Die mechanische Prüfung im Materialprüfungsamt. 35
Freilich kommt die Wirkung der eindringenden Kugel keiner der in mannig-
laltiger Weise angreifenden Holzbearbeitungswerkzeuge gleich. Dieser Umstand wird
aber von Janka sogar als ein Vorteil seines Verfahrens hervorgehoben, weil er damit
gleichsam eine neutrale Härte ermittelt.
Angesichts der bisher gewonnenen Erfahrungen läßt sich gegen das Verfahren
von Janka nichts einwenden. Nur in einem Punkte scheint eine kleine Abänderung
erwägenswert zu sein. Es ist nämlich nicht ersichtlich, weshalb man, wenn das Brinell-
Verfahren auch in die Holzprüfung Eingang finden soll, ohne zwingenden Grund in
einem recht wesentlichen Punkte von ihm abweicht. Brinell selbst gibt an, daß
der Zentriwinkel des eingedrückten Kugelteils 90 Grad nicht übersteigen soll. Zwar
erläutert er die Gründe für diese Beschränkung, außer einem die Auswertung be-
treffenden, nicht näher; einer von ihnen ist aber sicherlich der gewesen, der auch
Janka das Ludwiksche Kugeldruckverfahren für Holz ablehnen läßt, nämlich, daß
die Oberfläche des eindringenden Körpers den Holzstoff, bei Nadelholz beispielsweise
die harten Spätholzmäntel, zur Seite schiebt. Das wird natürlich die Kugel, wenn
sie zu tief eindringt, auch tun, und man kann sich davon auch leicht durch einen
Schnitt durch die Eindrucksstelle überzeugen. Man würde also mit Rücksicht hierauf
wohl besser eine größere Kugel nur bis zu einem Zentriwinkel von 90 Grad eindrücken.
Wahrscheinlich würde man dann auch das leidige Aufplatzen harter Proben vermei-
den, das eine Folge dieses Seitenschubes ist.
Baumann verwendet den von ihm entworfenen Schlaghärteprüfer, bei dem
eine Stahlkugel von 10 mm Durchmesser durch einen von einer Feder vorgeschleuder-
ten Hammer in das Holz eingetrieben wird. Er kommt damit zu Zahlenwerten
P/f = 300 kg (f in Quadratzentimeter), die den Zugfestigkeiten ähnlich sind. Wegen
der bei nicht ganz sorgfältiger Unterstützung der Probe möglichen Fehlerquellen
ist aber bei dieser Versuchsart besondere Sorgfalt geboten.
Mit der Härte verwandt ist der für viele Verwendungszwecke wichtige Wider-
stand gegen Abnutzung. Die Prüfung auf diese Eigenschaft erfolgt zweckmäßig
mit Hilfe eines Sandstrahlgebläses, dem die meist lufttrockenen Proben 2 Minuten
lang ausgesetzt werden bei einem Dampfdruck von 3 Atm. Als Maßstab gilt der
Verlust in Gramm auf die Flächeneinheit. ,
Die sehr selten. vorkommende Prüfungsart auf Drehfestigkeit soll nur der
Vollständigkeit halber erwähnt werden. Die im Dahlemer Amt mit Vorteil verwendete
Probenform für diese Festigkeitsprüfungen ist aus Abb. 47 ersichtlich; über die
Ausführung ist Besonderes nicht zu vermerken. Für den Ausfall des Ergebnisses
ist die Querfestigkeit bestimmend.
Schließlich ist als eine immer mehr in’ Aufnahme kommende Versuchsart die
Prüfung auf Schlagbiegefestigkeit zu nennen, die sich z. B. in französischen
Vorschriften findet, und über die einige Ergebnisse von Baumannn vorliegen, der
prismatische Stäbe von 2x 2cm bei 25cm Auflage mit einem Pendelhammer prüfte.
Er fand die Schlagfestigkeit häufig größer beim Auftreffen des Hammers auf Wölb-
fläche als auf Spiegelfläche.
Man käme zu einer außerordentlichen Vereinfachung des Prüfungsverfahrens
für Holz und damit zu einer begrüßenswerten Ersparnis an. Stoffaufwand, wenn es
gelingen würde, für die einzelnen Festigkeitswerte der verschiedenen Beanspruchungen
bestimmte feste Verhältniszahlen zu finden. Die ältesten bekannten Untersuchungen
in dieser Richtung [von Bauschinger, Tetmajer und Wijkander!)] kamen
bereits für lufttrockenes Holz zu einem Ergebnis, das zu den besten Hoffnungen
berechtigen konnte. Neuerdings hoffte Janka von der Kugeldruckprobe die Zu-
lässigkeit einer Schlußfolgerung auf andere wichtige Festigkeitszahlen. Indessen
l) Rudeloff: Untersuchung über die Eignung von Holz und Eisen zu Eisenbahnschwellen. Verein
Z. Beförd. d. Gewerbefleißes S. 3814f. 1912.