Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Die Kriegskarten. 
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Bei der Wasserversorgungskarte genügte ein kleinerer Maßstab, wie 1:50000. 
Auf ihr wurden durch Farben die Quellenzone, Zone der Schachtbrunnen, Zone der 
Flachbohrungen, wasserführende Schichten, wasserlose Gebiete hervorgehoben. Ferner 
erschien im Kartenbilde die Wasserversorgung der Ortschaften und Gehöfte, ob 
Trinkwasser ungekocht genießbar oder Nutzwasser, nur gekocht genießbar, ob das 
Wasser reichlich, ausreichend und unzureichend vorhanden war. Die natürlichen 
und künstlichen Wasseraustritte und Wasserversorgungen wurden hervorgehoben: 
Quellen mit mindestens 1 Sek.-L. Schüttung, schwächere, aber dauernd fließende 
Quellen, erbohrte Quellwässer, einzelne Brunnen außerhalb der Ortschaften, Trink 
wasserbereiche, Leitungen mit Hochbehälter, Pumpwerk- und Zapfstellen, Leitungen, 
geplant oder im Bau befindlich. 
Eine andere wirtschaftliche Aufgabe der geologischen Karten war, die Fund 
stätten von Baustoffen und sonstigen Rohstoffen, die irgendwo gefunden wurden 
und nutzbar gemacht werden konnten, wie Eisenerze, Torf, Phosphorit, Kalk für 
Bau- und Entseuchungszwecke, zu veranschaulichen. Ferner mußten sie zeigen, 
wo sich Stein- und Sandmassen zum Betonieren, Straßen- und Bahnbau vorfanden, 
zugleich auch die Wege, die für die Abfuhr der Massen am geeignetsten waren. 
322. Die Reliefkarten im Kriege. Trotz der oben besprochenen Vielseitigkeit 
von kartographischen Dokumenten waren die Ansprüche der Armeen doch noch 
nicht befriedigt. Die Darstellung des Geländes auf den Karten, sei es durch Schicht 
linie, Schraffe, Schummerung, farbige Schichtflächen, gab noch nicht den gewünschten 
Eindruck eines Reliefs. 
Zweifelsohne ist es schwierig, selbst für die, die eine besondere Ausbildung 
haben — entweder auf Grund von Beschäftigung mit Vermessungsarbeiten oder 
durch lange Übung im Gebrauch von Karten — eine sichere Vorstellung von einem 
großem Geländeabschnitt zu gewinnen. In Wirklichkeit ist es praktisch unmöglich, 
die allgemeinen Formen eines großem Terrains in Gedanken zu rekonstruieren; man 
sieht sie vor sich, indes sind zu viele Einzelheiten zu verbinden. Hier tritt das Relief 
oder Hochbild in die Bresche, das S. Boelcke geradezu als die „veredelte Karte“ 
bezeichnet. 1 „Das Relief in seiner körperlichen, maßstabsgerechten, beileibe nicht 
der Höhe nach verzerrten Wiedergabe der Boden-Unebenheiten ist im Berg- und 
vollends im Gebirgsland von außerordentlicher artilleristischer Ausnutzungsfähigkeit.“ 
In keinem Arbeitszimmer der Armeechefs fehlte wohl das Hochbild in 1:25000 des 
zuständigen Armeegebietes. Es hatte nicht selten eine Größe von 4x2 m und war 
senkrecht aufgestellt. 
In der altbekannten Art wurden die Hochbilder als Treppen- oder Stufenreliefs 
aus der Karte 1:25000 herauskonstruiert. Eigene Mannschaftsgruppen bei den Ver 
messungsabteilungen beschäftigten sich mit der Herstellung der Reliefs, die bei 
manchen Armeen nach dem Gipsverfahren gleich in größerer Anzahl geschaffen 
wurden, da die Nachfrage nach ihnen sehr stark war. Die Landesaufnahme war 
gerade im Begriff, diese Arbeiten den Vermessungsabteilungen abzunehmen und die 
Reliefs in großer Anzahl nach einem neuen Verfahren, daß Wenschow erfunden hatte, 
herzustellen, als der Krieg zu Ende ging. Ich habe die ersten Hochbilder dieser Art 
benutzt, sie besaßen Meßtischblattgröße, waren nicht auffällig überhöht, aber zu 
1 S. Boelcke: Kriegserfahrungen im artillerist. Vermessungsw. usw., a. a. O., S. 81, 88.
	        
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