812
Die Kriegskartographie.
Technik, insbesondere Kultur und Verkehrstechnik durch die Kriegskartographie
Anregung und neue Werte empfangen. Erinnert sei an das in Berlin erscheinende
Werk: Die Kriegsschauplätze 1914 bis 1918, geologisch dargestellt in dreizehn Heften,
herausgegeben von J. Wils er. 1 Auch die andern Staaten haben sich bemüht, ihre
Kriegserfahrungen auf topographischem, geographischem und geologischem Gebiet
einem großem Interessentenkreise zugänglich zu machen. Insonderheit sind es die
Amerikaner, die einige beachtenswerte Leistungen zu verzeichnen haben. 2
Die Kriegskartographie hat sich in der Geschichte der Kartographie einen
hervorragenden Platz erobert. An ihrer Entwicklung und ihren Ergebnissen darf
der Kartenkundige nicht achtlos vorübergehen. Noch für spätere Zeiten wird sie ein
Gebiet dankbarer Studien sein. Binnen weniger Jahre hat sie eine Intensität der
Entwicklung gehabt, der bis jetzt nichts Ähnliches zur Seite zu stellen ist; wie bei
den Geländeaufnahmen wurde vorurteilsfrei dem Neuen nachgegangen und dem
Ewig-Gestrigen der Laufpaß gegeben. Viele haben mitgewirkt, daß sie in kurzer Zeit
eine Blüte erreichte, die stets die Bewunderung der Sachkundigen auslösen wird. Wie
wir gesehen haben, läßt sich auf den verschiedensten Gebieten der Kartographie ihr
befruchtender Hauch verspüren. Kaum eine wichtigere Kartenart gibt es, die von
ihr nicht gepflegt oder gefördert worden wäre.
Die Pflegstätte all dieser kartographischen Arbeiten waren die Vermessungs-
abteilungen im Westen sowohl wie im Osten. Über ihre große Bedeutung wurde man
sich bei der Truppe erst allmählich im Laufe des Krieges klar; in weitern, selbst geo
graphischen Kreisen kennt man sie heute noch nicht. M. Friederichsen hat nur
zu sehr recht, wenn er hervorhebt 3 , daß die hohen Verdienste der deutschen Ver-
messungsabteilungen viel zu wenig bekannt sind. Engländer und Franzosen haben
ihren kriegskartographischen Erzeugnissen bereits einen Ehrenplatz in der Geschichte
ihrer Landestopographie eingeräumt. Auch wir sind dies unserer Kriegskartographie,
und zwar in ganz besonderm Maße schuldig, da sie eine Biesenarbeit vollbracht hat,
wie sie kein anderes kriegführendes Volk aufweisen kann. Vor allem wir Geographen
wollen nicht vergessen, was die Kriegskartographie uns gewesen ist, was sie geschaffen
und der deutschen Wissenschaft und Technik gegeben hat.
1 Vgl. ferner P. Range: Beiträge zur Kriegsgeologie. Z. d. Deutsch. Geol. Ges. Berlin LXXI.
1919. M. B. 8-12, S. 164-177.
2 H. E. Gregory: MUitary geology and topography. Prepared and issued under the auspices
of the National Research, Council, Division of Geology and Geography. New Haden. Connecticut 1918.
D. W. Johnson: Battlefields of the world war. A study in military geography. 5 K. 1 : 300000.
New York 1921. — Vgl. auch oben Anni. 1, S. 796.
3 M. Friedrichsen i. G. J. XXXV11I. 1920, S. 303.