Full text: Anleitung zum Tracieren von Eisenbahnlinien für angehende Ingenieure

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2) die auf der betreffenden Bahn zu gewärtigenden Zugswider- 
stäude, insofern dieselben durch die Neigungs- und Richtungs 
verhältnisse der Bahn, sowie durch die gewünschte Zugsge 
schwindigkeit hervorgerufeu werden, und endlich 
3) die Wahl, Anlage und Ausdehnung der Stationen, insofern von 
diesen Bestimmungen die Verkehrsverhältnisse der Bahn wesent 
lich beeinflusst werden. 
Kroiieiibreite und Querschnitt des liahnkörpers. 
Die Kronenkreite des Bahnkörpers, d. i. die Breite der Platt 
form auf der die Geleise liegen, ist von sehr entscheidendem 
Einfluss auf die Kosten der Herstellung und demzufolge auch auf 
die Rentabilität einer neuen Bahnlinie, indem von ihr der Umfang 
der Erdarbeiten und die Dimensionen der Kunstbauten wesentlich 
abhängen. Die Bestimmung darüber, ob der Bahnkörper von vorn 
herein für ein oder für zwei oder mehrere Geleise hergestellt wer 
den soll, erheischt sonach um so mehr die sorgfältigste Erwägung 
vou Seite der tracierenden Ingenieure , als bei einem allfälligen 
späteren Bedarf die nachträgliche Erbreiterung des Bahnkörpers für 
ein zweites Geleise bei einer bereits im Betriebe befindlichen ein 
geleisigen Bahn oft sehr bedeutende und zur ersten Herstellung 
häufig ausser allem Verhältnis stehende Summen erfordert, ja 
die nachträgliche Erbreiterung mancher Objekte oft ganz uuzulässig 
sein kann. 
Der Beschlussfassung über diese Frage wird jedoch vor allem 
eine annäherungsweise Kenntnis des anzuhoffenden Verkehres vor- 
augehe» müssen. 
Es gab eine Zeit, wo man die Ueberzeugung hegte, dass eine 
eingeleisige Bahn weder den Anforderungen der Sicherheit des Ver 
kehres entsprechen könne, noch jene Regelmässigkeit im Betriebe 
gestatte, welche der durch die Anlage einer Bahnlinie hervorge 
rufene lebhafte Verkehr zwischen zwei Orten fordert. In England, 
wo alle nur einigermasseu wichtigen Eisenbahnen heute noch doppel 
geleisig angelegt werden, huldigt man dieser Ansicht noch gegen 
wärtig; dagegen haben die französischen und die deutschen Bahnen, 
wo die Doppelgeleise zu den Ausnahmsfällen gehören, dadurch, dass 
sie zu Zeiten einen sehr bedeutenden Verkehr auf eingeleisiger 
Bahn bewältigen, nicht nur die Grundlosigkeit der englischen An 
schauungen thatsächlich widerlegt, sondern auch noch mehr, durch 
die grosse Regelmässigkeit ihres Betriebes, sowie durch die unge 
wöhnlich geringe Zahl der im allgemeinen kaum ganz zu vermei 
denden Unglücksfälle den Beweis geliefert, dass bei entsprechenden 
anderweitigen Betriebseinrichtungen, namentlich bei guter Organi 
sation des Signalisierungswesens, sowie unter Voraussetzung eines 
tüchtig geschulten Personales, selbst für sehr stark frequentierte 
Bahnen die Legung eines Doppelgeleises durchaus nicht unabweis 
bar geboten erscheint.
	        
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