D. Die Topographie.
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zurücktreten und unter Anlehnung an die Geodäsie der geographischen Wissen
schaft Platz machen.
Wenn man also den Begriff „Topographie“ ganz umfassen will, muß man
ihn von vornherein zerlegen, und zwar muß man einerseits Messung und
Aufnahme trennen und anderseits geographische und technische Topo
graphie unterscheiden, ohne dabei der letzteren ihren Wert als Kunst im Sinne
der obigen Ausführungen nehmen zu wollen.
Getreu unserem bisherigen Bestreben, aus dem Großen ins Kleine zu
arbeiten, wollen wir zunächst die geographische Topographie als die groß
zügigere und schwierigere und dann die technische besprechen
1. Die geographische Topographie.
Der geographische Forscher oder sein geodätischer Begleiter hat nur in
den seltensten Fällen ein Netz gegebener Punkte zur Verfügung. Er muß
sich das Gerüst, ohne das der Berufstopograph nicht arbeiten kann, selber
herstellen und somit mindestens ebensoviel Wert auf das Messen wie auf das
Aufnehmen legen. Ja, für ihn ist das erstere ungleich wichtiger, weil es zu
gleich das einzige Prüfungsmittel über die Richtigkeit der von ihm gewählten
und innegehaltenen „Route“ ist.
Es ist selbstverständlich, daß für den Forschungsreisenden mangels geo
dätischer Ausgangspunkte zuerst als wichtigstes Messungsverfahren die
geographische Ortsbestimmung in Frage kommt. Doch gibt diese nur den
allgemeinen Halt und muß durch eine Vereinigung aller bisher geschilderten
Messungsarbeiten mit dem topographischen Aufnehmen zu einem brauchbaren
Ganzen vereinigt werden.
Wir wollen uns deshalb kurz einen Überblick über die Anordnung der
wichtigsten Messungen verschaffen.
a) Die Messungen.
Eine Forschungsreise in kartographisch noch nicht bekannte Gegenden
(„Kolonialländer“) reiht ein „Itinerar“ oder eine „Route“ an die andere,
um von ihnen aus die Gegend, soweit sie deutlicn erkennbar ist, durch Kompaß-
und Barometerpeilungen aufzunehmen. Der Ausgangspunkt der Itinerarien
oder Routenaufnahmen muß nach Ränge, Breite und Meereshöhe genau be
kannt sein.
Man vergleicht dort Chronometer und Barometer mit den ebenda etwa
dauernd beobachteten Instrumenten oder läßt je eines mit einem zuverlässigen
Beobachter zurück, nachdem die Gänge der eignen Instrumente und die persön
lichen Gleichungen ihrer Beobachter auf das sorgfältigste festgestellt worden sind.
Eine Route umfaßt in der Regel eine, unter ungünstigen Witterungs
verhältnissen auch zwei oder mehrere Tagesreisen. Da gewöhnlich in der
Mittagszeit eine größere Ruhepause gemacht wird, so benutzt man diese zu
Breitenbestimmungen aus Zirkummeridian-Zenitdistanzen der
Sonne (vgl. S. 62 a und 91) und, wenn diese auf hohen Bergen mit weiten
Rundsichten ausgeführt, werden, zur gleizhzeitigen Bestimmung von Haupt