Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Kartenherstellung und Kartenreproduktion. 
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für 1:10000 und 1:5000. Das Siedlungsbild wurde nach Fliegeraufnahmen durch 
den Kartographen erheblich ergänzt, da oft einzelne Häuser im Orte zu Verteidigungs 
zwecken ausgebaut und daher in der Karte benötigt wurden. Ein besonderes Karten 
blatt in 1:200000, das aller drei Monate neu herausgegeben wurde, gab einen Über 
blick sowohl über den Stand der Neuaufnahmen wie über das gesamte Planmaterial 
einer Armee. 
328. Herstellung' der Stellungs- und Lagenkarten. Eine zweite Gruppe von 
Kartographen waren die Lagenkartenzeichner. Ihre Hauptaufgabe war, die 
Stellungs- einschließlich Lagen karten anzufertigen. Sie arbeiteten auf der bereits 
fertiggestellten topographischen Grundlage, der Leerkarte, in die sie die Ergebnisse 
der Erkundung durch Flieger, Ballons, Beobachtungs- und Nachrichtendienst, 
Gefangenenaussagen usw. einzutragen hatten, vor allem jedoch das fremde wie 
eigene Graben System. Darum sprechen die Engländer auch direkt von ,,Trench 
maps“. Die Lagenkartenzeichner mußten das Einmaleins der Trappensignaturen 
beherrschen, und das war kein kleines. Der Kiiegsvermessungschef hatte ein Heft 
mit den taktischen Zeichen herausgegeben. Darin wurden allgemein angewandte 
Kartenzeichen für die Maßstäbe 1:25000 und 1:10000 von den Zeichen für Sonder 
karten und Kriegsgliederungen in dem Maßstabe 1:10000 unterschieden. Zu der erstem 
Gruppe gehörten 116 Signaturen und zur andern 872, einschließlich von 82 geolo 
gischen Kartenzeichen. Außerdem gab es noch viele Buchstabenzeichen und vielerlei 
Zeichen für die in der Armee vorkommenden Geschützarten, auch für die Beute 
geschütze. Worauf alles der Lagenkartenzeichner zu achten hatte, mögen einige 
Beispiele erhellen, zunächst die Darstellung der Schützengräben. Mit starkem Strich 
wurden die Kampfgräben gezeichnet, mit dünnem die Annäherungs- und unfertige 
Gräben. Verfallene Gräben, die im Fliegerbild noch als Gräben erkennbar sind, er 
scheinen punktiert. Das eigene Grabensystem wurde blau angelegt, das feindliche rot, 
desgleichen die feindlichen Hindernisse. Dagegen wurden zwecks praktischer Meldungen 
die wichtigen Punkte im gegnerischen Grabensystem blau bezeichnet und ebenso 
für die feindliche Seite Lager, Aufstellungsorte von Feldküchen, neu angelegte Wege, 
Verkehrszentren, Förderbahnen. Masken, Batterien, Flakzüge und Revolverkanonen. 
Die feindlichen Batterien wurde in die Karte aufgenommen, nachdem sie durch die 
Meßtrupps angeschnitten und durch Fliegerbild und Ballonbeobachtung bestätigt 
worden waren. Wurde die feindliche Batteriestellung als verlassen oder als zerstört 
erkannt, punktierte man das Batteriezeichen. Desgleichen erschienen verlassene 
oder zerstörte Lager in der Karte punktiert. 
Dem Lagenkartenzeichner fiel auch die Aufgabe zu, die Lagerkarten, Verkehrs 
karten, Wirtschaftskarten und Verwandtes zu zeichnen. Skizzen, die nicht unbedingt 
maßhaltig zu sein brauchten, Stellungen, wie überhaupt sämtliche farbige Eindrücke 
in Karten wurden autographisch auf Aluminium übertragen. Zu diesem Zwecke 
benutzte man das Eiweißpauspapier, das auf der Bearbeitungsseite mit einer Eiweiß 
schicht überzogen ist. Jede Autographie muß auf dem dazugehörigen Grundriß 
aufgenadelt und mit zwei Marken (Nadelkreuzen) versehen werden. Korrekturen 
und Nachträge wurden gewöhnlich direkt auf den Platten vorgenommen. 
323. Die Geeignetheit der Feldkartographeil. Wir sehen, daß im Felde den 
Kartographen und Lagenkartenzeichnern die vielfältigsten Arbeiten anvertraut waren. 
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