Kartenherstellung und Kartenreproduktion.
803
für 1:10000 und 1:5000. Das Siedlungsbild wurde nach Fliegeraufnahmen durch
den Kartographen erheblich ergänzt, da oft einzelne Häuser im Orte zu Verteidigungs
zwecken ausgebaut und daher in der Karte benötigt wurden. Ein besonderes Karten
blatt in 1:200000, das aller drei Monate neu herausgegeben wurde, gab einen Über
blick sowohl über den Stand der Neuaufnahmen wie über das gesamte Planmaterial
einer Armee.
328. Herstellung' der Stellungs- und Lagenkarten. Eine zweite Gruppe von
Kartographen waren die Lagenkartenzeichner. Ihre Hauptaufgabe war, die
Stellungs- einschließlich Lagen karten anzufertigen. Sie arbeiteten auf der bereits
fertiggestellten topographischen Grundlage, der Leerkarte, in die sie die Ergebnisse
der Erkundung durch Flieger, Ballons, Beobachtungs- und Nachrichtendienst,
Gefangenenaussagen usw. einzutragen hatten, vor allem jedoch das fremde wie
eigene Graben System. Darum sprechen die Engländer auch direkt von ,,Trench
maps“. Die Lagenkartenzeichner mußten das Einmaleins der Trappensignaturen
beherrschen, und das war kein kleines. Der Kiiegsvermessungschef hatte ein Heft
mit den taktischen Zeichen herausgegeben. Darin wurden allgemein angewandte
Kartenzeichen für die Maßstäbe 1:25000 und 1:10000 von den Zeichen für Sonder
karten und Kriegsgliederungen in dem Maßstabe 1:10000 unterschieden. Zu der erstem
Gruppe gehörten 116 Signaturen und zur andern 872, einschließlich von 82 geolo
gischen Kartenzeichen. Außerdem gab es noch viele Buchstabenzeichen und vielerlei
Zeichen für die in der Armee vorkommenden Geschützarten, auch für die Beute
geschütze. Worauf alles der Lagenkartenzeichner zu achten hatte, mögen einige
Beispiele erhellen, zunächst die Darstellung der Schützengräben. Mit starkem Strich
wurden die Kampfgräben gezeichnet, mit dünnem die Annäherungs- und unfertige
Gräben. Verfallene Gräben, die im Fliegerbild noch als Gräben erkennbar sind, er
scheinen punktiert. Das eigene Grabensystem wurde blau angelegt, das feindliche rot,
desgleichen die feindlichen Hindernisse. Dagegen wurden zwecks praktischer Meldungen
die wichtigen Punkte im gegnerischen Grabensystem blau bezeichnet und ebenso
für die feindliche Seite Lager, Aufstellungsorte von Feldküchen, neu angelegte Wege,
Verkehrszentren, Förderbahnen. Masken, Batterien, Flakzüge und Revolverkanonen.
Die feindlichen Batterien wurde in die Karte aufgenommen, nachdem sie durch die
Meßtrupps angeschnitten und durch Fliegerbild und Ballonbeobachtung bestätigt
worden waren. Wurde die feindliche Batteriestellung als verlassen oder als zerstört
erkannt, punktierte man das Batteriezeichen. Desgleichen erschienen verlassene
oder zerstörte Lager in der Karte punktiert.
Dem Lagenkartenzeichner fiel auch die Aufgabe zu, die Lagerkarten, Verkehrs
karten, Wirtschaftskarten und Verwandtes zu zeichnen. Skizzen, die nicht unbedingt
maßhaltig zu sein brauchten, Stellungen, wie überhaupt sämtliche farbige Eindrücke
in Karten wurden autographisch auf Aluminium übertragen. Zu diesem Zwecke
benutzte man das Eiweißpauspapier, das auf der Bearbeitungsseite mit einer Eiweiß
schicht überzogen ist. Jede Autographie muß auf dem dazugehörigen Grundriß
aufgenadelt und mit zwei Marken (Nadelkreuzen) versehen werden. Korrekturen
und Nachträge wurden gewöhnlich direkt auf den Platten vorgenommen.
323. Die Geeignetheit der Feldkartographeil. Wir sehen, daß im Felde den
Kartographen und Lagenkartenzeichnern die vielfältigsten Arbeiten anvertraut waren.
51*