das kartographische 
Profil entwickelte sich in der Hauptsache aus der vergleichenden Übersicht ver 
schiedener hoher Berge, die schon im 18. Jahrhundert auftritt und über die höchsten 
Erhebungen der einzelnen Kontinente orientieren will. Auch Goethe verdanken 
wir eine derartige Übersicht der höchsten bekannten Berge seiner Zeit. 1 2 Auf seiner 
in Sepia ausgeführten Zeichnung waltet wenigstens noch Schönheits- und Takt 
gefühl vor, das vielen gleichzeitigen Höhenbildern ermangelt, wie der ,,Höhen-Charte 
oder bildlichen vergleichenden Übersicht der bedeutendsten Berge in Europa, Asien, 
Afrika, Amerika und den Südseeländern“ 3 , worauf nach oben zugespitzte, fast 
gleich starke Pfähle nebeneinander eingerammt erscheinen. Diese und andere Einzel 
karten waren die Vorbilder zu all den unmöglichen Länderprofilen, wie sie in der 
ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ihren Einzug in die Atlanten hielten 
und sich darin mit „konstanter Bosheit“ bis auf rühmliche Ausnahmen festgenistet 
hatten. Eigentlich konnten sie schon der Kritik ihrer Zeit nicht standhalten. 
Das Alogische der Profile liegt in der unnatürlichen Überhöhung, wodurch 
ganz falsche Anschauungen erweckt und festgelegt werden; oder wie 0. Peschei 
von den überhöhten Profilen sagt, daß sie nur plastische Karikaturen sind, die sich 
der Einbildungskraft tief einprägen und schwerer wieder zu vertilgen sind. 4 . Nur 
die genaue Angabe der Überhöhung kann den Irrtum eines überhöhten Profils etwas 
korrigieren; besser ist es schon, innerhalb des überhöhten Profils noch ein zweites 
ohne Überhebung zu geben. Wie ein wirkliches Profil, natürlich bei entsprechendem 
Maßstabe, selbst der Abplattung der Erde gerecht werden kann, zeigt Ferdinand 
Linggs vortreffliches, 3y 2 m langes Erdprofil der Zone von 31—65° n. Br. im 
gleichen Maßstab 1:1000000 für Längen und Höhen. 5 
Das Profil wird sich je nach Bedarf auch der Farben bedienen. Dasselbe, 
was für die Farbengebung der Karten gilt, ist für das farbige Profil maßgebend. 
Das geologische Profil, das eine höhere Bedeutung als das geographische hat, wird 
sich an die geologische Farbenskala halten und so dem logischen Aufbau der Karte 
am besten entsprechen. Logischerweise wird man bei einem Temperatur-Profil 
durch einen Meeresteil die wärmern Schichten rötlich, die kalten blau und die 
Übergangsschichten am besten grün kolorieren. 6 
1 Vgl. M. Eckert, a. a. O., S. 560, 563. 
2 M. Eckert, a. a. O., S. 449, 640. 
3 Weimar, im Verlage des Geographischen Instituts, 1820. 
4 O. Peschei: Note vergleichende Probleme. 4. Aufl. Leipzig 1883. S. 41. Wenn sielt 
nicht mehr alles aufrecht erhalten läßt, was Peschei bezüglich der Gestaltung des Meeresbodens aus 
führt, ist doch das Beispiel, was er im Wort und Bild (Höhen- und Tiefenquerschnitt des atlantischen 
Tales) ausführt, noch heute recht lehrreich. 
0 München 1886. Lingg hat späterhin (1893) das Erdprofil ausgezeichnet ergänzt durch die 
Konstruktion des Meridianquadranten auf dessen Sehne. 
6 Wie es z. B. O. Krümmel auf dem Temperaturprofil durch die Ostsee zwischen der Darsser 
Schwelle u. den Finnischen Scheren, Juli 1877, ausgefühlt hat. P. M. 1895. T. 5, Nr. 2. 
Eckert, Kartenwissenschaft. II. 
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