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I. Teil. Die Landesvermessung.
Helbing in Flums (Schweiz) in der Schweizer Bauzeitung 1921 nach
Vorträgen im Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein in Basel,
Zürich, Bern usw. gebracht hat.
Danach sind die „Genauigkeit, Vorteile und Anwendungsgebiete der
Stereoautogrammetrie bei technischen Geländeaufnahmen“ denjenigen
der bisherigen geometrischen, tachymetrischen und Meßtischverfahren durch
aus ebenbürtig, während die Kosten an Zeit, Arbeit und Geld (abgesehen
von der Beschaffung der sehr teuren Apparate. Der Verfasser.) angeblich
geringer sind als bei jenen.
Nur in hochbewaldeten und sonst verdeckten Geländeteilen vermag nach
obigen Ausführungen die Photographie in dieser Anwendungsform die alten
Verfahren nicht zu übertreffen und muß durch sie ergänzt werden. Von be
sonderem Interesse sind die weiteren Ausführungen über steilwandige oder
gar überhängende Felswand-Darstellungen, wo die bisherigen Aufnahme
arbeiten so gut wie versagen, während dagegen die Stereoautogrammetrie die
automatische Herstellung genauester Profilzeichnungen gestatte.
Dr. Helbing kommt in dem genannten Aufsatze zu 8 Schlußsätzen, die der
Stereoautogrammetrie die volle Überlegenheit gegenüber allen bisherigen Ver
fahren zusprechen und ihre Bedeutung für Technik und Wissenschaft unwider
leglich hervorheben sollen.
Der letzte Satz lautet:
,,8. Das Plattenmaterial bleibt als unanfechtbares, weil unver
änderliches Dokument erhalten, ist jederzeit Nachmessungen zu
gänglich, somit in rechtlicher, wissenschaftlicher und technischer
Hinsicht von bleibendem Wert.“
Das ist derselbe Standpunkt, den wir schon viele Jahre früher, zuletzt im
Jahre 1915, in unserem Aufsatze „Die Plankammer der Zukunft“ in der
„Städtezeitung“ (Berlin, Unionverlag), XIII. Jahrgang, Heft 6 (Seite 82—85)
eingenommen und betont haben.
Nach dem übereinstimmenden Urteil insbesondere österreichischer Autori
täten auf dem dort hoch entwickelten Gebiete der Topographie und Karto
graphie, namentlich auch des Professors Dr. Bd. Brückner vom geographischen
Institut der Universität Wien, des damaligen Generalstabsmajors Alois
Prochaska Bdler von Mühlkampf und des derzeitigen Feldzeugmeisters
d. R. Christian Frhrn. von Steeb, ist also die von Orel’sche Erfindung
wohl geeignet, das bisherige Aufnahmeverfahren mit Meßtisch und Kippregel
1:10000 und 1:25000 vollgültig zu ersetzen und bei erheblicher Arbeits- und
Kostenersparnis außerdem in den Stereophotogrammen wertvolle Unterlagen zu
schaffen, um an ihrer Hand gute Verkleinerungen kleinmaßstäblicher Karten
durchführen zu können, welche die von Steeb’sche Forderung erfüllen, daß
sich eine gute Gelände da rstellung zur Natur verhalte wie das Porträt zur
Photographie (vgl. auch unsere Ausführungen unter I. E. 2.).
Die Bedeutung dieser Erfindung für weitere Gebiete der Vermessungs
technik ist auch jetzt noch nicht abzusehen. Es sei hier nur (mit Major
von Mühlkampf, Helbing u. a.) auf folgende Punkte hingewiesen: