Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die Kriegskartographie. 
nicht um einen besondern Kartenentwurf sondern um eine rein trigonometrische 
und mathematisch-geographische Aufgabe handle. So schnell wie die Projektions 
frage entstand, so schnell verschwand sie wieder, als man sich entschloß für die Haupt 
teile der Front rechtwinklige ebene Koordinatensysteme (Soldnersche Koordinaten) 
einzuführen, wie sie bei der preußischen Zivilverwaltung gang und gebe waren, also 
nicht Koordinatensysteme in der Polyederprojektion, als die sie der Engländer Hinks 
erkannt hat. Dazu waren die Grundlagen der Karte 1:80000 wie diese selbst mit ihren 
Vergrößerungen nicht geeignet, da die französische Karte in der Bonneschen Projektion 
entworfen ist. Bekanntlich werden bei dieser Projektion die Parallelkreise als kon 
zentrische Kreise auf einem Berührungskegel dargestellt. Auf jedem von ihnen werden 
die wirklichen Abstände der Meridiane (die Abweitungen) rechts und links vom längen 
treuen Mittelmeridian abgetragen und die Punkte zu Meridianbildern ausgezogen. 
Die Meridiane sind mehrfach gekrümmte Kurven. Die Projektion ist flächentreu. 
Artilleristisch darf sie nur für beschränkte Gebiete benutzt werden. Trotzdem hatte 
man bei Kriegsanfang in Berlin versucht, über die Vergrößerungen (1:25000 der Karte 
1:80000) ein blaues Koordinatennetz zu drucken, das in Anlehnung an das französische 
Verduner System nahezu bis Keims .reichte. Die Unzulänglichkeit dieser Netz 
darstellung für artilleristische Zwecke hatte man nur zu bald eingesehen. Die Nach 
teile der Projektion von Bonne bestehen hauptsächlich in den beträchtlichen Winkel 
verzerrungen. Auch die Längenverzerrungen können sich als unangenehm erweisen. 
Bei Hinks lesen wir zum großen Erstaunen, daß auf französisch-englischer Seite ein 
lebhafter Kampf der Meinungen über die Vorteile bzw. Nachteile der Bonneschen 
Projektion für militärische Karten großen Maßstabes entstanden war. 1 Jedem Kenner 
liegt es klar auf der Hand, daß die Bonnesche Projektion in dieser Beziehung gar 
nicht diskutabel ist. 
Bei der Anwendung der Karte 1:80000 oder deren Vergrößerung 1:25000 weisen 
die Ermittelungen von Entfernung und Richtung (Geschützstand—Ziel) beispiels 
weise im Abstand von 150 km östl. Paris noch folgende Fehler auf: 
1. in der Entfernung 
N 
NO 
0 SO 
s 
SW 
W 
NW 
Azimut 
= 
0° 
45° 
90° 135° 
1—-L 
GO 
O 
o 
225° 
270° 
315° 
Entfernung 
= 
5 km 
0 
— 6 m 
0+5 
m 
0 
— 6 m 
0 
+ 6 m 
JJ 
- 
10 „ 
0 
-11 „ 
0 + 11 
j j 
0 
H „ 
0 
+ 11 >5 
JJ 
= 
20 „ 
0 
-22 „ 
0 +22 
j j 
0 
-22 „ 
0 
+ 22 ,, 
JJ 
= 
B0 „ 
0 
-88 „ 
0 +33 
j j 
0 
-33 „ 
0 
+ 33 ,, 
JJ 
= 
50 „ 
0 
— 55 „ 
0 + 55 
j j 
0 
-55 „ 
0 
+ 55 ,, 
Der Fehler ist also 
am g 
roßten für die Schußrichtung 
; SO, SW 
£ 
¡z; 
o 
O 
Null für NS oder OW. 
2. in 
der 
Richtung 
N 
NO 
O 
SO 
s 
SW 
W 
NW 
Azimut 
= 
0° 
45° 
90° 
135° 
o 
cc 
r—1 
0 
225° 
270° 
315° 
Fehler 
= - 
0 
- 3, 
'8 -7/7 
- 3/8 
0 
- 3/8 - 
- 7/7 
- 3/8 
1 Wir lesen bei Hinks, a. a. O., S. 34: In warfare they habe taken on great importance, and 
there has been much discussion of the merits — or perhaps of the demerits — of the projections of 
Bonne for large — scale military maps.
	        
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