Die mechanische Prüfung im Materialprüfungsamt, 31
hielten daher bestimmte Forderungen, die auf diesen ihren Hauptzweck zugeschnitten
waren und natürlich bei der praktischen Erprobung von Bauhölzern abgeändert
der teilweise ganz gestrichen werden müssen. So ist es selbstverständlich, daß
beispielsweise die in ihnen geforderten Ursprungsangaben über Güte des Standortes,
Art des Bestandes, Fällungszeit usw. im Holzhandel nicht gegeben werden können,
der daß die Auswahl astfreien Holzes zu Prüfungszwecken selten allein befriedigen
wird. Zweckmäßig bei allen Holzuntersuchungen bleibt aber die Festlegung der
iußeren Merkmale, die sich auf den Verlauf der Fasern, Anzahl und Anordnung
der Äste und Aststummel, Jahrringsbreite bzw. Verhältnis.des Herbstholzanteils bei
den Nadelhölzern beziehen. Nach den Vorschriften sollen die Ergebnisse für astiges
und astfreies Holz getrennt werden. Die Untersuchungen von Lang und Baumann
geben einigen Aufschluß über den Einfluß von Ästen auf die Widerstandsfähigkeit
gegenüber verschiedenen Beanspruchungen, können natürlich nur Anhalte für den
Konstrukteur bieten, da die Ergebnisse von der zufälligen Größe, Lage und Verteilung
ler Astknoten abhängen und die durch die Äste bedingte Festigkeitsverminderung
nicht gleich ist für Zug-, Druck- oder Biegebeanspruchung.
Um sich bei den Festigkeitsversuchen von dem Einfluß der Zeit freizumachen,
ist eine Laststeigerung von 20 kg/em? in der Minute vorgeschrieben. Für genaue
Untersuchung elastischer Eigenschaften werden unter Umständen Formänderungs-
messungen nach längerer Belastungsdauer wegen der oft sehr erheblichen elastischen
Nachwirkungserscheinungen bei manchen Holzarten am Platze sein.
Als allgemein bekannt sollte der bedeutende Einfluß des Feuchtigkeits-
gehaltes des Holzes auf die Festigkeitseigenschaften vorausgesetzt werden können,
der unbequemerweise noch im Gebiete der sogenannten Lufttrockenheit, also etwa
von 10 bis 20 vH recht erheblich die Festigkeiten beeinträchtigt, am meisten nach
den vorliegenden Untersuchungen die Druckfestigkeit. Beispielsweise findet H. Seitz!)
nach Versuchen von Lang, Bauschinger und Janka die mittlere Druckfestigkeit
:ür Nadelholz bei 13 vH Feuchtigkeit um rund 40 vH höher als bei 17 vH. An-
gesichts solcher Unterschiede kann bei Festigkeitsuntersuchungen an Holz auf gleich-
zeitige Bestimmung des Feuchtigkeitsgehaltes nicht verzichtet werden; der Wert
wissenschaftlicher Untersuchungen wird jedenfalls stark beeinträchtigt, wenn man
von dieser Ermittlung absieht und sich mit der Bezeichnung „Jlufttrocken‘“ glaubt
begnügen zu können.
Die Vorschriften empfehlen eine Umrechnung der erhaltenen Ergebnisse auf
einen Normalfeuchtigkeitsgehalt von 15wvH. Leider ist die Beziehung zwischen
Festigkeit und Feuchtigkeitsgehalt noch nicht derart geklärt, daß allgemein gültige
Formeln an die Hand gegeben werden können. Am günstigsten liegen die Verhält-
nisse beim Druckversuch; indessen bedarf es auch hier nach den Untersuchungen
von Janka®), der in außerordentlich zahlreichen Versuchen für Fichte und Lärche
einen mathematischen Ausdruck zu finden bemüht war, für jede Holzart und inner-
aalb derselben für jede Qualität (Raumgewicht) einer besonderen Formel für die
Beziehung zwischen Feuchtigkeitsgehalt und Druckfestigkeit. Diese Formel wäre
also in den meisten Fällen erst neu zu ermitteln; bzw. es wäre nachzuprüfen, ob
sich für jede Holzart eine allgemeine Beziehung für den Einfluß der Feuchtigkeit
mit genügender Genauigkeit finden läßt.
Zur Ermittelung der Druckfestigkeit werden meist Würfel (Probeformen
3. Abb. 1) verwendet, und zwar wirkt dabei die Kraft gleichlaufend zur Faser-
richtung. Da die spezifische Druckfestigkeit unabhängig ist von der Größe der
!) H. Seitz: Grundlagen des Ingenieurholzbaus, S. 29. Berlin, Julius Springer, 1925.
?) Hadek und G. Janka: Die Fichte Südtirols. Wien 1900; G. Janka, Die Fichte von Nord-
‚irol, vom Wienerwald und Erzgebirge. Wien 1904; G. Janka: Lärche aus dem Wienerwald usw. Wien
1913; G. Janka: Lärche aus Krain usw. Wien 1918.