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Die Kriegskartographie.
Revisionen unterzogen wurden, war es nötig, viele wichtige Seekarten kurzfristig
zu erneuern. u k
Die Marine-Vermessungsarbeiten und -kartierungen erstreckten sich auch auf
die untere Donau von Braila bis zur Sulima-Mündung, ferner auf die Halbinsel
Gallipoli und Mesopotamien. 1
Von großer Wichtigkeit sollten die neu geschaffenen Karten werden, die der
Seeluftschiffahrt dienten. A. Wedemeyer hatte durch seine gnomonischen
Netze die richtige Art gefunden, die für die neue Seeluftwaffe zu konstruieren und
von Nutzen waren. Zunächst waren es die Richtungskarten, die mit farbigen
Strahlenbündeln bedeckt waren, deren Zentren die großen deutschen Funkstationen
waren. Die Strahlen dienten dazu, dem Luftfahrzeug durch Funkspruch genau seine
Lage anzugeben, um sich bei Nichtlandsicht orientieren zu können. Zu diesem
Zwecke war ferner die Karte mit einem Quadratnetz (in qcm) überspannt, dessen
einzelnen Quadrate bestimmte Nummern trugen.
Späterhin werden die Richtungskarten vereinfacht und sind jetzt in der
Ortungskarte für die Deutsche Bucht der Nordsee und für die westliche Ostsee
allgemein zugänglich. Die Projektion der Ortungskarte ist gleichfalls gnomonisch.
Im Gegensatz zur Richtungskarte ist sie nicht mit den oft verwirrenden Strahlen
bedeckt, wohl aber mit einem weitmaschigen Gitternetz. Die Strahlenbüschel werden
durch einen großem oder kleinern — je nach Stärke und Reichweite der Station
farbigen breiten Kreis ersetzt. Das Kartenbild wird dadurch klarer und übersicht
licher. Die Karte ermöglicht, den genauen Schiffsort zu bestimmen; sie dient der
Seeschiffahrt zu Wasser wie zu Luft.
V. Kartenherstellung und Kartenreproduktion.
325. Die Kartellherstellung im allgemeinen. An der Kartenherstellung waren
zwei Arbeitsgruppen einer Vermessungsabteilung beteiligt, die Kartographen und
die Lagenkartenzeichner. Erstere hatten es lediglich mit der Herstellung der
Leerblätter zu tun. Die dazu gehörigen Unterlagen lieferten die Trigonometer,
Topographen, Raumbildner (Stereophotogrammeter) und Fliegerbildauswerter (Photo
grammeter). Zudem waren noch Wünsche und Vorschläge, die von den einzelnen
Armeekorps eingesandt wurden, zu berücksichtigen. Handelte es sich dabei um
Nachträge, konnten diese ohne weiteres übernommen werden, waren es jedoch
Veränderungen, mußten sie nochmals einer Prüfung an der Hand von Flieger
bildern unterzogen werden.
Die Kartographen waren für die Vorlage der Korrekturen und deren Richtigkeit
im Druck verantwortlich, während die Ausführung der Korrekturen den Lithographen
und der Druckerei überlassen wurde. In Ausnahmefällen wurde auch diese Arbeit
von den Kartographen übernommen. Da die Plans directeurs nur für wenige Gegenden
vorhanden waren, suchte man sich im Anfang des Stellungskrieges mit der stück-
weisen Verbesserung der Vergrößerungen der Karte 1:80000 zu behelfen. So bald
wie möglich wurden diese Vergrößerungen durch Originalaufnahmen und neue Karten
ersetzt. Die Kartographen hatten in den Maßstäben 1:25000, 1:10000 und 1:5000
1 W. Wilke: Nautische Vermessungen usw., insbes. Kriegsvermessungen. Beiträge zur deutschen
Kartographie. Hg. v. H. Praesent. Leipzig 1921, S. 97.