Full text: Anleitung zur Ausführung von Land-Messungen für allgemeine Eisenbahn-Vorarbeiten im Hügellande und Gebirge mit vorzugsweiser Benutzung des Aneroid-Barometers (Text)

14 
4. Ausführung von Flächeimivellements mit Aneroidbarometern oder kurz „Barometermessung.^ 
Das Flächennivellement mit Aneroidbarometern, oder kurz die Barometermessung, setzt sich zusammen 
aus Messungen einzelner Höhenunterschiede mit Hülfe von Aneroidbarometern. Die Aneroidbarometer (Be 
schreibung siehe Abschnitt III der Anleitung) dienen zunächst zur Messung des Luftdrucks. 
Der Luftdruck ist nicht nur von der Höhenlage des Punktes, an welchem die Beobachtung gemacht 
wird, sondern auch von verschiedenen anderen Umständen abhängig, namentlich aber ist er auch mit der 
Zeit veränderlich. 
Werden nun die Luftdruckbeobachtungen an zwei Punkten, welche räumlich von einander nicht weit 
entfernt liegen (es empfiehlt sich in der Praxis nicht über 15 Kilometer zu gehen) gleichzeitig ausgefülirt, so 
entspricht der Unterschied der beobachteten Luftdrücke dem Gewichte der Luftsäule, welche von den 
beiden durch die Punkte gelegten wagerechten Ebenen begrenzt ist. Die Höhe dieser Luftsäule ist gleich 
dem gesuchten Höhenunterschiede der beiden Punkte. Sie kann nach einer auf Erfahrung gegründeten 
Formel, der später zu erläuternden Barometerformel (siehe Abschnitt V der Anleitung) berechnet werden, 
wenn an jedem Beobachtungspunkte der Luftdruck bekannt und ausserdem die mittlere Temperatur der Luft 
säule ermittelt ist. 
Bei Ausführung dieser Messungen sind bezeichnende Höhenpunkte der zu messenden Fläche im Plane 
und auf dem Felde aufzusuchen, über jedem Punkte ist Zeit, Aneroidtemperatur und Stand des Aneroides zu 
beobachten, die Beobachtungen- sind unter fortlaufender Nummer in’s Feldbuch und der Punkt unter derselben 
Nummer in den Feldplan einzutragen. Den Feldplan, welcher durch Einschreiben der mit dem Nivellir- 
instrumente bestimmten Höhen für die Barometermessung vorbereitet sein muss, befestigt man mittelst zweier 
Riemen auf eine steife lederne Mappe. Diese Mappe dient zum Schutze des Planes und erleichtert als feste 
Unterlage das Schreiben und Abmessen der Schrittzahl auf dem Plane. Dem Messgehülfen, welcher die 
Mappe trägt, wird eine Taschenuhr an einem Bande um den Hals gehängt. Bleistift und Schrittmaassstab 
bindet sich der Ingenieur, um bei der Messung die Hände frei zu haben, mit einer Schnur au den Rock. 
Den erwähnten Schrittmaassstab muss sich jeder Beobachter vor der Messung anfertigen. Zu diesem 
Zwecke ermittelt er die Schrittzahl, welche er braucht, um eine Länge von etwa 100 m abzuschreiten, 
wozu am bequemsten abgesteinte Chausseen zu benutzen sind. Auf ein flaches Holzstäbchen von etwa 15 cm. 
Länge wird alsdann eine Eintheilung aufgetragen, welche die Grösse der Schritte in der Verjüngung des 
Feldplanes angiebt. Das Zählen von Doppelschritten ist am bequemsten und deshalb ist auch der Maassstab 
auf Doppelschritte einzurichten. 
Beim Abschreiten auf steilen Hängen bergauf und bergab ändert sich die Schrittgrösse. Um den 
für die Ebene ermittelten Schrittmaassstab auch für steile Hänge benutzen zu können, ist die Schrittzahl 
mit einer Verhältnisszahl zu multipliciren, welche durch Abschreiten bekannter Längen für verschiedene Fälle 
leicht ermittelt werden kann. Es ist unbedingt erforderlich, jede Länge, Ackergrenze u. s. w. die zurück 
gelegt wird, durch Schrittzählen zu messen, da sonst grosse Fehler in der Lage der Punkte und gänzliches 
Verlaufen die Folgen sind. 
Ist man von festliegenden Punkten ausgegangen, so kann man unter fortwährendem Schrittzählen 
und Vergleichen mit den Entfernungen des Feldplanes die bezeichnenden Höhenpunkte des Bodens aufsuchen 
und bei einfacher Bodengestaltung etwa alle 50 Doppelschritte, bei schwierigeren Bodenverhältnissen nach 
Bedürfnis mehr Punkte durch Einschreiten von Grenzen oder von einfachen Constructionslinien festlegen 
und die Höhen barometrisch messen. 
Der vom Beobachter einzuschlagende Weg ist von vornherein durch die unbedingt fest 
zuhaltende Bedingung vorgesclirieben, dass binnen je höchstens einer halben Stunde die Ablesung 
des Aneroids wieder über einem Festpunkte, also über einem Punkte mit bekannter Höhe geschehen muss. 
Die Grösse der in der Zwischenzeit zu messenden Fläche richtet sich nach der Geschicklichkeit des Arbeitenden 
der Klarheit der Katastergrenzen, der Güte des Aneroids und nach der Bodengestaltung. 
Der Ingenieur wird durch einige Erfahrung leicht überblicken können, welchen Weg er einschlagen 
muss und auf welchem Wege er die Arbeit am meisten fördern kann.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.