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I. Teil. Die Landesvermessung-.
und Flut), die Meeresströmungen und Wind und Wetter, sowie die auch sonst
verschieden wirkende Anziehungskraft des Mondes in Gemeinschaft mit der
Zentrifugalkraft des Wassers bei der Erdumdrehung ganz verschiedenartige
Unregelmäßigkeiten in der Meeresoberfläche erzeugen.
Man hat deshalb z. B. für das Festland des nördlichen Mitteleuropa den
Normalhorizont als Ausgangspunkt für alle Höhenbestimmungen ange
nommen, der identisch ist mit der sphäroidischen Fläche der Erde, die durch
den Nullpunkt des Amsterdamer Pegels geht. Dieser entspricht wieder
dem Mittel aus einer großen Anzahl von Wasserstandsbeobachtungen bei
mittlerem Wasserstande und heißt allgemein iV(ormal)w(ullpunkt) oder
kurz N. N.
Wir haben bereits in der Einleitung auf S. 4 gesehen, daß schon Heron
von Alexandrien das einfachste Instrument zur Messung von Höhen
unterschieden, nämlich die Kanalwage, gekannt hat. Sie hat die Eigen
Schaft der kommunizierenden Röhren und gestattet, an einem senkrecht stehen
den Maßstabe, einer Meßlatte, den Unterschied zweier oder mehrerer Punkte
in ihrer Höhe über oder unter dem Horizont des Beobachters und, wenn dessen
absolute Höhe bekannt ist, über N. N. zu ermitteln.
Die einfachste Höhenbestimmung ist also die orthometrische
oder die unmittelbar mit senkrechten Batten gemessene, und sie ist auch er
fahrungsmäßig die genaueste, denn bei ihr werden die Fehler aus der Krüm
mung der Erdoberfläche beim Aneinanderreihen der Höhenunterschiede von
Stand- zu Standpunkt zu einem belanglosen Mindestmaß.
Für größere Entfernungen bequemer und überall dort, wo das ortho
metrische Verfahren nicht anwendbar ist, in erster Einie und allein brauchbar
ist die trigonometrische Höhenmessung, die den Höhenunterschied
aus gemessenen Vertikalwinkeln ableitet. Dabei sind — wie wir sehen werden —
Erdkrümmung und Dichtbrechung schon sehr einflußreich und müssen be
sonders berücksichtigt werden.
Ungefähre Meereshöhen erhält man auch ohne Aneinanderreihung der
Höhenunterschiede einer Anzahl beobachteter Punkte unmittelbar aus den
Messungen des Uuftdruckes mittels Barometer und Siedethermometer. —
Die orthometrische Höhenmessung oder das geometrische
Nivellement wendet man bei der Festlegung von Höhenfest
punkten für technische und wissenschaftliche Zwecke mit
Genauigkeiten von wenigen Millimetern, die trigonometrische
Höhenmessung als Ersatz für das geometrische Nivellement
und für die Übertragung von Normalnullhöhen auf unzugäng
liche Punkte, sowie für topographische Aufnahmen großen Maß
stabes (1:5000 bis 1:25 000) mit Genauigkeiten von einigen
Zenti- bis Dezimetern und die Barometerhöhenmessungen end
lich für Höhenbestimmungen mit Genauigkeiten von einigen
Metern (auf Reisen, bei großen Waldaufnahmen u. dergl.) an.
Wir wollen uns mit diesen drei Messungsarten im nachstehenden näher
beschäftigen.