Full text: Vorlesungen über die Natur der Irrationalzahlen

22 Zweite Vorlesung 
entstehen und demnach rational sind. Das giebt wieder 
p Gleichungen von der Gestalt (5) und als Folgerung eine 
Gleichung von der Form (6), welche eben zeigt, dass co eine 
algebraische Zahl ist. 
In dem besonderen Falle, wo a, ß, • • • y sämmtlich 
ganze algebraische Zahlen sind, sind die Coefficienten A i} 
Bi, • • • Ci sämmtlich ganze Zahlen; dem eben Gesagten 
zufolge werden dann auch sämmtliche Coefficienten in den 
Gleichungen (5) ganze Zahlen sein, und, wie im vorigen 
Satze, dasselbe auch gelten von den Coefficienten der Glei 
chung (6). Hieraus schliesst man den Zusatz: Die Wurzel 
einer Gleichung, deren Coefficienten ganze algebra 
ische Zahlen sind, ist selbst eine ganze algebraische 
Zahl. 
Aus dem zweiten der hier bewiesenen allgemeinen Sätze 
geht hervor, dass eine Zahl durch die Bestimmung, Wurzel 
einer Gleichung zu sein, deren Coefficienten algebraische 
Zahlen sind, nicht allgemeiner definirt ist, als durch die Be 
stimmung, einer Gleichung zu genügen mit rationalen Coeffi 
cienten; diese letztere Definition umfasst vielmehr die erstere 
und kann als die allgemeinste Definition algebra 
ischer Zahlen angesehen werden. 
4. Hier lässt sich nun sogleich die Frage aufwerfen, ob 
die sämmtlichen möglichen Irrationalzahlen, wie sie in voriger 
Vorlesung eingeführt worden sind und wir sie in dieser Vor 
lesung nach Gauss noch durch die complexen Zahlen ergänzt 
haben, unter diese Definition mit einbegriffen sind, oder ob 
es, mit andern Worten, auch nichtalgebraische Zahlen 
giebt, welche dann als transcendente Zahlen bezeichnet 
werden könnten? 
Aber eine andere Frage liegt fast noch näher. Bleiben 
wir bei den algebraischen Zahlen, so können wir ihre Ge- 
sammtheit eintheilen nach dem Grade der Gleichung, durch 
welche sie definirt sind, und können so Irrationellen ver 
schiedener Grade, quadratische, kubische, biquadra- 
tische u. s. w. Irrationellen unterscheiden. Das ist aber 
ein algebraischer Gesichtspunkt und Unterschied, und es 
entsteht die Frage, welche rein arithmetischen Unterschiede
	        
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