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I. Teil. Die Landesvermessung.
Der mittlere Barometerstand ist an den Orten, wo die Siedethermometer
abgelesen wurden, gleich dem Mittelwert dieser Beobachtungen, nachdem sie um
ihre Abweichungen vom Quecksilberbarometer verbessert, und die Bufttemperaturen
entsprechend berücksichtigt waren.
Die mittlere Meereshöhe ist das Mittel aus allen für jeden Barometerstand
einzeln berechneten Höhen über der mittleren Meereshöhe von Puerto Montt.
Hin anderes, größeres Beispiel bringen wir aus den Forschungsreisen des Minister
residenten Freiherrn Dr. Max von Oppenheim in Mesopotamien. Das Beobach-
tungs und Berechnungsbuch ist von uns nachträglich für den Geodäten zweckent
sprechend eingerichtet und nach Tagebuchangaben zusammengestellt worden.
(Siehe die Tafel auf S. 235—237.)
Bei der Berechnung zu 1. dieser Tafel werden zunächst die Siedethermometer
bestimmungen als Festpunkte angenommen, und die gleichzeitigen Federbarometer
messungen auf demselben Punkte darauf abgestimmt, z. B. Siedethermometer
732,0, Federbarometer 727,2, also Verbesserung v = 732,0— 727,2 = + 4,8 mm
und endgültige Ablesung 732,0 oder im Mittel aus 2 Beobachtungen 732,1. Das
macht nach den Jordan’schen Höhentafeln bei einer mittleren Temperatur von
16,2° die endgültige Meereshöhe von + 340 m N N.
Der Unterschied v. 2 — v x zwischen zwei Siedethermometerbeobachtungen auf
2 verschiedenen Standpunkten und den entsprechenden Federbarometerbeobachtun
gen wird auf die dazwischen gelegenen Federbarometerablesungen nach dem Ver
hältnis der Zeit verteilt, und dann die jedesmalige Höhe wie oben ermittelt, z. B.
Zeitunterschied zwischen Punkt 2 und 8=8. April 6h 6 m —5. April 6h 12 111
= 2 Tage 23 h 54 m _ 719 Stunden, v-Unterschied zwischen Punkt 2 und 8 =
— 4,9 x ) + 1,0 = — 3,9 mm.
v 5 gesucht für Punkt 5 und den Zeitunterschied 6. April 5h 7m — 5 April 6h 12 m
= 0 Tag 22h 55m — 22,9 Stunden, also ^71^9 — 1,4, folglich v 5 = 4,8 * 2 )
— 1,4 = + 3,4 mm.
Die Berechnung zu 2. wird, soweit Siedethermometerbeobachtungen vor
liegen, ebenso durchgeführt. Wo Standbarometerbeobachtungen gemacht worden
sind, wird daraus ein Mittelwert sowohl für die Temperatur, wie für den Barometer
stand und die Meereshöhe berechnet. Der mittlere Barometerstand gilt dann als
Soll für die einzelnen Tagesbeobachtungen sowohl am Stand- wie am Reisebarometer.
Im übrigen wird wie zu 1. verfahren.
(Siehe die Tafel auf S. 236 und 237.)
Wir ersehen aus diesen der Praxis entnommenen Beispielen, wie sehr die
Barometerstände für dieselben Meereshöhen (bis 191 m Abweichung) schwanken,
und wie sehr es darum nötig ist, zuverlässige Proben für die Barometermessungen
im Binnenlande zu haben.
Fassen wir nach dem bisher über Höhenmessungen Gesagten das
Wichtigste zusammen, so lassen sich folgende Grundsätze für die Höhen
messungen aufstellen:
1. Höhenfestpunkte von unbedingter Zuverlässigkeit lassen sich nur durch
das sog. geometrische Feinnivellement festlegen Dabei ist mit den besten
Hilfsmitteln und Methoden eine Genauigkeit von + 1 mm auf das Kilo-
') Mittelwert.
2 ) Beobachteter Wert.