B. Die Triangulation.
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o) Die Netzausgleichung.
Das Füllnetz ist ringsum von endgültig festliegenden Kettenpunkten um
geben, von denen aus seine wichtigsten Punkte unmittelbar angeschnitten sind.
Die vorläufigen Koordinaten dieser unmittelbar von der Kette aus
angeschnittenen Punkte können nach Anbringung der Seiten- und Richtungs
verbesserungen ohne weiteres als ,,'Vorwärtseinschnitte“, d. h. aus einer Seite
und den beiden anliegenden Winkeln, meistens sogar von zwei Kettenseiten
aus auf kleine Unsicherheiten genau berechnet werden. Von ihnen aus kann
man dann gewöhnlich die übrigen Netzpunkte in gleicher Weise bestimmen,
da eigentliche Rückwärtseinschnitte im Dreiecksnetz I. Ordnung nicht Vor
kommen. Näheres ist in Abendroth, Ausgleichungspraxis, § 4b I, nach
zulesen.
Früher wurden die Füllnetze (und Zwischenpunkte) auf die umständlichste
Weise nach Bedingungsgleichungen ausgeglichen und verursachten eine fast
noch größere Rechenarbeit als die Ketten. Seit 40 Jahren aber hat man, haupt
sächlich auf Helmerts und Schreibers Betreiben hin, an die Stelle der
Ausgleichung nach Bedingungsgleichungen die nach vermittelnden Beob
achtungen oder nach Koordinaten gesetzt, d. h. es werden erst punkt
weise die vorläufigen Koordinaten berechnet, und dann mit ihrer Hüfe die
Ausgleichungselemente gewonnen und eingesetzt.
Da diese Berechnung, abgesehen von der um eine Dezimalstelle weniger
großen Rechenschärfe, für die Punkte II. Ordnung genau dieselbe ist, wie für
die Netz- und Zwischenpunkte, wollen wir hier nur kurz den allgemeinen Weg
besprechen und erst später näher darauf eingehen.
Zuerst werden die vorläufigen Koordinaten berechnet, wozu aus dem
Abriß die in der, ebenso wie bei den Hauptpunkten durchgeführten, Stations
ausgleichung auf Sekunden genau orientierten sphäroidischen Richtungen
benützt werden, die als gleichgewichtig und mit einer festen Anschlußrichtung
verbunden angenommen werden. Die Meridiankonvergenz wird dabei von
den einzelnen Richtungen nicht abgezogen.
Es wird in der Regel der Schnitt zweier Strahlen für die vorläufige Be
rechnung gewählt, der nahe 90° liegt.
Die sphäroidische Ausgangsseite wird um den Betrag logs — log$
auf die ebene Ränge reduziert, während die Richtungen zunächst ohne
Verbesserung auf die Ebene angewandt werden können.
Je genauer die vorläufigen Koordinaten den endgültigen entsprechen, um
so kleiner sind die Abweichungen zwischen den vorläufigen und endgültigen
Richtungen und um so geringer die Ausgleichungsarbeiten. Deshalb empfiehlt
es sich, erst mit den sphäroidischen Richtungen rohe vorläufige Koordinaten,
daraus die Seiten- und Richtungsreduktionen und dann erst genauere vor
läufige Koordinaten zu berechnen (vgl. Ausgleichungspraxis, § 4b, I).
Für die Berechnung der vorläufigen Koordinaten reichen 6stellige, bei den
Punkten II. Ordnung 5 st eilige Logarithmen aus.
Nun folgt die Verbesserung aller sowohl auf den Festpunkten wie
Abendroth, Vermessungsingenieur. 2. Aufl. 11