Full text: Vorlesungen über die Natur der Irrationalzahlen

Charve*), hat in einer ausführlichen Arbeit über ternäre 
quadratische Formen, welcher er diejenige Auffassung re- 
ducirter Formen zu Grunde legt, die man Selling**) ver 
dankt, die H ermite’sehen Gedanken entwickelt und bestätigt, 
indem er die arithmetische Operation der Reduktion einer 
Form zugleich geometrisch veranschaulicht; theils theoretisch, 
theils an einer Reihe numerischer Beispiele findet er eine 
Periodicität in der Reihe der Substitutionen, welche die re- 
ducirten Formen aus der ursprünglich gegebenen Form herzu 
leiten geeignet sind. 
Andererseits hat Jacobi auf dem vorliegenden un 
erforschten Gebiete einen wichtigen Schritt voran gethan, der 
gewiss die richtige Fährte verfolgt. In einer Abhandlung, 
welche erst nach seinem Tode veröffentlicht worden ist***), 
entwickelt er einen Algorithmus, der als eine sehr nahe 
liegende Verallgemeinerung desjenigen anzusehen ist, auf 
welchen wir in der 3. und 4. Vorlesung die Kettenbrüche und 
ihre Periodicität im Falle der quadratischen Irrationellen be 
gründet haben und welchen er deshalb auch einen Kettenbruch 
algorithmus nennt; und indem er denselben zur Anwendung 
bringt auf die Kubikwurzel aus einer ganzen Zahl, findet er 
an verschiedenen numerischen Beispielen die Vermuthung be 
stätigt, dass der Algorithmus periodisch sei. Die sehr 
interessante Frage, ob diese Eigenschaft der Kubik 
wurzel allgemein und derselben bez. den Irrationellen 
dritten Grades charakteristisch sei, blieb leider einst 
weilen ungelöst; denn, obwohl sie nach den Ergebnissen 
von Hermite und Charve unzweifelhaft bejahend zu beant 
worten sein dürfte, können doch die genannten Untersuchungen 
nicht als entscheidend dafür gelten, solange zwischen ihnen 
und dem Kettenbruchalgorithmus nicht ein fester Zusammen 
hang nachgewiesen worden ist. 
*) Thèses près, à la faculté des Sciences de Paris: de la réduction 
des formes quadratiques ternaires positives et de leur application aux 
irrationnelles du troisième degré. 
**) Journal f. d. r. u. a. M. Bd. 77. 
***) Jacobi, allgem. Theorie der kettenbruchähnlichen Algorithmen, 
in welchen jede Zahl aus drei vorhergehenden gebildet wird; herausg. 
von Heine, Journ. f. d. r. u. a. Math. Bd. 69 pag. 29. 
J
	        
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