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Theorie, Beschreibung und Gebrauch einer Aus
gleichungsmaschine.
Von Dr. ing. Martin Näbauer,
Privatdozent und Assistent für Geodäsie an der K. Technischen Hochschule München.
1. Rückblick auf die Erfindung- der Methode der kleinsten Quadrate.
Die wiederholte, sorgfältige Beobachtung derselben Grösse liefert stets
etwas von einander abweichende Werte, da alle Messungen mit Fehlern
behaftet sind.
Diese teilen sich, von groben Irrtümern abgesehen, in „systematische
Fehler“ und in „zufällige, unvermeidliche Beobachtungsfehler“. Erstere
lassen sich durch geeignete Beobachtungsmethoden unschädlich machen
oder doch rechnerisch ermitteln und berücksichtigen x ). Die unvermeid
lichen Beobachtungsfehler hingegen sind im allgemeinen der Rechnung
unzugänglich. Sie sind immer nur kleine, mit gleicher Wahrscheinlichkeit
positiv oder negativ auftretende Grössen, welche hauptsächlich von der
Unvollkommenheit der menschlichen Sinne und der Instrumente sowie
von dem Wechsel der Verhältnisse herrühren, unter denen die Beob
achtungen vorgenommen werden.
Als wahrscheinlichsten Wert einer Unbekannten aus mehreren wider
sprechenden, direkten Beobachtungen hat man von jeher deren arith-
i) In der Geodäsie strebt man fast immer die Elimination der systematischen
Fehler durch sog. Kompensationsmessung an, während bei den astronomischen
Messungen nach Bessels Vorschlag die systematischen Fehler aus den Beobach
tungen rechnerisch ermittelt und durch Verbesserung der Messungsergebnisse
berücksichtigt werden.