Full text: Einleitung, Landesvermessung, Kataster (1. Band)

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I. Teil. Die Landesvermessung. 
Unterstützt wurde diese Neuerung durch die Erwägung von Koppe, 
Hammer und anderen, daß schon bei der ersten Kängenübertragung von der 
kurzen Basis auf die zu ermittelnde Hauptdreiecksseite die Eängenfehler im 
Vergleich zu dem Einfluß der Winkelfehler nahezu verschwinden, und daß es 
deshalb vorteilhafter sei, häufiger Basislinien mit geringerer relativer Genauig 
keit (etwa 1:500000) zu messen und zum Eängenanschluß zu benutzen, 
als weniger Basislinien mit großem Mühe- und Kostenaufwand (1:2000000) 
zu trotzdem nicht ganz zweifellosen Unterlagen der Eängenableitung machen 
zu wollen. 
Nachdem schon im 18. Jahrhundert der bekannte englische Geodät General 
Roy die Gleichwertigkeit von Kettenmessungen allen anderen 
damaligen Feinmessungen gegenüber behauptet und auch nachgewiesen 
hatte, und nachdem im Raufe des 19. Jahrhunderts eine Reihe guter Basis 
messungen mit Stahlband in den verschiedensten Rändern ausgeführt worden 
war, brachte der Freiberger Professor Dr. Schmidt im Jahre 1881 den un 
zweifelhaften Nachweis, daß in der Tat der Stahlbandmessung bei genügender 
Vorsicht kaum größere Fehler anhaften als den kostspieligen Feinmessungen 
mit dem starren System. 
Fr maß an einem Nachmittage bei 15° C eine rund 559 m lange Rinie je 2mal 
mit einer Spannung von 7 kg und je 2mal mit einer Spannung von 14 kg in 
der Weise, daß das Stahlband zwischen vorher entsprechend abgesteckten 
und eingerichteten Pfählen mit Nägeln ausgespannt und der Intervall zwischen 
den Fndmarken des Bandes und den Nägeln mit Millimeter-Anlegemaßstab 
genau abgelesen wurde. 
Die Doppelmessung mit 7 kg Spannung ergab 568,550 
„ „ „ 14 „ ,, „ 568,554 
Die Ableitung aus dem Dreiecksnetz II. Ordnung .... 568,559 
Hieraus hatte Schmidt die Folgerung gezogen, ,,daß das beschriebene 
Meßverfahren mit leichten Stahlbändern, das sich wegen seiner sicheren 
und einfachen Art der Ausführung bei den sächsischen Markscheidern längst 
eingebürgert hatte, bei sorgfältiger Rücksichtnahme auf die wichtigsten Fehler 
quellen, insbesondere bei Anwendung konstanter Bandspannungen auch für 
größere trigonometrische Arbeiten ausreichende Genauigkeit gewährt und 
den sonst bei solcherlei Arbeiten üblichen Meßarten mit Meßstangen 
gleich berechtigt an die Seite gestellt zu werden verdient". 
Der Stockholmer Professor Jäderin hat zuerst 1897 dem Stahlbande 
und Stahldrahte als Basisapparat Anerkennung verschafft. Er benutzte 
selbst schon seit 1882 einen 24 m langen Draht anstatt des Stahlbandes. 
Vor allen anderen machten sich die Nordamerikaner die neue Methode 
zunutze und bauten sowohl auf dem General Roy’sehen Gedanken, eine Basis 
mit verschiedenen Meßapparaten zu messen, um die Fehler jedes einzelnen 
zu einem Mindestmaß zu machen, wie auf dem J ä de rin’sehen ihre neueren 
ausgezeichneten Basis-Meß arten auf. Sie suchten dabei den gefährlichen 
Fehler aus den Temperaturschwankungen durch Messungen bei Nacht un 
schädlich zu machen. Die Versuche der Amerikaner, die innere Temperatur 
der Stahlbänder thermoelektrisch (durch Thermophon) zu bestimmen, die
	        
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