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Die Temperaturangaben der Isothermenkarten sind nicht auf irgend einen gemeinschaftlichen Horizont
umgerechnet, sondern geben die Temperatur in der Höhenlage der betreffenden Station an. Um Umrechnungen
vornehmen zu können, seien folgende Angaben aufgeführt: Die deutschen Beobachtungsstationen der Wetter
berichte der Seewarte haben folgende Höhenlagen über dem Meer: Altkirch 300 m, Bamberg 242 m,
Berlin 49 m, Borkum 5 m, Breslau 147 m, Cuxhaven 6 m, Friedrichshafen 407 m, Hamburg 20 m,
Hannover 61 m, Kaiserslautern 242 m, Karlsruhe 123 m, Kassel 171 m, Keitum 11 m, Kiel 47 m,
Königsberg 23 m, Leipzig 119 m, Memel 4 m, München 530 m, Münster 64 m, Neufahrwasser 4 m,
Swinemünde 3 m, Thorn 52 m, Wiesbaden 111 m, Wilhelmshaven 7 m, Wustrow 7 m. Der mittlere Werth
der Temperaturabnahme ist 0,58° Celsius auf 100 m Steigung oder 1° Celsius auf 172 m Steigung. Es sei
liier jedoch gleich bemerkt, dass mit diesen Zahlen für die Temperaturabnahme nicht immer richtige
Ergebnisse erzielt werden können. Die Grösse der Abnahme ist sehr schwankend; im Winter nimmt in den
Gebieten hohen Luftdrucks die Wärme nicht selten sogar bis zu gewissen Grenzen mit der Höhe zu, im
Sommer und bei Stürmen übersteigt die Temperaturabnahme öfters ein Grad Celsius für 100 m Höhe. Eine
Reduction von Temperaturangaben nach der Jahreszeit bei verschiedenen Höhen giebt Schreiber in seinem
Handbuche der barometrischen Höhenmessungen auf Seite 14 in folgenden Gleichungen, wobei t-2 die Luft
temperatur der oberen und ti die Lufttemperatur der unteren Station und h die Höhe in Metern bedeutet:
t-2 = tt — 0,004h im Winter
t-2 = ti — 0,006h im Frühjahr
t-2 = ti — 0,007h im Sommer
t-2 = ti — 0,005h im Herbst.
Wird z. B. auf der Höhe = 0 im Sommer die Temperatur -f 12° beobachtet, so ist die Temperatnr der
Luft auf der Höhe + 470 m gleich.
12 — 0,007.470 = 12 — 3,3 = 8,7° Celsius.
Die Ergebnisse, welche aus den vorstehend beschriebenen Bestimmungsarten für die Lufttemperatur
erzielt werden, sind nicht genau und es ist zweckmässiger die Lufttemperatur für die Barometermessungen
nach der dritten der vorerwähnten Methoden: mittelst Rückschluss, durch Ver-
wertliung der Aneroidablesungen über Festpunkten zu finden.
Diese Bestimmungsart schliesst sich an die zeichnerische Ermittelung der barometrisch gemessenen
Höhen an und liefert zwar nicht die wirkliche Lufttemperatur, worauf es gar nicht so ankommt, sondern
eine Lufttemperatur T, welche in den Coefficienten 1 + 0,00366 t der Höhenformel (4) eingesetzt, zugleich
den auf die Höhenberechnung nicht ganz zu vernachlässigenden Einfluss der Luftfeuchtigkeit, also
das Glied (1 -f- 0,378 cp) in Formel (1) berücksichtigt/ Man setzt also in die vereinfachte Höhenformel (4)
anstatt der Lufttemperatur t die corrigirte Lufttemperatur T und zwar so, dass
1 + 0,00366 T = (1 + 0,00366 t) (1 + 0,378 cp);
daraus erhält man für T die Formel
(5) T = t + 0,378 cp t + 103,3 cp
die Grösse cp = — oder der Quotient aus Dunstdruck und Barometerstand kann schwanken zwischen 0 und 0,04
(Siehe Schreiber Seite 31.). Dass die Einführung des die Luftfeuchtigkeit berücksichtigenden T in die
Höhenformel auf die Berechnung der Höhe von erheblichem Einfluss sein kann, ist schon aus fol
gendem Beispiel zu ersehen. Wäre z. B. für zwei Beobachtungsstationen der Unterschied der Seehöhen
50 Meter, so würde man bei t = 15° die Höhe
H = 50 (1 + 0,00366 X 15) = 52.745 m
finden, dagegen bei ebenfalls 15° Lufttemperatur und zugleich cp — 0,04, also T = 19,36, dieselbe Höhe
H = 50 (1 + 0,00366 X 19,36) = 51.713 m.
Der Unterschied der beiden verschieden berechneten Höhen ist also schon bei dem geringen Höhenunterschiede
der Stationen mehr als 1 Meter. Es empfiehlt sich also die Lufttemperatur für die Anwendung in der Höhen-