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4. Ausführung von Flächeimivellements mit Aneroidbarometern oder kurz „Barometermessung.^
Das Flächennivellement mit Aneroidbarometern, oder kurz die Barometermessung, setzt sich zusammen
aus Messungen einzelner Höhenunterschiede mit Hülfe von Aneroidbarometern. Die Aneroidbarometer (Be
schreibung siehe Abschnitt III der Anleitung) dienen zunächst zur Messung des Luftdrucks.
Der Luftdruck ist nicht nur von der Höhenlage des Punktes, an welchem die Beobachtung gemacht
wird, sondern auch von verschiedenen anderen Umständen abhängig, namentlich aber ist er auch mit der
Zeit veränderlich.
Werden nun die Luftdruckbeobachtungen an zwei Punkten, welche räumlich von einander nicht weit
entfernt liegen (es empfiehlt sich in der Praxis nicht über 15 Kilometer zu gehen) gleichzeitig ausgefülirt, so
entspricht der Unterschied der beobachteten Luftdrücke dem Gewichte der Luftsäule, welche von den
beiden durch die Punkte gelegten wagerechten Ebenen begrenzt ist. Die Höhe dieser Luftsäule ist gleich
dem gesuchten Höhenunterschiede der beiden Punkte. Sie kann nach einer auf Erfahrung gegründeten
Formel, der später zu erläuternden Barometerformel (siehe Abschnitt V der Anleitung) berechnet werden,
wenn an jedem Beobachtungspunkte der Luftdruck bekannt und ausserdem die mittlere Temperatur der Luft
säule ermittelt ist.
Bei Ausführung dieser Messungen sind bezeichnende Höhenpunkte der zu messenden Fläche im Plane
und auf dem Felde aufzusuchen, über jedem Punkte ist Zeit, Aneroidtemperatur und Stand des Aneroides zu
beobachten, die Beobachtungen- sind unter fortlaufender Nummer in’s Feldbuch und der Punkt unter derselben
Nummer in den Feldplan einzutragen. Den Feldplan, welcher durch Einschreiben der mit dem Nivellir-
instrumente bestimmten Höhen für die Barometermessung vorbereitet sein muss, befestigt man mittelst zweier
Riemen auf eine steife lederne Mappe. Diese Mappe dient zum Schutze des Planes und erleichtert als feste
Unterlage das Schreiben und Abmessen der Schrittzahl auf dem Plane. Dem Messgehülfen, welcher die
Mappe trägt, wird eine Taschenuhr an einem Bande um den Hals gehängt. Bleistift und Schrittmaassstab
bindet sich der Ingenieur, um bei der Messung die Hände frei zu haben, mit einer Schnur au den Rock.
Den erwähnten Schrittmaassstab muss sich jeder Beobachter vor der Messung anfertigen. Zu diesem
Zwecke ermittelt er die Schrittzahl, welche er braucht, um eine Länge von etwa 100 m abzuschreiten,
wozu am bequemsten abgesteinte Chausseen zu benutzen sind. Auf ein flaches Holzstäbchen von etwa 15 cm.
Länge wird alsdann eine Eintheilung aufgetragen, welche die Grösse der Schritte in der Verjüngung des
Feldplanes angiebt. Das Zählen von Doppelschritten ist am bequemsten und deshalb ist auch der Maassstab
auf Doppelschritte einzurichten.
Beim Abschreiten auf steilen Hängen bergauf und bergab ändert sich die Schrittgrösse. Um den
für die Ebene ermittelten Schrittmaassstab auch für steile Hänge benutzen zu können, ist die Schrittzahl
mit einer Verhältnisszahl zu multipliciren, welche durch Abschreiten bekannter Längen für verschiedene Fälle
leicht ermittelt werden kann. Es ist unbedingt erforderlich, jede Länge, Ackergrenze u. s. w. die zurück
gelegt wird, durch Schrittzählen zu messen, da sonst grosse Fehler in der Lage der Punkte und gänzliches
Verlaufen die Folgen sind.
Ist man von festliegenden Punkten ausgegangen, so kann man unter fortwährendem Schrittzählen
und Vergleichen mit den Entfernungen des Feldplanes die bezeichnenden Höhenpunkte des Bodens aufsuchen
und bei einfacher Bodengestaltung etwa alle 50 Doppelschritte, bei schwierigeren Bodenverhältnissen nach
Bedürfnis mehr Punkte durch Einschreiten von Grenzen oder von einfachen Constructionslinien festlegen
und die Höhen barometrisch messen.
Der vom Beobachter einzuschlagende Weg ist von vornherein durch die unbedingt fest
zuhaltende Bedingung vorgesclirieben, dass binnen je höchstens einer halben Stunde die Ablesung
des Aneroids wieder über einem Festpunkte, also über einem Punkte mit bekannter Höhe geschehen muss.
Die Grösse der in der Zwischenzeit zu messenden Fläche richtet sich nach der Geschicklichkeit des Arbeitenden
der Klarheit der Katastergrenzen, der Güte des Aneroids und nach der Bodengestaltung.
Der Ingenieur wird durch einige Erfahrung leicht überblicken können, welchen Weg er einschlagen
muss und auf welchem Wege er die Arbeit am meisten fördern kann.