Dritte Vorlesung.
Der Anfang der Mathematik in der Form
des Denkens.
Das Wesen der Wissenschaft liegt vorzugsweise im Begriffe.
Wo die Masse der Thatsachen, mögen es nun innere oder äußere
sein, nicht durch ein System von Begriffen beherrscht wird, ist
von Wissenschaft nicht die Rede. Denn die Wissenschaft muß
vor Allem begreifen, und begreifen kann man nur durch Be
griffe.
In unserem Denken findet sich nun Inhalt und Form des
Gedachten. Wer denkt, muß Etwas denken, und wer Nichts
denkt, denkt nicht. Dieses Gedachte mag nun sein, was cs
will, es findet sich thatsächlich nicht einzeln und vereinzelt im Be
wußtsein, sondern es kommt und geht, bald in dieser, bald in
jener Gesellschaft, bald ist's so, bald anders zusammengesetzt und
verbunden. Dieses Verbundene ist der Inhalt des Denkens;
die Art und Weise, wie sein Inhalt verbunden ist, ist seine
F o r m.
Es ist nun zwar klar, daß jeder Gedanke auch in einer
Form erscheinen muß, aber ebenso klar ist, daß nicht alle Ge
danken in verschiedenen Formen auftreten, vielmehr zeigt sich in
den Formen der Gedanken eine große Aehnlichkeit und Gleich
förmigkeit, und dieselbe Form bietet sich für die entgegengesetz
testen Gedanken und drängt sich ihnen auf. Ja diese Form