Das Koordinatennetz. (Das Gitternetz.)
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waren voneinander abgeleitet; sie hatten dieselbe Quadrierung (le Quadrillage kilo
métrique Lambert), dieselbe Numerierung und dieselben Benennungen. — Bei den
Engländern gab es die gleichen Maßstäbe und wurden sie in ähnlicher Weise wie
die deutschen gebraucht.
Ihre Hauptaufgabe erblickte die deutsche Kriegstopographie und -kartographie in
der Herstellung einer guten Karte in 1:25000 (s. oben) ; ihr dienten alle Aufnahmen und
alle sonst auffindbaren bessern ältern französischen Kartengrundlagen. Für die Dar
stellung war das deutsche Meßtischblatt maßgebend. Das Gelände wurde in Schicht
linien mit einem Abstand von 5 m dargestellt. Ohne diese Aquidistanz war für genaue
Karten nicht mehr auszukommen. Die Franzosen beeilten sich, sie während des Krieges
einzuführen. Auf ihren neuen Karten in 1:20000 heißt es: „Toutefois, les régions où
figurent des courbes de 5 m ont été l’objet d’un levé récent.“ Die Engländer schlossen
sich später diesem Verfahren an. Die neuen deutschen Karten in 1:25000 dienten
in der Hauptsache der Truppe im Felde, auch sollten sie für die Landesaufnahme in
Berlin das Grundmaterial für eine geplante Schichtlinienkarte in 1:100000 sein, die
gewissermaßen als Fortsetzung der Generalstabskarte in 1:100000 nach dem feind
lichen Lande gelten konnte. Sicher versprach die neue Karte in 1:100000, die leider
infolge des unerwartet eingetretenen Kriegsschlusses nicht ausgeführt wurde, eine
ausgezeichnete Übersichtskarte zu werden, deren Herausgabe auch von geographischen
Kreisen aufs freudigste begrüßt worden wäre.
III. Das Koordinatennetz. (Das Gitternetz.)
308. Das deutsche Koordinatennetz. Bei der Betrachtung der Karten, die im
Kriegsgelände hergestellt worden sind, ganz gleich, ob es sich um eine Karte in 1:50000,
1:25000 und größerm Maßstabe oder um feindliche Kriegskarten in ähnlich großen
Maßstäben handelt, fällt das Quadratnetz auf, das die Karte bedeckt. Die Seite eines
Quadrates entspricht der Länge eines Kilometers bzw. 1000 Yards auf englichen
Karten. Bis jetzt hat man in geographischen Kreisen wenig Notiz von dieser Art
Kartennetz genommen, obwohl sie durch die Karten der Landesaufnahme des Herzog
tums Braunschweig, deren Aufnahme und Herausgabe C. Koppe geleitet hatte, nicht
unbekannt sein mußten. In geographischen wie kartographischen Lehrbüchern liest
man nichts davon, und doch muß sich der moderne Geograph auch mit diesem Karten
netze vertraut machen, das jetzt auf den Neuausgaben der großmaßstabigen Karten
1:25 000 und 1:5000 des Reichsamtes für Landesaufnahme erscheint und dessen Haupt
zweck ist, auf einer großmaßstabigen Karte jeden Punkt genau bestimmen und ver
zeichnen zu können. Voraussetzung ist, daß das Koordinatennetz mit der Karten
projektion, wenn nicht selbst mit ihr identisch, irgendwie in Einklang, in Beziehung
gebracht wird.
Durch das Koordinatennetz wurde im Kriege zugleich die Frage nach einer
geeigneten Projektion für großmaßstabige Kriegskarten aufgewirbelt, unterstützt
durch verschiedene neue technische Errungenschaften. So wurde ähnlich wie für die
Seeschiffahrt für die Zeppelinluftschiffahrt eine eigene Karte nach besonderm (gno-
monischen) Entwurf konstruiert (A. Wedemeyer). Auf eine Anfrage aus Marine
kreisen, ob zu dem Schießen mit den 40—100 km und weiter tragenden Geschützen
(die großen weittragenden Geschütze standen unter marineartilleristischer Leitung)
eine besondere Kartenprojektion nötig sei, gab ich den Bescheid, daß es sich dabei