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I. Teil. Die Landesvermessung.
azimuten mit langen Sichten (S. 67ff. und 94) nach anderen hohen Bergen
oder sonst hervorragenden Punkten. Die Schnitte dieser Azimute mit ander
weitig bestimmten Breiten dienen als Meßproben für die geographischen
Dangen, die sonst in der Regel nur durch Zeitübertragung (S. 56ff. und 87)
mit Chronometern unter Berücksichtigung der vor und nach der Reise er
mittelten Gänge beobachtet werden.
Ist während der Mittagspause eine Breiten- und Azimutbestimmung nicht
ausführbar, so muß man in den ersten Abendstunden Beobachtungen
von Zenitdistanzen des Polarsternes (S. 65 und 92) anstellen und die
Hauptazimute durch Beobachtung von Zirkumpolarsternen in der Nähe
ihrer größten Abweichung ermitteln.
Die Azimute dienen außer zur Bängen-
probe insbesondere auch zur Brmittelung
der magnetischen Mißweisung, ohne
deren genaue Kenntnis die Routenaufnahmen
sehr unzuverlässig wären.
Die Zwischenräume zwischen den geo
graphisch bestimmten Hauptpunkten werden
nun, wenn es die Gegend gestattet, durch
eine fortlaufende Triangulation, ins
besondere der großen Gebirgstäler,
ausgefüllt, die ja gewöhnlich für die Tages
märsche benutzt werden.
Diese Triangulation kann graphisch sein,
ist aber besser zahlenmäßig und stützt sich
dann auf eine kurze Basis im Ausgangs
punkt der Route und endet in einer kurzen
Basis im Endpunkte derselben. Die Basis-
Abb. 44. Erkundungsinstrument von f. w. ünien werden am einfachsten durch Stahl-
Breithaupt & Sohn in Cassel. meßband, Stahldraht oder durch Faden
distanzmesser und Distanzlatte mit Gegen
probe gemessen, da es weniger darauf ankommt, genaue, auf Normalmaß
berichtigte Bängenwerte zu bekommen, als vielmehr innerhalb des beabsich
tigten Kartenmaßstabes für die gesamte Aufnahme eine Bängeneinheit fest
zuhalten, die genügende maßstäbliche Zuverlässigkeit gewährleistet.
Die Punkte der fortlaufenden Triangulation, wo beobachtet werden kann,
sind zugleich Ausgangspunkte für die trigonometrischen Höhen- und
Entfernungsmessungen nach den wichtigsten Berggipfeln und Tiefe
punkten des Forschungsgebietes.
Als Winkelinstrument ist entweder das, für die Bängenmessungen mit
Fadenentfernungsmesser zu versehende, Universalinstrument (S. 70) oder das
für Itinerarien besonders eingerichtete Universal-Erkundungs-Instrument
(Abb. 44) von F. W Breithaupt & Sohn zu empfehlen, dessen Genauigkeit
von 30" — 1' Nonieneinheit für solche Arbeiten vollständig ausreicht.
Eine Aufsatzbussole gestattet die unmittelbare Beobachtung der magne
tischen Mißweisung.